Energiewende: Folgt dem Atomausstieg der Kohleausstieg?
Kategorie: Strom
Fast die Hälfte des in Deutschland erzeugten Stroms wird in klimaschädlichen Kohlekraftwerken generiert. Während des schrittweisen Atomausstiegs ist der Anteil von Kohle am deutschen Strommix immer weiter angestiegen und betrug 2013 rund 45 Prozent. Die besonders klimaschädliche Braunkohleverstromung hat 2013 sogar den höchsten Wert seit 1990 erreicht. Mit der vermehrten Kohleverstromung einhergehend ist auch erstmalig seit der Wiedervereinigung ein Anstieg der CO2-Emissionen in der Bundesrepublik zu verzeichnen. Ein Berater der Bundesregierung fordert daher neben dem Atomausstieg auch einen Kohleausstieg umzusetzen, um die Energiewende zu retten. Unterstützung erhält er von führenden Politikern.
Off-shore Wind Farm Turbine
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Kohlekraftwerke könnten bis 2040 vom Netz gehen
Oft wird mit dem Atomausstieg automatisch eine klimafreundlichere Energieversorgung verbunden. Tatsächlich hat der Ausstieg aus der Kernenergie derzeit aber mehrere Seiten: Zwar ist der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren enorm angestiegen. Zu wind- oder sonnenarmen Zeiten müssen jedoch konventionelle Kraftwerke die Stromversorgung sicherstellen. Mit dem schrittweisen Wegfall der Atomenergie geht diese Rolle zunehmend auf Kohlekraftwerke über – denn aufgrund der geringen Preise für CO2-Zertifikate aus dem EU-Emissionshandel sind Kohlekraftwerke derzeit günstig zu betreiben, während sich der Betrieb von klimafreundlicheren Gaskraftwerken nicht rentiert. Doch Experten befürchten, dass die Energiewende aufgrund der vermehrten Kohleverstromung nicht wie geplant gelingen könnte. Der Regierungsberater Martin Faulstich will daher neben dem Atomausstieg auch den Ausstieg aus der Kohlekraft durchsetzen. Der Wochenzeitung „Die Zeit“ sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU), dass Regierung, Konzerne und Gewerkschaften einen „Pakt für den Kohleausstieg“ schließen sollten. Faulstich rechnet damit, dass das letzte deutsche Kohlekraftwerk bis zum Jahr 2040 vom Netz genommen werden könnte. Der Großteil der klimaschädlichen Kohlekraftwerke könnte sogar schon in den nächsten 15 bis 20 Jahren abgeschaltet werden, so der SRU-Vorsitzende. Er betonte die Wichtigkeit eines solchen Ausstiegs aus dem Kohlestrom, da die Energiewende sonst „wackeln“ würde. Auch Ex-Bundesumweltminister Klaus Töpfer plädiert auf ein baldiges Ende der Kohleverstromung. Politiker der Grünen und Linken unterstützen einen solchen Vorstoß.Stromversorgung mit 100 Prozent Ökostrom
Neben einem kompletten Ausstieg aus der Kohlekraft plädiert der Sachverständigenrat für Umweltfragen für eine Stromversorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien. Eine solche Versorgung mit 100 Prozent Ökostrom sei laut SRU-Experten bis 2050 technisch umsetzbar, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Die Kosten für eine solche 100-prozentige Ökostromversorgung lägen langfristig unter den derzeitigen Stromkosten, da der Import von konventionellen Energieträgern wie Erdöl, Gas oder Kohle wegfiele. Bild: Off-shore Wind Farm Turbine von phault, CC BY - bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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