Atomstrom-Anbieter: Kernenergie für den Klimaschutz?
Kategorie: Strom
Die Energieversorgung Deutschlands befindet sich im Umbruch: weg von Atomkraft, hin zu erneuerbaren Energien. Zwar ist der Anteil von regenerativen Energiequellen am deutschen Strommix in den letzten Jahren stark angestiegen, dennoch wirkt sich der 2011 beschlossene beschleunigte Atomausstieg bislang kaum positiv auf die Klimabilanz aus, im Gegenteil: Wegfallende Energie aus Kernkraftwerken wird oft durch Kohleverstromung kompensiert, wodurch der CO2-Ausstoß der Bundesrepublik im letzten Jahr erstmals seit 1990 wieder leicht angestiegen ist. Ein Stromanbieter sieht diese Auswirkungen der Energiewende nun als Grund, sich gegen den Anti-Atomkraft-Trend zu wenden. Seit Kurzem bietet der Versorger Strom aus 100 Prozent Kernkraft an – um das Klima zu schützen, wie er betont.
Aktion gegen Kohle
Aktion gegen Kohle
Kernenergie aus Schweizer Atomkraftwerken importiert
Während die Mehrheit der Verbraucher in Deutschland laut aktuellen Umfragen weiterhin fest hinter der Energiewende und dem Ausstieg aus der Kernenergie steht, gibt es auch jene, die Atomstrom befürworten und Kernkraft als eine klimafreundliche Möglichkeit der Energieversorgung sehen. Mindestens 3.000 solcher Atomstrom-Befürworter haben sich mittlerweile für einen Stromtarif entschieden, der sich gegen den vorherrschenden Trend wendet: Stromanbieter Maxenergy bietet seit Dezember den Stromtarif Maxatomstrom an – Energie aus 100 Prozent Kernkraft, importiert aus Schweizer Atomkraftwerken. Der Versorger betont auf seiner Webseite, mit seinem Produkt etwas zum Klimaschutz beizutragen und untermauert seine Überzeugung durch Zitate prominenter Umweltschützer. So wirbt Maxenergy auf der firmeneigenen Homepage unter anderem mit einem Zitat des Greenpeace-Mitbegründers Patrick Moore. Dieser betont, dass Atomenergie „ohne Zweifel“ der effektivste Weg sei, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas zu verringern. Der ehemalige Chef von Greenpeace-England ist sich sicher, dass zur Eindämmung des Klimawandels auf Kernenergie gesetzt werden müsse. Hintergrund solcher Überzeugungen ist laut Experten der Umstand, dass erneuerbare Energien bislang nicht dazu in der Lage sind, die Energieversorgung Deutschlands allein sicherzustellen. Um die schwankende Ökostrom-Produktion auszugleichen, wird bisher vor allem auf Stein- oder Braunkohleverstromung gesetzt, wodurch jedoch viel klimaschädliches CO2 freigesetzt wird. Alternativen zur Kohleverstromung bieten derzeit lediglich unrentable Gaskraftwerke oder eben Kernenergie.Naturschützer kritisieren Atromstromtarif
Jan Pflug, Pressesprecher der Kernkraftsparte von Maxenergy, ist sich sicher: Unseren Nachfahren werde entweder CO2 oder Atommüll als „Hypothek“ hinterlassen – wobei Müll in seinen Augen das geringere Übel im Vergleich zu einer „Klimakatastrophe“ sei. Umweltschützer hingegen kritisieren das unkonventionelle Angebot des Atomstromanbieters scharf. So nannte der Bund Naturschutz den Atomstromtarif von Maxenergy in einem ZDF-Beitrag „unmoralisch und skandalös“; die Umweltpartei ÖDP soll laut Pflug mit einem erbosten Brief auf das Angebot reagiert haben. Bild: Aktion gegen Kohle von Bündnis 90/Die Grünen…, CC BY-SA 2.0 – bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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