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Nach EnBW-Deal: Konkurriert Novatek zukünftig mit Gazprom?

Kategorie: Gas

Der Energiekonzern EnBW überraschte vor wenigen Tagen mit einem Gas-Deal mit dem russische Gasanbieter Novatek. Zwar ist der Gaslieferant die Nummer zwei in Russland, allerdings hat der Platzhirsch Gazprom seit 2006 ein Exportmonopol. Wie ist es demnach möglich, dass Novatek zukünftig für 600 Millionen Euro im Jahr ein Drittel des Gasbedarfs von EnBW decken wird? Kommt es gar zu einem Konkurrenzkampf mit Gazprom, der Konsequenzen für den Gaspreis haben könnte? Nach EnBW-Deal: Konkurriert Novatek zukünftig mit Gazprom? Untitled von aalien Anders als Gazprom - der Gasproduzent befindet sich mehrheitlich im Besitz des russischen Staates - ist Novatek offiziell ein unabhängiger Gasversorger. Als EnBW letzten Donnerstag den russischen Gas-Deal bekannt gab ist der Name Novatek überhaupt nicht gefallen. Dennoch waren sich Marktanalysten und Medien sofort sicher, dass es sich bei dem neuen EnBW-Partner nur um Novatek handeln kann.

Wie funktionieren Gas-Exporte trotz Exportmonopol?

Gazprom produzierte im vergangenen Jahr rund zehn Mal mehr Erdgas als Novatek (ca. 510 Milliarden Kubikmeter). Durch die Gasexporte von Gazprom werden die russischen Staatskassen gefüllt. Ungefähr die Hälfte der Staatseinnahmen stammen aus Energiegeschäften. Es ist mehr als zweifelhaft, dass der russische Staat auf diese lukrativen Einnahmen verzichten wird und einem unabhängigen Versorger Auslandsgeschäfte erlaubt - ohne davon zu profitieren. Alle Gaspipelines, durch die von Russland aus Gas nach Europa strömt, kontrolliert Gazprom. Es ist demnach gar nicht möglich an Gazprom vorbei Gas nach Westeuropa zu verkaufen. Das erste LNG-Terminal - ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Gazprom und Novatek - wird vermutlich 2016 den Betrieb aufnehmen. Um Gas ins Ausland exportieren zu können braucht Novatek eine Genehmigung von Gazprom. Die Neue Züricher Zeitung (NZZ) berichtet, diesbezügliche Verhandlungen laufen bereits. Schließlich sieht der EnBW-Deal Gaslieferungen ab Oktober vor. Gazprom, und somit Russland, würden demnach durch Durchleitungsgebühren von dem EnBW-Novatek-Deal profitieren. Offiziell könnte Gazprom nicht nur die Durchleitung ermöglichen, sondern als Exporteur auftreten. Darüber hinaus werden in der NZZ weitere Vermutungen bezüglich der Öffnung des Gas-Exportmarktes geäußert: Russland könnte die Fördersteuer auf Gas erhöhen. Da russische Gasproduzenten im Ausland wesentlich höhere Preis als im Inland verlangen, könnten die Exportgewinne eine Kompensation für höhere Steuern darstellen. Weiter ist Novatek profitabler als Gazprom, die Gewinnmargen sind mehr als doppelt so hoch. Durch die Konkurrenz könnte Gazprom zu mehr Effizienz angespornt werden. Schließlich könnte es nicht unbedeutend sein, dass einer der Novatek-Eigentümer einen guten Draht zu Präsident Putin haben soll.

Gazprom ist an Novatek beteiligt

Zu einem direkten Preiskampf zwischen dem Gasgiganten Gazprom und der russischen Nummer zwei wird es wohl nicht kommen, da nicht nur der Kreml das Auslandsgeschäft überwacht, sondern Gazprom auch mit 10 Prozent an Novatek beteiligt ist. Dennoch könnte durch Novatek mehr Bewegung in den russischen Gasmarkt kommen - zwei Verhandlungspartner sind schließlich besser als einer. Die WirtschaftsWoche berichtet, dass Novatek Russland unabhängiger von Gazprom machen könnte. Als kleineres, unabhängiges Unternehmen könnte Novatek schneller und flexibler auf dem Gasmarkt auftreten als der Riese Gazprom. Ob dies Konsequenzen für den europäischen Gaspreis hat, das wird sich zeigen. Bild: Untitled von aalien, CC BY - bearbeitet von Tarifo.de