Schnell & einfach
Finde den günstigsten Tarif
Bis zu 900 € sparen

Atomausstieg: Energiekonzernen könnten Rückstellungen in Milliardenhöhe fehlen

Kategorie: Strom

Bislang ist nicht klar, wie hoch die Kosten für den von der Bundesregierung beschlossenen endgültigen Atomausstieg bis 2022 genau ausfallen werden. Sicher ist aber, dass für den Rückbau der Atomkraftwerke, für die Suche und den Bau eines Endlagers, sowie für die endgültige Lagerung des radioaktiven Mülls ein zweistelliger Milliardenbetrag fällig werden wird. Ein nun bekannt gewordenes Gutachten im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums legt aber nahe, dass die Rückstellungen, die Energiekonzerne für die Kosten des Atomausstiegs gebildet haben, nicht ausreichen könnten. Demnach könnten bis zu 30 Milliarden Euro für die Bewältigung der Atomausstieg-Kosten fehlen.

Atomausstieg: Energiekonzernen könnten Rückstellungen in Milliardenhöhe fehlen Ente in Gorleben von Kleine Gelbe Ente

Stromversorger hätten mit zu positiven Zinssätzen gerechnet

Zuletzt waren im Mai dieses Jahres Zweifel an ausreichenden Rückstellungen der Stromkonzerne für den Atomausstieg aufgekommen. Eine Arbeitsgruppe der Endlager-Such-Kommission hatte ein Papier zu einem möglichen Zeitplan des Atomausstieges veröffentlicht. Demzufolge könnte mit einem „Zustand eines verschlossenen Endlagerbergwerks“ erst zwischen 2095 und 2170 „oder später“ gerechnet werden. Die Kosten für den Atomausstieg könnten durch die genannten zeitlichen Verzögerungen in den nächsten Jahrzehnten auf 50 bis 70 Milliarden Euro ansteigen. Die Rücklagen der Atomkonzerne betrugen zu diesem Zeitpunkt aber nur etwa 36 Milliarden Euro. Ein vergangene Woche bekannt gewordenes Gutachten im Auftrag des Wirtschaftsministeriums könnte die Schätzungen der Endlager-Such-Kommission nun untermauern. Der vorzeitig bekannt gewordene Stresstest der Atomkonzerne zeige laut Medienberichten, dass für den endgültigen Atomausstieg bis zu 30 Milliarden Euro fehlen könnten. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Klein & Warth Grant Thornton im Juni dieses Jahres mit einer Prüfung der Rückstellungen der Kernkraftwerksbetreiber beauftragt. Laut Berichten der „Rheinischen Post“ würden die Rückstellungen der Energiekonzerne in Höhe von mittlerweile etwa 39 Milliarden Euro zwar für den Rückbau der deutschen Kernkraftwerke ausreichen. Für den Bau eines Endlagers und die endgültige Lagerung des radioaktiven Atommülls fehle aber unter anderem aufgrund der niedrigen Zinsen Geld. So hätten die zuständigen Stromversorger E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW bei ihren Rückstellungen mit zu positiven Zinssätzen gerechnet. E.ON habe bislang gut 16 Milliarden Euro zurück gestellt, dem Energiekonzern würden dem Bericht zufolge zur Finanzierung des Atomausstieges noch 9 bis 12 Milliarden Euro an Rücklagen fehlen. RWE habe bisher Rückstellungen von gut 10 Milliarden Euro gebildet, 7,5 bis 10 Milliarden Euro würden noch fehlen. Ähnlich sehe es bei EnBW und Vattenfall aus.

Energiekonzerne würden ihrer Verantwortung nicht gerecht

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) nannte die kursierenden Daten nach Bekanntwerden am Dienstag „unverantwortliche Spekulationen“. Bislang gebe es weder endgültige Ergebnisse des Stresstests noch läge dem Wirtschaftsministerium ein Entwurf dessen vor. Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen, kritisierte hingegen, dass die „ohnehin unsicheren Rückstellungen“ der Atomkonzerne hinten und vorne nicht reichen würden. Jahrzehntelang hätten die betreffenden Energiekonzerne „öffentliche Subventionen und fette Gewinne“ einkassiert und würden nun ihrer Verantwortung nicht gerecht. Die Energiekonzerne versicherten angesichts der kursierenden Zahlen erneut, ausreichend Vorsorge getroffen zu haben. E.ON betonte, dass die Rückstellungen des Konzerns „sachgerecht, richtig und angemessen bilanziert“ seien. Ähnlich äußerte man sich bei RWE. Bild: Ente in Gorleben von Kleine Gelbe Ente, CC BY-SA 2.0 – bearbeitet von Tarifo.de.