Schnell & einfach
Finde den günstigsten Tarif
Bis zu 900 € sparen

Kommt der Atomausstieg in Japan mit "diktatorischer Macht"?

Kategorie: Strom

Derzeit stehen alle 54 Kernkraftwerke in Japan still. Premierminister Yoshihiko Noda will die Reaktoren so bald wie möglich hochfahren. Kurzfristig wird in Japan wieder Atomstrom produziert werden, mittel- oder langfristig könnte das Land aber wie Deutschland aus der Atomkraft aussteigen. Der populärste Politiker Japans, der derzeit für den Atomausstieg eintritt, ist Toru Hashimoto. Der junge Bürgermeister Osakas ist beliebt, und das obwohl ihm Faschismus vorgeworfen wird und er selbst "diktatorische Macht" für notwendig hält, um sein Land grundlegend zu verändern. Kommt der Atomausstieg in Japan mit "diktatorischer Macht"?

Aufstieg vom Fernsehanwalt zum obersten Atomkraft-Gegner

Toru Hashimoto ist erst 42 Jahre alt und hat einen beeindruckenden Aufstieg hinter sich: Aus einfachen, ärmlichen Verhältnissen stammend schaffte es Hashimoto auf eine Elite-Universität. Seinem Vater werden kriminelle Machenschaften nachgesagt. Er studiert Jura und wird Anwalt. Nach kleineren Auftritten bei regionalen Fernsehsendern schafft er es 2004 zum populären Fernsehanwalt in die landesweiten Wohnzimmer. 2008 ist er mit klarer Mehrheit zum Gouverneur gewählt worden, seit 2011 ist er Bürgermeister von Osaka, der drittgrößten Stadt Japans. Immer wieder äußerte sich Hashimoto mit zweifelhaften Aussagen zur Diktatur, weshalb seine Partei und die von ihm angeführte Bewegung von seinen politischen Gegnern "Hashismus" genannt wird, eine Mischung aus dem Namen des Bürgermeisters und Faschismus. Die internationale Presse wird noch deutlicher. Die Nachrichtenagentur AFP bezeichnet ihn als den japanischen "Möchtegern-Diktator", der "Kakerlaken bewundert". In Bloomberg wird er gar "Hitler Hashimoto" genannt. Durch seine Auftritte als Fernseh-Anwalt und seine Rolle als oberster Atomkraft-Gegner ist er mittlerweile im gesamten Land bekannt und wird als ein möglicher, zukünftiger Premierminister gehandelt.

Toru Hashimoto will Kernkraftwerke durch Gaskraftwerke und Erneuerbare Energien ersetzen

Hashimotos Plan zur Transformation des Energiesystems ist recht simpel: Der Bürgermeister, der die Lehrer in dem von ihm regierten Osaka dazu verpflichtet hat jeden Tag im Klassenzimmer stehend die Nationalhymne Japans singen zu lassen, möchte die Kernkraftwerke durch Gaskraftwerke und Erneuerbare Energien ersetzten. Kritiker werfen ihm vor nur deshalb so vehement für den Atomausstieg zu werben, weil eine Mehrheit der Japaner ein zweites Fukushima, oder noch etwas schlimmeres, befürchtet. Hashimoto würde nur die Stimmung der Masse anheizen. Die meisten Atomkraftwerke in Japan werden von dem Energiekonzern Kepco betrieben. Um die Atommeiler endgültig still zu legen hat Hashimoto schon einen Plan entwickelt, der sogar vollkommen demokratisch ist: Da Osaka an dem Atomkonzern beteiligt ist wird in der Ende Juni stattfindenden Aktionärsversammlung über Hashimotos Vorschlag abgestimmt, die Kernkraftwerke des Konzerns durch Gas- und Ökostrom-Anlagen zu ersetzen. Zur Verwirklichung seines Vorschlags benötigt der Bürgermeister Osakas eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Die Führung von Kepco ist gegen den Vorschlag. Ob Toru Hashimoto diktatorische Macht einfordern oder gar ausführen wird, wenn er bei der demokratischen Abstimmung scheitert, wird sich zeigen. Bild: Osaka von chaojikazu, CC BY - bearbeitet von Tarifo.de