Ein Bankkonto für jeden EU-Bürger?
Kategorie: Finanzen
Rund sieben Prozent aller Einwohner der europäischen Union verfügen laut dem Ergebnis einer entsprechenden Überprüfung seitens der EU-Kommission gegenwärtig über kein eigenes Bankkonto. Dies zu ändern und jedem den Zugang zu einer Plastikkarte für tägliche Geldgeschäfte zu ermöglichen, ist daher nun der neue Plan der Verantwortlichen aus Brüssel.
EU-Kommission plant Bankkonto für jeden
In den Augen der EU-Kommission ist der Zugang zu einem Bankkonto im heutigen Alltag unabdingbar für jeden – unabhängig von der individuellen finanziellen Situation der Betroffenen. Und so sind jetzt sämtliche Regierungspartien der 27 Mitgliedsstaaten dazu aufgerufen, einen Plan zu erstellen, der dem Anliegen entspricht und binnen möglichst kurzer Zeit umgesetzt werden kann. Denn von einem einheitlichen Gesetz auf europäischer Ebene soll noch abgesehen werden - dieses werde erst dann in Erwägung gezogen, wenn die Länder keine eigenständigen erfolgsversprechenden Schritte unternähmen. Vor allem Arbeitslose und besonders einkommensschwache Haushalte fallen unter diejenigen, die derzeit ohne Konto bei einem Finanzinstitut ihren Alltag bestreiten. Auch überschuldete Bankkunden zählen zu den insgesamt rund 30 Millionen Europäern, die zum größten Prozentsatz aus einem der östlich gelegenen Mitgliedsstaaten der EU stammen. In Deutschland beläuft sich die Zahl der Betroffenen auf etwas mehr als 650.000. Unter anderem aufgrund vermehrter Beschwerden von Pendlern, denen in einem anderen EU-Land bei nur kurzzeitigem Aufenthalt eine Kontoeröffnung verwehrt wurde, hat die Kommission entsprechende Schritte eingeleitet. Bei vielen Bankhäusern allerdings stößt sie damit nicht auf Gegenliebe. Abgesehen von vermeintlicher Ausnutzung einer Pflichtregelung von vermeintlichen Terroristen und Geldwäschern, erfülle das bereits im Jahr 1995 eingeführte ‚Girokonto für Jedermann’ die Brüsseler Konditionen: Das aus freiwilligen Stücken von den Bankhäusern erlassene Projekt habe seitdem immerhin über zwei Millionen Verbrauchern eigenen Kontozugänge ermöglicht. Und die von der EU-Kommission genannten Zahlen seien trotz einer repräsentativen Überprüfung nach Ansicht vieler Kreditinstitute Schätzungen und nicht nachweisbar.
Kein Zeitplan seitens der EU-Kommission vorgegeben
Wie viel Zeit die EU-Kommission den jeweiligen Ländern für die Umsetzung ihres Planes einräumt, ist bislang nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Doch es dürften sich inzwischen schon Expertenrunden gebildet haben, die über die realistische Möglichkeit des Erreichens dieses Ziels bereits diskutieren.
Bild: Everybody von marcianneliese, CC-BY - bearbeitet von Tarifo.