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Stromversorgung soll durch Staatskraftwerk sichergestellt werden

Kategorie: Strom

Die rasant steigende Ökostrom-Erzeugung im Zuge der Energiewende bringt für viele Betreiber konventioneller Kraftwerke Probleme mit sich: Durch die Überproduktion an Ökostrom fallen die Börsenstrompreise, konventionelle Kraftwerke sind oft unrentabel. Viele Gas- oder Kohlekraftwerke wurden bereits vom Netz genommen. Nun warnt die Bundesnetzagentur davor, dass die Stromversorgung Süddeutschlands in den kommenden Wintern nicht mehr uneingeschränkt sicher sein könnte. Es gibt Pläne für den Bau eines staatlichen Reservekraftwerks. Die Stromkosten für Verbraucher könnten durch den Bau eines solchen Kraftwerks weiter steigen.

Stromversorgung soll durch Staatskraftwerk sichergestellt werden Kraftwerk Westfalen Hamm

Kapazitäten konventioneller Kraftwerke gehen zurück

Einem bislang vertraulichen Bericht der Bundesnetzagentur zufolge könnte es aufgrund des Abschaltens alter konventioneller Kraftwerke im Winter 2017/18 zu Versorgungsengpässen im Süden Deutschlands kommen. Der Bericht zur „Sicherstellung der Versorgungssicherheit mit elektrischer Energie in Süddeutschland“ liegt der Tageszeitung „Welt“ vor und bestätigt eine Prognose des Bundesverbandes der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Dem BDEW zufolge sind aufgrund des Atomausstiegs und der Konkurrenz zwischen konventionellen Kraftwerken und Ökostrom-Anlagen bereits 43 Prozent aller bisher geplanten Kraftwerksprojekte unsicher geworden. Die Kapazitäten konventioneller Kraftwerke, die nötig sind, um die Energieversorgung auch zu wind- oder sonnenarmen Zeiten sicherzustellen, könnten bis zum endgültigen Atomausstieg im Jahre 2022 um 13.600 Megawatt zurückgehen. Dies entspräche einer Gesamtleistung von 14 großen Kraftwerken. Die Bundesnetzagentur unterstützt in ihrem bislang unveröffentlichten Bericht die Prognosen des BDEW und rechnet schon für den Winter kommenden Jahres mit einer Lücke in der Stromversorgung von 4.800 Megawatt in Süddeutschland. Diese Versorgungslücke soll durch angemietete Reservekraftwerke überbrückt werden. Während die Stromversorgung in den Wintern 2015/2016 und 2016/2017 unter anderem durch den Import von Atomstrom aus Frankreich sicher sein soll, zeichne sich ab dem Winter 2017/2018 ein „zusätzlicher Reservebedarf“ ab, so die Bundesnetzagentur.

Strompreise für Verbraucher könnten weiter steigen

Um die Stromversorgung trotz Atomausstieg sicherzustellen, müsste in den Bau neuer Kraftwerke investiert werden. Da sich deren Betrieb aufgrund der niedrigen Börsenstrompreise wegen des zeitweiligen Überangebots von Ökostrom aber nicht rentiert, finden sich keine Investoren. Die Bundesnetzagentur sieht sich daher gezwungen, den Kraftwerksbau erstmals staatlich anzuordnen. Es wird erwartet, dass die privaten Netzbetreiber Tennet, Amprion, 50Hertz und TransnetBW einen Antrag über die Notwendigkeit eines zusätzlichen Kraftwerks einreichen werden. Es folge eine Systemanalyse und die Ausschreibung eines solchen Kraftwerks. Da bis zur Fertigstellung des benötigten Kraftwerks bis zum Winter 2017/18 nicht mehr viel Zeit bleibt, hat die Bundesnetzagentur laut Bericht der Welt bereits „Vorarbeiten für die Durchführung des Vergabeverfahrens“ eingeleitet. Ein solches Kraftwerk wird aber wahrscheinlich nicht vom Staat selbst, sondern von Energiekonzernen oder Übertragungsnetzbetreibern im Auftrag der Bundesrepublik betrieben werden. Die Kosten für Bau und Betrieb des neuen Reservekraftwerks werden laut Experten voraussichtlich über die Netzentgelte auf die Stromrechnungen der Verbraucher umgelegt. Bild: Kraftwerk Westfalen Hamm von Dirk Vorderstraße, CC BY - bearbeitet von Tarifo.de