Energiemarkt: Liberalisierung kostete laut Verdi 100.000 Arbeitsplätze

Die großen Stromanbieter Deutschlands haben schon bessere Zeiten erlebt. E.on und RWE wollen viele Arbeitsplätze streichen. EnBW und Vattenfall müssen sich großen Veränderungen stellen. Und auch die Oldenburger EWE, der fünftgrößte Stromversorger Deutschlands, hat Stellenkürzungen verkündet. Als Grund für den Stellenabbau geben die Energieunternehmen den Atomausstieg und die Energiewende an. Doch die strukturellen Probleme der Energiekonzerne auf dem Energiemarkt entstanden schon vor der Reaktorkatastrophe von Fukushima.

Stromverbraucher profitierten von der Liberalisierung, Gewerkschaften nicht

Erhard Ott, Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi, sagte dem Tagesspiegel, dass seit der Liberalisierung um die 100.000 Arbeitsplätze im Energiesektor verloren gingen. Vor allem bei den großen Stromversorgern sind seit Ende der 90er Jahre, als die Liberalisierung begann und die rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder erstmals den Atomausstieg beschloss, Arbeitsplätze abgebaut worden. 70 bis 80 Prozent der Belegschaft sind bei den alten Energiekonzernen in einer Gewerkschaft organisiert. Von der Liberalisierung, dem Ausstieg aus der Atomkraft und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien profitierten vor allem neue Energieanbieter. Bei den jungen Unternehmen im Energiesektor sind nach Recherchen des Tagesspiegels nur noch rund 20 Prozent der Mitarbeiter in einer Gewerkschaft organisiert. Für die konventionelle Energieerzeugung in Großkraftwerken werden viele Arbeitskräfte an einem bestimmten Ort benötigt. Dies verstärkt den Organisationsgrad. Heute weht jedoch ein anderer Wind auf den Energiemärkten: Der Betrieb von Anlagen zur Erzeugung von Ökostrom erfordert keine Betreuung von zahlreichen Arbeitern. Anders als die Großkonzerne und die Gewerkschaften können die Stromverbraucher von der Liberalisierung profitieren, sofern sie deren Chancen nutzen. Es ist immer einfacher den Stromanbieter zu wechseln. Durch die stetig weiter wachsende Zahl von Stromversorgern auf dem Markt gibt es einen Preiskampf um die Kunden auf dem Energiemarkt. Bild: img_0008.jpg von mlinksva, CC-BY - bearbeitet von Tarifo.de.