Steigende Stromkosten in Deutschland: Jeder fünfte Haushalt von Energiearmut betroffen
Kategorie: Strom
Für rund fünf Millionen Haushalte in Deutschland steigen die Stromksoten im Frühjahr erneut an. Insgesamt haben 80 Grundversorger angekündigt, die Strompreise im Februar, März oder April um durchschnittlich vier Prozent zu erhöhen. Auf eine Durchschnitts-Familie kommen so Mehrkosten von etwa 44 Euro im Jahr zu. Aufgrund der jährlich steigenden Energiepreise sind immer mehr Haushalte von Energiearmut betroffen: Mittlerweile fällt es jedem fünften Haushalt in Deutschland schwer, die hohen Kosten für Energie aufzubringen.
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Strompreise haben sich seit 2002 verdoppelt
Wie aus einer Bundestagsanfrage der Grünen hervorgeht, entwickeln sich steigende Energiepreise für immer mehr Haushalte in Deutschland zu einer erheblichen Belastung. So mussten Verbraucher in Deutschland für Heizung und Warmwasser vergangenes Jahr rund 43 Prozent mehr zahlen, als noch 2002. Heizöl verteuerte sich in den letzten 12 Jahren sogar um rund 140 Prozent. Im gleichen Zeitraum sind auch die Stromkosten auf das Doppelte gestiegen. Fast sieben Millionen Familien mussten im Jahr 2011 mehr als ein Zehntel ihres Einkommens zur Deckung von Energiekosten ausgeben. Etwa 17 Prozent der Deutschen sind laut einer Analyse der Grünen somit von Energiearmut betroffen. 2008 waren es noch 13,8 Prozent. Aufgrund der seitdem weiter gestiegenen Energiekosten kann laut Experten davon ausgegangen werden, dass sich die Lage in den letzten zwei Jahren weiter verschlechtert hat. Die Grünen berichten, dass 2012 bei rund 40.000 Haushalten in Deutschland Gassperren verhängt wurden, da diese ihre Gasrechnungen nicht beglichen hatten. Das waren 7.000 mehr, als noch im Vorjahr. Laut Grünen-Energieexpertin Bärbel Höhn müssen Verbraucher mittlerweile „an allen Ecken und Enden“ sparen, um ihre Energie-Rechnungen bezahlen zu können und im Winter nicht in einer kalten und dunklen Wohnung sitzen zu müssen.EEG-Reform kann Strompreise kaum senken
Experten kritisieren vor allem das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) als Grund für steigende Strompreise. Die im EEG festgesetzten Vergütungen, die Ökostrom-Produzenten über Jahrzehnte hinweg garantiert bekommen, seien viel zu hoch. Dadurch, dass teilweise mehr Ökostrom produziert als benötigt wird, fallen die Börsenstrompreise. Da Stromverbraucher die Differenz zwischen den im EEG garantierten Vergütungssätzen und dem, was die Stromproduzenten an der Börse tatsächlich für ihren Strom bekommen, über die EEG-Umlage ausgleichen müssen, steigen die Strompreise. Selbst eine geplante Reform des EEG kann die hohen Strompreise laut Experten kaum senken, da die Vergütungssätze für bereits bestehende Kraftwerke Bestandsschutz haben und nicht nachträglich gekürzt werden dürfen. Da einige Stromanbieter aber nicht nur steigende Umlagen und Abgaben an ihre Kunden weitergeben, sondern auch sinkende Börsenstrompreise, stellt laut Experten ein Stromanbieter-Wechsel eine Möglichkeit zur Reduzierung der Energiekosten dar. In verschiedenen Untersuchungen fanden Tester heraus, dass Kunden im Grundversorgungstarif ihres örtlichen Stromversorgers im Vergleich zu alternativen Stromversorgern überdurchschnittlich viel zahlen. Eine vierköpfige Familie kann durch einen Stromanbieter-Wechsel bis zu 400 Euro im Jahr einsparen. Bild: my power bill von Brendan Wood, CC BY-SA 2.0 - bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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