Stromanbieter fordern Kostenerstattung für unrentable Kraftwerke
Kategorie: Strom
Anfang der Woche hat EnBW-Vorstandschef Frank Mastiaux bekannt gegeben, dass der Gewinn des Energiekonzerns in diesem Jahr um bis zu fünf Prozent zurückgehen könnte. Der drittgrößte deutsche Energieversorger ist aber nicht der einzige, dessen Geschäft seit einiger Zeit schlechter läuft, als bisher. Auch andere führende Stromanbieter wie RWE oder E.ON hatten zuletzt Gewinneinbrüche oder sogar Verluste bekannt gegeben. Laut den Stromgiganten ist die Energiewende mitschuld an ihrer Lage. EnBW fordert nun von der Politik Kostenerstattungen für unrentable Kraftwerke. Kritiker werfen den Energieversorgern Eigenverschulden vor: Sie hätten zu spät auf die Energiewende reagiert.
Gavin, Coal Fired Power plant
Gavin, Coal Fired Power plant
Unrentable Kraftwerke dürfen nicht automatisch vom Netz gehen
Wie die Vorstände vieler Energieversorger sieht auch EnBW-Vorstandschef Frank Mastiaux die Energiewende als einen Grund für die zurückgehenden Gewinne des Energieunternehmens. Aufgrund der vermehrten Ökostromproduktion fallen die Börsenstrompreise und der Betrieb konventioneller Kraftwerke rentiert sich oft nicht mehr. Da die Ökostrom-Erzeugung aber sehr inkonstant ist, müssen konventionelle Kraftwerke weiterhin in Betrieb bleiben, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Zu solchen sogenannten „systemrelevanten“ Kraftwerken gehören auch vier unrentable Kohlekraftwerke des Stromanbieters EnBW. Dem Antrag der EnBW auf Stilllegung der Kraftwerke hat die Bundesnetzagentur nicht stattgegeben. Nach dem Abschalten zweier Atomkraftwerke in der Gegend seien die EnBW-Kraftwerke systemrelevant. EnBW-Vorstand Mastiaux fordert nun von der Bundesregierung, die Kosten für Bereitstellung solcher systemrelevanter Kraftwerke komplett zu erstatten. Betreiber konventioneller Kraftwerke würden durch Abschalt-Verbote dazu gezwungen, Verluste hinzunehmen, so Kritiker. Daher müsse schnell eine Lösung gefunden werden. Die fehlende Wirtschaftlichkeit der konventionellen Energieerzeugung sei momentan das „drängendste Problem der Energiewende“, so EnBW-Vorstand Mastiaux.Stromversorger hätten zu spät auf Energiewende reagiert
Die Meinung vieler großer Energieversorger, die Energiewende sei verantwortlich für ihre sich verschlechternde wirtschaftliche Lage, teilen viele Experten nicht. In einer Greenpeace-Studie vom März 2014 kritisieren Forscher, dass die großen Energieunternehmen zu spät auf die Energiewende reagiert hätten. Die Umweltexperten machen darauf aufmerksam, dass der Stromerzeugungsanteil der vier führenden Energieanbieter Deutschlands – RWE, Vattenfall, EnBW und E.ON – im Jahr 2011 zwar bei 74 Prozent lag. Ihr Anteil an der Ökostrom-Erzeugung ohne Wasserkraft aber nur bei rund 6,5 Prozent. Auch Joseph Göppel, CSU-Bundestagsabgeordneter und Umweltexperte der CDU/CSU, sieht die Energieversorger als Mitschuld an ihrer derzeitigen Lage. Im Interview des Deutschlandradios sagte der Umweltpolitiker, dass die großen Energiekonzerne zu lange auf den Ausbau konventioneller Energien gesetzt und sich daher zu spät den Veränderungen durch die Energiewende angepasst hätten. Bild: Gavin, Coal Fired Power plant von DanaK~WaterPenny, CC BY - bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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