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Entega: Kernenergie ist aus unserer Sicht keine Brückentechnologie

Kategorie: Strom

"Wann, wenn nicht jetzt?" So lautet die Frage von Stromanbieter ENTEGA nach dem privaten Atomausstieg der Stromverbraucher. Der atomare Unfall in Fukushima in Japan ist inzwischen formal gleichgesetzt mit Tschernobyl und nicht nur bei der Politik findet ein Umdenken im Bezug auf die Kernenergie statt. Sofern nicht schon geschehen unterbieten sich Interessengruppen, Parteien und Stromanbieter mit den Terminen zum Ausstieg. Dieser Schritt liegt bei ENTEGA schon ein paar Jahre zurück. Seitdem bezieht der Versorger keinen Strom aus Kernkraft, setzt sich stattdessen für Ökostrom ein und macht auf die Gefahren von Kernkraft aufmerksam. Im Interview mit Tarifo.de sprach ENTEGA-Geschäftsführerin Cordelia Müller über die Konsequenzen der Atomkatastrophe und die Anliegen vom Stromanbieter.



Entega: Kernenergie ist aus unserer Sicht keine Brückentechnologie



Redaktion, Tarifo.de Stromvergleich: Was heißt eigentlich ENTEGA und wofür steht es?



Cordelia Müller: Der Name ENTEGA leitet sich aus dem altgriechischen tega (Dach) und aus den ersten beiden Buchstaben für Energie ab. Es steht damit für eine ganzheitliche Betrachtung, die heute zwangsläufig auch die Frage der CO2-neutralen und Atomenergie freien Energieversorgung mit einschließt. Aus der Atomenergie sind wir bereits 2008 komplett ausgestiegen. Am Ziel der vollständigen CO2-neutralen Energieversorgung arbeiten wir mit Hochdruck.

„Unsere Zielgruppe sind die Menschen, die bewusst und verantwortungsvoll konsumieren wollen“



Als Grundversorger bedient ENTEGA sämtliche Bürger und Gewerbetreibende ganzer Städte und Dörfer. In anderen Regionen, mit der Werbung und speziellen Tarifen (z.B. HSV Klimafan Ökostrom) scheint man nur bestimmte Verbrauchergruppen anzusprechen. Welche Zielgruppe haben Sie?



Mit unserer Muttergesellschaft verfügen wir über eine fast 100jährige Tradition. Unsere Wurzeln liegen im Rhein-Main-Neckar-Raum. Wir sind ein grundsolides Unternehmen, das als klassischer Regionalversorger gestartet ist und heute wie kaum ein anderes Unternehmen für eine zukunftsfähige Energieversorgung steht. Wir wollen möglichst weite Teile der Gesellschaft für klimaneutrale Energieversorgung sensibilisieren und haben uns dafür schon vor einiger Zeit bundesweit aufgestellt. Unsere Zielgruppe sind die Menschen, die bewusst und verantwortungsvoll konsumieren wollen und denen Klima und Umwelt am Herzen liegen.



Wie stehen Sie zu Strom-Discountern und den Online Preisvergleichen?



Vor Fukushima war bei vielen wechselwilligen Verbrauchern besonders der Preis ein Thema. Seit der Katastrophe in Japan fragen die Verbraucher stärker nach der Qualität des Stromes. Der Begriff Qualität bezieht sich auf die Art der Erzeugung und den Beitrag zum Umweltnutzen, den der Stromanbieter leistet: durch den Neubau von Kraftwerken auf der Basis erneuerbarer Energien oder effizienter gasbetriebener Kraft-Wärme-Kopplung. Der eigene Atomausstieg und die Förderung der regenerativen Energien sind mittlerweile die wichtigsten Motive für die Anbieterwahl. Stromanbieter, die nur mit Ökostrom handeln, bringen den Energiemarkt aber keinen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit voran, denn vielen diesen Unternehmen fehlt strukturell die Kraft, die Grundlagen unserer Energieversorgung zu verändern. Diese liegen nun einmal in der Erzeugung.



Nicht nur für den Preisvergleich, sondern auch um diese Qualitätsunterschiede bei Ökostromangeboten erkennen zu können, sind Online Preisvergleiche für Verbraucher eine wichtige Orientierungshilfe. An der Zertifizierung der Stromtarife können Kunden den Nutzen für die Umwelt ablesen, also ob tatsächlich erneuerbare Anlagen gefördert werden. Dass sich nun beim Ökostrom dessen Güte durchsetzt, merken auch wir an der steigenden Nachfrage, da wir mit dem ok-power-Label sehr stark auf Qualität setzen.



Im vorletzten Winter machte das Unternehmen unter anderem mit der Schneemann-Demo in Berlin Schlagzeilen. Wie geht es den Schneemännern heute?



Die Schneemänner sind mittlerweile geschmolzen; bewirkt haben sie jedoch eine Menge: Mit der ersten Aktion unserer Reihe „Denkanstöße“ konnten wir die Themen Klimawandel und klimaneutrale Energieversorgung in die Breite tragen. Es folgten drei weitere Denkanstöße: Das „Café Endlager“ in Stuttgart machte im Frühjahr 2010 auf die Risiken der Atomkraft und ungeklärte Fragen der Atommüllendlagerung aufmerksam. Im Herbst 2010 setzten wir den 3. Denkanstoß in Hamburg um: Der „Stromfresser“, ein Iglu aus über 320 Kühlschränken, zeigte eindrücklich, wie sinnlos Energie in Millionen Haushalten verschwendet wird. Die Installation „HOLYWOOD“ in Berlin wies schließlich im Februar 2011 auf die Bedeutung des Waldes für unser Klima hin. Für diese neue, dialogorientierte Form der Kommunikation haben wir uns bewusst entschieden, anstatt auf klassische Werbung und Einweg-Kommunikation zu setzen. Denn der Weg, den wir als Unternehmen eingeschlagen haben, erfordert auch eine neue Form der Kommunikation. Wir wollen nicht nur Aufmerksamkeit erzielen, sondern zum Nachdenken anregen.



Ökostromanbieter erfahren nicht zuletzt wegen der Vorkommnisse in Japan aktuell wachsenden Zuspruch. ENTEGA setzt bereits seit 2008 auf Strom ohne Atomkraft. Was bedeutet Fukushima für den Ausbau der Erneuerbaren Energien bei Ihnen?



Auch bei uns ist nach der Atomkatastrophe in Japan eine steigende Nachfrage nach Ökostrom zu spüren. Wir verzeichnen rund fünfmal so viel Interesse. Auch unsere Bestandskunden in anderen Tarifen fragen verstärkt nach ENTEGA Ökostrom. Unabhängig von dieser Entwicklung sind für uns Investitionen in umweltschonende Kraftwerke schon lange ein wesentlicher Eckpfeiler unserer Strategie. Denn nur so kann es uns gelingen, die Energieversorgung langfristig in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz umzubauen. Unsere Muttergesellschaft HSE investiert bis 2015 über eine Milliarde Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien. Gemessen an seiner Größe investiert kaum ein anderes Unternehmen so viel. Daran hat auch die Diskussion um die Laufzeitverlängerungen nichts geändert. Ein schneller Ausstieg aus der Kernenergie wird unsere Investitionen jedoch befördern: Kernenergie ist aus unserer Sicht keine Brückentechnologie, sondern behindert den Bau umweltschonender Kraftwerke und verhindert den Wettbewerb im Energiemarkt.



Hier geht es zum 2. Teil des Interviews.