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Atomkraft: EU unterschätzt laut DIW-Studie Kosten der Kernkraft und will Atomstrom-Subvention erleichtern

Kategorie: Strom

Einem im Juli 2013 in Berlin vorgestellten Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge, überschätzt die Europäische Union die Kosten des Ausbaus der Erneuerbaren Energien um einiges, während die Kosten für den Bau und Betrieb von Atomkraftwerken zu gering angesetzt worden seien. Auch die mangelhafte Abstimmung der europäischen Energiepolitik wird von immer mehr Experten kritisiert. Während Deutschland sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2022 alle Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen, bauen andere EU-Länder ihre AKWs weiter aus. Die EU will Atomstrom zukünftig sogar leichter subventionieren.

Atomkraft: EU unterschätzt laut DIW-Studie Kosten der Kernkraft und will Atomstrom-Subvention erleichtern Nuclear Energy Atomic Energy

Kernenergie-Kosten von EU wegen alter Daten unterschätzt

Die Forscher des DIW kritisieren in ihrem Bericht unter anderem die noch immer bestehende wichtige Rolle der Kernenergie in der europäischen Energieversorgung. Diese Rolle existiere unter anderem aufgrund von veralteten Daten, die von der EU für die Planung eines zukünftigen europäischen Strommixes verwendet und nicht aktualisiert würden. Dem Bericht zufolge würde der Kostenverfall der Erneuerbaren Energien genauso wenig berücksichtigt, wie die hohen Kosten der Kernenergie. So sei der Bau und Betrieb von Atomkraftwerken um ein Vielfaches teurer, als von der EU bisher angenommen. Als Beispiel für die fehlerhaften Annahmen der EU nennt der DIW-Bericht unter anderem den Bau des französischen Atomkraftwerkes Flamanville. Die Kosten pro Kilowattstunde produzierten Atomstrom seien laut DIW mittlerweile dreimal so hoch, wie zu Baubeginn 2006 veranschlagt. Auch in Großbritannien sei der Bau neuer Atomkraftanlagen unrentabel, weshalb die Briten ihren Atomstrom nun mit einer Umlage auf den Strompreis subventionieren – ähnlich wie Deutschland Ökostrom über die EEG-Umlage subventioniere. Zu den Kosten des Baus und Betriebes von Atomkraftwerken kämen laut DIW-Bericht noch Zusatzkosten, die die EU in ihren Berechnungen nicht berücksichtigt hätte. Weder anfallende Kosten für eine Endlagerung des Atommülls oder mögliche Unfälle, noch solche für eine von EU-Energiekommisssar Günther Oettinger vorgeschlagene Versicherungspflicht von AKWs seien berücksichtigt worden. Während die EU laut DIW-Bericht die Kosten für die Produktion von Atomstrom um einiges unterschätzt, seien die von der EU angenommenen Kosten für Ökostrom zu hoch angesetzt worden. Dem DIW zufolge sei Ökostrom aus Photovoltaikanlagen bereits jetzt so günstig, wie von der EU erst für 2040 oder 2050 berechnet.

Atomstrom-Subventionierung der EU soll erleichtert werden

Nahezu zeitgleich zum Bericht des DIW ist ein aktueller Beihilferichtlinen-Entwurf von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia publik geworden. In dem Entwurf, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt, nennt die EU den Ausbau der Atomenergie als ein Ziel der Europäischen Union und will den Bau und Betrieb von Atomreaktoren deshalb zukünftig leichter subventionieren. Die Europäische Kommission begründet ihr Vorhaben einer vereinfachten Atomstromsubventionierung damit, dass sowohl Ökostrom als auch Atomstrom „kohlenstoffarm“ sind. Die Subventions-Richtlinie soll nach der Sommerpause der EU, im Herbst 2013, vorgestellt und bis zum Frühjahr 2014 verabschiedet werden. Die deutsche Bundesregierung, die vor rund zwei Jahren den beschleunigten Atomausstieg bis 2022 beschlossen hat, lehnt laut Süddeutscher Zeitung diesen Plan der EU ab. Ein Vetorecht hat Deutschland bei dieser Entscheidung der EU allerdings nicht, da es sich um eine Wettbewerbsregel handelt. Im Gegensatz zu Deutschland stimmen laut Süddeutscher Zeitung einige EU-Länder, wie Großbritannien oder Frankreich, dem Vorhaben der EU zu. Während Deutschland zukünftig komplett auf Atomstrom verzichten möchte, bauen andere EU-Mitgliedsländer ihre alten AKWs aus oder wollen neue Anlagen errichten. Viele Experten kritisieren die mangelhafte Abstimmung der EU in Sachen Energiepolitik und fordern mehr Absprachen auf europäischer Ebene. Bild: Nuclear Energy Atomic Energy von Sakucae, CC BY-SA 2.0 - bearbeitet von Tarifo.de