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Energieversorger: Drohung von Kraftwerks-Stilllegungen laut EU „absichtlich übertrieben“

Kategorie: Strom

Aufgrund der verstärkten Förderung von Strom aus Erneuerbaren Energien in Deutschland müssen viele Betreiber konventioneller Kraftwerke derzeit Umsatzeinbrüche und Verluste hinnehmen. Der Grund: Durch die vermehrte Ökostromproduktion herrscht bundesweit immer wieder ein Überangebot an Elektrizität. Da die Einspeisung von Ökostrom in das Stromnetz Vorrang hat, ist der Strom aus konventionellen Kraftwerken oft überflüssig. Einige große Kraftwerksbetreiber drohen daher mit Massen-Abschaltungen, die zu Stromengpässen führen könnten. Die EU-Kommission warnt EU-Mitgliedstaaten nun vor einer finanziellen Unterstützung konventioneller Kraftwerke und hält die Drohungen der Energiekonzerne für überzogen.

Energieversorger: Drohung von Kraftwerks-Stilllegungen laut EU „absichtlich übertrieben“ Kraftwerk Neurath

Stromengpässe durch Massen-Reduktion der Stromkapazitäten?

Mitte Juli 2013 schürte ein Bericht der Süddeutschen Zeitung Ängste, in Deutschland könnten bald die Lichter ausgehen. In dem Artikel wird der Vorstand eines namentlich nicht genannten Energiekonzerns zitiert. Dieser warnt davor, dass sich viele Kraftwerksbetreiber gezwungen sähen, ihre Kraftwerke vom Netz zu nehmen, da sich diese angesichts der vermehrten Ökostrom-Einspeisung nicht mehr rentieren würden. Bis zu 20 Prozent der Stromkapazitäten in Deutschland könnten so wegfallen, wodurch es in Zeiten geringerer Ökostromproduktion zu Stromengpässen kommen könnte, so der Vorstand des Energieunternehmens. Bislang lägen laut Süddeutscher Zeitung 15 Stilllegungsanträge bei der Bundesnetzagentur vor. Um Stromengpässen entgegenzuwirken, besteht ein von der Bundesregierung verhängtes Stilllegungsverbot für systemrelevante Kraftwerke. Außerdem wird über den Einsatz sogenannter Kapazitätsmechanismen beraten. So zieht die Bundesregierung in Erwägung, dass Energieversorger bundesweit Reserve-Kraftwerke bereithalten müssen, um mit diesen mögliche Stromengpässe auszugleichen. Sollte dies gesetzlich vorgeschrieben werden, könnten Kraftwerksbetreiber mit sicheren Einnahmen für die Reserve-Kraftwerke rechnen. Laut Experten ist dies einer der Gründe für die Abschalt-Drohungen der Betreiber.

Stromversorger „übertreiben“ absichtlich, um Umsatz zu machen

Die Entwicklung von Kapazitätsmechanismen sieht die EU kritisch. Dem Nachrichtenmagazin Spiegel Online liegt der Entwurf eines Leitfadens für EU-Mitgliedsstaaten vor. In diesem weist die Europäische Generaldirektion Energie auf das Risiko hin, dass Energiekonzerne die Ankündigungen möglicher Abschaltungen von Kraftwerken „absichtlich übertreiben, um zusätzliche Umsätze zu machen“. Anstelle von Kapazitätsmechanismen plädiert die EU in dem Entwurf für einen Ausbau des europäischen Strommarktes, um Versorgungslücken in einzelnen Ländern durch Stromimporte aus anderen Ländern auszugleichen. Sollten sich einzelne Mitgliedsstaaten dennoch für die Bereithaltung von Kapazitätsmechanismen entscheiden, kämen auf europäische Verbraucher „drei bis sieben Milliarden Euro“ an Mehrkosten zu, so die EU. Bild: Kraftwerk Neurath von hAdamsky, CC BY-SA 2.0 - bearbeitet von Tarifo.de