Strompreise sinken erstmals seit 15 Jahren – Stromanbieter-Wechsel zahlt sich aus
Kategorie: Strom
Ganze 14 Jahre lang mussten Verbraucher jährliche Strompreis-Erhöhungen hinnehmen, nun können sie erstmals wieder von niedrigeren Stromrechnungen profitieren. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind die Strompreise je nach Anbieter um durchschnittlich ein bis vier Prozent gesunken. Experten gehen davon aus, dass sich der Abwärtstrend auch im zweiten Halbjahr 2015 fortsetzen wird. Anstehende politische Entscheidungen, etwa zum Netzausbau und möglichen Kraftwerksreserven, könnten allerdings dafür sorgen, dass die Strompreise in den kommenden Jahren erneut ansteigen werden.
Who will be able to keep the lights on?
Who will be able to keep the lights on?
Stromanbieter-Wechsel lohnt sich mehr denn je
Derzeit liegt der Preis für eine Kilowattstunde Strom bei durchschnittlich 28,81 Cent -- im vergangenen Jahr wurden noch 29,13 Cent pro Kilowattstunde fällig, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mitteilte. Gesunkene Beschaffungskosten an den Strombörsen und kaum veränderte staatliche Umlagen und Abgaben haben die Strompreise in diesem Jahr erstmals seit der Jahrtausendwende wieder leicht sinken lassen. Eine vierköpfige Familie mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden im Jahr konnte im ersten Halbjahr 2015 durchschnittlich 15 Euro einsparen, wie das Verbraucherportal Verivox mitteilte. Allerdings geben nicht alle Stromversorger die Strompreis-Senkungen im gleichen Maße an ihre Kunden weiter: Während die Stromkosten für Kunden von alternativen Stromanbietern im ersten Halbjahr um durchschnittlich fast vier Prozent zurückgegangen sind, haben die örtlichen Grundversorger die Strompreise im Schnitt um nur ein Prozent gesenkt. Ein Stromanbieter-Wechsel lohnt sich derzeit stärker denn je, wie auch Verbraucherschützer betonen. Da einige Stromversorger Preisvorteile durch günstigere Beschaffungskosten nicht an ihre Kunden weitergeben, sollten Verbraucher, denen trotz gesunkener Börsenstrompreise keine Strompreis-Senkungen angekündigt wurden, einen Strompreis-Vergleich und anschließenden Wechsel zu einem günstigeren Stromanbieter in Betracht ziehen. Der Preisvorteil für Kunden in alternativen Stromtarifen wird gegenüber der Grundversorgung immer größer. Während ein Durchschnitts-Haushalt im Dezember 2014 durch einen Wechsel aus der Grundversorgung zu einem alternativen Stromanbieter im Schnitt noch 267 Euro im Jahr einsparen konnte, liegt die Ersparnis im Juni 2015 schon bei 292 Euro.Strompreise könnten erneut ansteigen
Zwar gehen Experten davon aus, dass die Strompreise auch im zweiten Halbjahr 2015 auf einem niedrigeren Niveau bleiben werden. In den kommenden Jahren könnten aufgrund von aktuellen Plänen der Bundesregierung aber bereits neue Strompreis-Erhöhungen anstehen. Zum einen droht der geplante Ausbau der Stromnetze teurer als erwartet zu werden. So hat Bundesenergie- und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Mittwoch angekündigt, dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) im Stromtrassen-Streit entgegen zu kommen. Um Widerstand in der Bevölkerung zu minimieren, sei vorstellbar, verstärkt kostenintensivere Erdkabel zu verlegen. Darüber hinaus könnte eine mögliche Überführung alter und klimaschädigender Kohlekraftwerke in eine sogenannte Kraftwerksreserve für Zeiten geringerer Ökostrom-Produktion Verbraucher teuer zu stehen kommen. Diese müssten dann über den Strompreis die bloße Bereitstellung der Kraftwerke für Versorgungsengpässe bezahlen. Zudem soll die Kraft-Wärme-Kopplung wesentlich stärker als bisher gefördert werden. Was genau die Pläne der Bundesregierung für Stromverbraucher und deren Stromrechnungen bedeuten, kann laut Experten aber erst berechnet werden, wenn endgültige politische Beschlüsse feststehen. Bild: Who will be able to keep the lights on? von Serge Melki, CC BY - bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
Lexikon