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Atomausstieg: Rückstellungen der Stromkonzerne möglicherweise nicht ausreichend

Kategorie: Strom

Im Zuge des beschleunigten Atomausstieges bis zum Jahr 2022 sollen die letzten noch aktiven deutschen Kernkraftwerke nach und nach vom Netz genommen werden. Doch der Ausstieg aus der Kernenergie und damit verbundene Rückbau hat womöglich einen weit höheren Preis, als bislang angenommen: Nach Einschätzungen des Vorsitzenden der Endlager-Such-Kommission, Michael Müller (SPD), könnten die Kosten für die Atomentsorgung in Deutschland in den nächsten Jahren stark ansteigen. Die Folge: Die Rücklagen, die Stromkonzerne für den Rückbau gebildet haben, decken womöglich gerade einmal die Hälfte der anfallenden Kosten.

Atomausstieg: Rückstellungen der Stromkonzerne möglicherweise nicht ausreichend Regenerativ vs. Fossil

Atomendlager könnte womöglich erst 2170 verschlossen sein

Bis Mitte 2016 soll eine spezielle Kommission einen neuen Start für die komplizierte Suche nach einem Endlager für die Atomentsorgung vorbereitet haben. Eine Arbeitsgruppe der 33-köpfigen Kommission hat nun ein Papier über einen möglichen Zeitplan für Suche und Bau eines Atomendlagers veröffentlicht. Daraus geht laut Frankfurter Rundschau hervor, dass bis zur Errichtung und darauf folgenden Einlagerung des deutschen Atommülls in ein Endlager möglicherweise noch mehr als 150 Jahre vergehen könnten. So rechnen die Experten mit einem Ende der Einlagerung des Atommülls zwischen 2075 und 2130 und mit dem „Zustand eines verschlossenen Endlagerbergwerks“ zwischen 2095 und 2170 „oder später“. Der von der Expertenkommission ermittelte, aktualisierte Zeitablauf zeigt erhebliche Verzögerungen in Endlager-Errichtung und Einlagerung des Atommülls gegenüber den ursprünglichen Plänen der Bundesregierung. Diese Verzögerungen bringen neben möglichen Risiken für die Umwelt vor allem eines mit sich: höhere Kosten. So seien die bisherigen Zwischenlager für den Atommüll nur für 40 Jahre genehmigt. Daher sei nicht auszuschließen, dass der Atommüll noch während der Suche oder Errichtung eines Endlagers aus den Zwischenlagern an andere Standorte verlegt werden müsste. Dies wäre wiederum „technisch, ökonomisch und institutionell aufwändig“ – koste also viel Geld und Zeit.

Fehlende Rücklagen seien ein erhebliches finanzielles Risiko für den Staat

Als Vorsitzender der Endlager-Such-Kommission des Bundestages rechnet Müller damit, dass die Kosten für den Atomausstieg in den nächsten Jahrzehnten auf 50 bis 70 Milliarden Euro ansteigen könnten. Zwar sind die großen deutschen Energiekonzerne gesetzlich dazu verpflichtet, zu genau diesem Zwecke hohe Rücklagen anzusparen. Die Rücklagen der vier Stromkonzerne E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall betragen aber nur rund 36 Milliarden Euro – im von Müller teuersten angenommenen Fall also gerade einmal die Hälfte dessen, was der Rückbau tatsächlich kosten könnte. Angesichts dessen zeigte sich Müller gegenüber der Frankfurter Rundschau besorgt: Auf den Staat kämen aufgrund der stark steigenden Kosten „erhebliche finanzielle Risiken“ zu, wie der Vorsitzende der Endlager-Such-Kommission betonte. Bild: Regenerativ vs. Fossil von int2kCC BY – bearbeitet von Tarifo.de