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[Teil 2] Entega: Kernenergie ist aus unserer Sicht keine Brückentechnologie

Kategorie: Strom

Zurück zum 1. Teil des Interviews.



Kann ENTEGA die nun stark wachsende Nachfrage nach Ökostrom decken oder muss verstärkt Fossile Energie eingekauft werden?

Nein, wir brauchen bei Entega keine zusätzliche fossile Energie. Nicht erst seit Fukushima erkennen wir ein steigendes Problembewusstsein bei den Kunden. Dies ist aus unserer Sicht ein dauerhafter gesellschaftlicher Wandel, den wir sehr früh erkannt haben. Ökostrom ist in den letzten Jahren aus der Nische gekommen und wir haben nicht unerheblich dazu beigetragen. Wir haben auf Wachstum angelegte Strombezugsverträge; schließlich bieten wir seit 2008 aktiv nur noch Ökostromtarife an. Daher können wir auch die wachsende Nachfrage ausschließlich mit regenerativen Energien decken – sonst wäre es auch kein Ökostrom mehr.



„Wir arbeiten aktiv daran, auch unsere Bestandskunden in anderen Tarifen für Ökostrom zu interessieren“





Wie passen Ökostrom und Fossile Energie im Strommix zusammen?

Wir haben neben unseren rund 430.000 Ökostromkunden auch noch einen gewissen Anteil an Basiskunden – aufgrund unserer langjährigen Tradition als regionaler Grundversorger in der Rhein-Main-Region. Diese wählen zwar nicht bewusst eine 100%-Versorgung mit regenerativen Energien, aber auch sie erhalten rund 39 % regenerativen Strom. Der Rest kommt aus besonders effizienter gasbetriebener Kraft-Wärme-Kopplung.

Hervorzuheben ist: Im ganzen Bundesgebiet bieten wir schon seit 2008 aktiv ausschließlich unseren regenerativ erzeugten Ökostrom an. Zudem arbeiten wir aktiv daran, auch unsere Bestandskunden in anderen Tarifen für Ökostrom zu interessieren: So ist unser Ökostromtarif günstiger als der Grundversorgungstarif hier in der Region.



Für wann plant ENTEGA den Ausstieg aus Fossiler Energie? Was muss passieren, dass der Termin vorverlegt werden kann?

Eine vollständige CO2-neutrale Energieversorgung ist unser erklärtes Ziel. Wie schnell wir aber auf den verbleibenden fossilen Anteil aus effizienten Gaskraftwerken für unsere Nicht-Ökostromkunden verzichten können, hängt auch stark vom Kundenverhalten, der Nachfrage sowie den Strukturen der Energiewirtschaft ab, d.h. wie schnell Investitionen umgesetzt werden können.



ENTEGA zieht Bilanz in einem Nachhaltigkeitsbericht. Was soll im nächsten Bericht stehen?

Nachhaltige Entwicklung ist gerade für ein Energieunternehmen ein langfristiger Prozess, egal wie konsequent wir sie vorantreiben. Unser erster Nachhaltigkeitsbericht ist daher vor allem eine Zwischenbilanz auf unserem Weg hin zur CO2-neutralen Energieversorgung. Der aktuelle Bericht für 2009 zeigt, wo wir heute stehen und was wir planen, um der Klimaneutralität näher zu kommen. Auf dieser Basis können wir in den nächsten Berichten aufzeigen, welche Schritte wir erreicht haben. Zum Beispiel wird immer unser Energiemix ein Thema sein: Die CO2-Emissionen pro erzeugter Kilowattstunde liegen bei den Ökostromkunden - und die stellen die Mehrzahl dar - bei Null. Ein Teil unserer Kunden, nämlich die Basiskunden, beziehen einen Mix aus Ökostrom und Kraft-Wärme-Kopplung. Dadurch liegen deren CO2-Emissionen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Auf diesem anspruchsvollen Niveau noch weiter zu reduzieren, wird nicht einfach sein. Auch planen wir die Senkung des unternehmensinternen Energieverbrauchs bis 2020 um mindestens 25 % pro Mitarbeiter im Vergleich zu 2009. Viele einzelne Maßnahmen haben wir auf jeden Fall schon auf den Weg gebracht. Die Bandbreite reicht von CO2-Obergrenzen für Dienstfahrzeuge, über klimaneutrale Veranstaltungen und Druckerzeugnisse bis hin zu energiesparendem Fahrtraining oder dem Aufbau eines Portals für Fahrgemeinschaften.



„Nicht nur im Vertrieb – auch in der Erzeugung sind wir ganz vorne“





Auf welche Leistungen und/oder Auszeichnungen sind Sie besonders stolz?

Besonders stolz sind wir, dass es uns gelungen ist, in relativ kurzer Zeit viele Menschen dazu zu bewegen, auf nachhaltige Energien umzusteigen. Innerhalb von fünf Jahren wurden wir im Privatkundenbereich – gemessen am verkauften Strom – größter Ökostromanbieter Deutschlands. Wir entwickelten innovative Ideen, wie z. B. unser klimaneutraler Erdgastarif, mit dem über die Grenzen von Ökostrom hinaus nachhaltige Lösungen auch in der Wärmeerzeugung umsetzen. Aber nicht nur im Vertrieb – auch in der Erzeugung sind wir ganz vorne: Unsere Muttergesellschaft HSE investiert bis 2015 über eine Milliarde Euro in regenerative Energien. Gemessen am Jahresumsatz von rund 1,4 Milliarden Euro ist dies ein beispielhaftes Investitionsverhalten.



Das Thema der Klimaneutralität braucht eine breite Öffentlichkeit, denn nur so kann ein Hebel entstehen, der Veränderung möglich macht. Ein Erfolg ist daher für uns auch unsere strategische Partnerschaft mit dem 1. FSV Mainz 05, die wir 2009 auf den Weg gebracht haben: Mit Energiesparmaßnahmen und CO2-freier Energieversorgung haben wir den FSV Mainz 05 zum ersten klimaneutralen Fußballbundesligisten gemacht. Selbst Greenpeace hat in seiner jüngsten Mitgliederzeitschrift dieses Engagement gewürdigt. Auch dass wir mit Offenheit und Dialogbereitschaft, zum Beispiel mit den Denkanstößen, den Diskurs über Klimaneutralität in der Öffentlichkeit anstoßen können, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.



Unsere Nachhaltigkeitsstrategie wird auch von unabhängigen Dritten honoriert: So haben wir beispielsweise für die „Schneemanndemo“ den Goldenen Löwen in Cannes erhalten. Das Engagement des HSE-Konzerns wurde 2010 von Eurosolar mit dem Deutschen Solarpreis ausgezeichnet.



Frau Müller, vielen Dank für das Gespräch.