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Energiewende: Klimaziele könnten trotz Ökostrom-Ausbau verfehlt werden

Kategorie: Strom

Der Ausbau erneuerbarer Energien läuft auf Hochtouren und kostet Stromverbraucher in Deutschland allein in diesem Jahr insgesamt mehr als 23 Milliarden Euro. Doch auf den Klimaschutz scheinen sich die Investitionen in eine grünere Energieversorgung bislang nicht positiv auszuwirken – im Gegenteil: Zwei Jahre in Folge ist der CO2-Ausstoß der Bundesrepublik wieder angestiegen. Eine aktuelle Studie warnt davor, dass Deutschland seine Klimaziele „dramatisch“ verfehlen könnte, wenn der Bestand an klimaschädigenden Kohlekraftwerken nicht weiter abgebaut wird.

Energiewende: Klimaziele könnten trotz Ökostrom-Ausbau verfehlt werden France's Nuclear Energy

CO2-Ausstoß soll bis 2040 um 70 Prozent sinken

Viele Bürger verbinden mit dem Atomausstieg automatisch eine klimafreundlichere Energieversorgung. Dass aber auch das Gegenteil der Fall sein kann, zeigt die aktuelle Klimabilanz der Bundesrepublik. Zwar ist der Anteil der erneuerbaren Energiequellen am deutschen Strommix in den vergangenen Jahren rasant angestiegen. In Zeiten, in denen Windparks oder Solaranlagen nicht genügend Strom produzieren, müssen bislang aber konventionelle Kraftwerke die Stromversorgung sicherstellen. Atomkraftwerke emittieren bei der Stromerzeugung vergleichsweise wenig CO2. Durch den schrittweisen Atomausstieg fallen diese Kapazitäten jedoch weg und werden immer öfter von klimaschädlichen Kohlekraftwerken ersetzt. Der Betrieb von klimafreundlicheren Gaskraftwerken rentiert sich oft nicht, während Kohle günstig zu kaufen ist und die Kosten für CO2-Verschmutzungsrechte aus dem EU-Emissionshandel derzeit sehr gering sind. Das Berliner Energieberatungsinstitut Enervis warnt in einer am Dienstag vorgestellten Studie aber davor, die Stromversorgung mit erneuerbaren Energien weiterhin so stark wie derzeit durch Kohlekraftwerke zu ergänzen. Sollte die Bundesrepublik ihren Kraftwerkspark nicht systematisch umbauen, drohe eine Verfehlung der Klimaziele – trotz Energiewende. Laut Studie würde ein weiterer Ausbau von Wind- oder Sonnenkraft nicht genügen, um die CO2-Emissionen Deutschlands zu senken. Dann wäre die Energiewende zwar ein Abschied von der Atomenergie, bringe aber keinen Nutzen für den Klimaschutz. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß bis 2020 gegenüber 1990 um 40 Prozent zu reduzieren und bis 2040 sogar um 70 Prozent. Laut der Enervis-Studie könnte Deutschland diese Ziele allerdings „dramatisch“ verfehlen: Bis 2023 könnte 12 Prozent mehr CO2 ausgestoßen werden, als angestrebt und bis 2040 sogar 35 Prozent.

Kohlekraftwerke sollen vom Netz gehen

Die Enervis-Wissenschaftler sollten im Auftrag der Trianel-Kraftwerksgesellschaften ermitteln, wie der ideale Kraftwerkspark der Zukunft aussehen könnte. Dazu entwickelten die Forscher zwei Szenarien. Im sogenannten „Realszenario“ wird die zu erwartende Entwicklung des aktuellen deutschen Kraftwerksparks prognostiziert. Das „Idealszenario“ zeigt auf, welche konventionellen Kraftwerke die erneuerbaren Energien zukünftig kostengünstig und klimafreundlich ergänzen könnten. Das Ergebnis legt laut den Forschern nahe, dass Deutschland in Zukunft wahrscheinlich größere Kapazitäten von Kohlekraftwerken beibehalten wird, als notwendig wäre. Laut Realszenario würde ab Ende der 2020er Jahre bis zum Jahr 2040 rund ein Viertel der Stromerzeugung auf Kohlekraftwerke entfallen. Nach dem Idealszenario könnte der Kohlestrom-Anteil jedoch kontinuierlich sinken und 2040 weniger als zehn Prozent ausmachen. Aufgrund der Erkenntnisse, die die Forscher in der Studie gewonnen haben, empfehlen sie, mehr Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen, als bislang geplant. So würden Investitionen in klimafreundlichere Gaskraftwerke an Attraktivität gewinnen und die Klimaziele doch noch erreicht werden. Bild: France's Nuclear Energy von Gretchen Mahan, CC BY - bearbeitet von Tarifo.de