Welche Banken nutzten Diskontfenster? Fed gibt Namen preis
Kategorie: Finanzen
Seit vergangenem Donnerstag hat die Finanzwelt ein Geheimnis weniger zu bewahren, die Verbraucher hingegen verfügen nun über mehr Informationen zu Kreditvergaben während der Hochzeit der letzten Weltwirtschaftskrise. Denn die US-Notenbank gab offiziell die Namen der Finanzhäuser bekannt, welche besonders hohe Geldsummen über das Diskontfenster angefordert haben und damit Liquiditätsengpässen entgegenwirken konnten.
Bild: anthony earnshaw - seven secret alphabets - abc von uair01, CC-BY - bearbeitet von Tarifo.
Diskontfenster bei Banken beliebte Kreditaufnahmeoption
Das von den insgesamt zwölf regionalen Federal-Reserve-Banken betriebene Diskontfenster schien in den Jahren von 2007 bis 2010 viel mehr als nur eine vorübergehende Hilfe für viele Finanzhäuser, die sich ohne die Bereitstellung der Kredite mit den jeweils unter dem Marktniveau liegenden Zinssätzen möglicherweise einer Insolvenz gegenüber gesehen hätten. Unter allen nun öffentlich gewordenen Namen sticht neben dem französisch-belgischen Bankhaus Dexia vor allem die Depfa hervor: Tochterkonzern der Hypo Real Estate, die sich in dem genannten Zeitraum ihrerseits selbst massiven finanziellen Problemen ausgesetzt sah. Nicht nur Namen wurden bekannt gegeben – auch die Höhe der ausgeliehenen Summe sowie der Zeitpunkt des Ersuchens sind von nun an jedem zugänglich, der diese detaillierten Informationen einsehen möchte. Über 1000 Seiten umfasst der Bericht der Fed, der unter anderem auch noch mehr Licht auf die Auswirkungen der Lehman Brothers-Pleite wirft. Denn schon kurz nach dieser Bekanntgabe liehen sich allein an einem einzigen Tag zahlreiche Banken Gelder in einer Gesamtsumme von mehr als 100 Milliarden US-Dollar – von denen sich gut 50 die Dexia und die Depfa je zur Hälfte teilten. Und die Anleihen gingen weiter: Regelmäßig und monatelang gebrauchten die beiden Finanzinstitute die Möglichkeit des Diskontfensters, erst im Mai 2010 wurde die Nutzung der Geldspritzen eingestellt. Doch auch andere Banken waren nicht untätig, was die Erlangung der zinsgünstigen Kreditsätze betrifft: Ob die Erste Group Bank AG aus Österreich, die US-amerikanische Tochter von BMW oder auch Citigroup und J.P. Morgan Chase & Co – alle nahmen in Anspruch, was sie zum wirtschaftlichen Überleben benötigten. Sogar die Bank of America bildete hier keine Ausnahme.Mögliche Folgen für Banken
Ob die Herausgabe der Daten seitens der Fed Folgen auf die Finanzwelt haben wird, bleibt abzuwarten. Spekuliert wird, dass dadurch sowohl das Ansehen der Banken in den Augen der Kunden Schaden nehmen könnte – und andererseits, dass jene selbst von nun an nicht mehr unbedingt auf das Diskontfenster zurückgreifen werden.Bild: anthony earnshaw - seven secret alphabets - abc von uair01, CC-BY - bearbeitet von Tarifo.
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