Strom: Weitere Steigerungen
Kategorie: Strom
Schon seit Monaten steigen die Strompreise, ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht. Wer aktuell einen neuen Stromvertrag abschließt, muss im Vergleich zum Vorjahr mit Preisaufschlägen von knapp 20 Prozent rechnen. Bei Gasverträgen sind die Preise sogar noch stärker gestiegen. Interessant und gut zu wissen, ist die Tatsache, dass es große Unterschiede je Region gibt. Das hat vor allem mit den unterschiedlichen Netzentgelten zu tun, und ist für den Verbraucher dann spannend, wenn er einen Anbieter findet, der eben günstiger ist. Um die Leistung auch übertragen zu können, müssen diese zum Teil bisher aber noch auf andere Netze zurückgreifen. In Großstädten zum Beispiel ist es in der Regel günstiger, weil dort mehr Menschen leben. Im Nordosten Deutschlands ist Energie dagegen oft teurer als im Rest der Republik. Dies liegt an der Tatsache, dass dort in den letzten Jahren besonders viel in erneuerbare Energien investiert wurde. Ebenfalls wichtig ist die Erkenntnis, dass einige Energielieferanten momentan noch Strom und Gas verteilen, welches sie vor dem Kriegsausbruch kaufen konnten. Doch irgendwann müssen sie neue Energie einkaufen und dann wird es wieder teurer werden.
Die Preissteigerungen von 20 oder 30 Prozent sind möglicherweise erst der Anfang, erst in einigen Jahren wird man das genauer sagen können. Schon jetzt befürchtet nach aktuellen Umfragen ein Viertel der Deutschen, Ende des Jahres wegen Energie-Nachzahlungen in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Denn durch die starken Steigerungen drohen vielen Verbrauchern Ende des Jahres hohe Nachzahlungen an die Versorger. Andere Verbraucher geben an, dass sie davon ausgehen, eventuelle Nachzahlungen verkraften zu können. Die hohen Preise sind vor allem für ärmere Bevölkerungsgruppen eine Belastung: Rentner, alleinerziehende Eltern und Studenten oder Arbeitslose sind stark betroffen.
Weitere Mehrkosten
Die Bundesregierung will die Verbraucher in dieser Energiepreiskrise unterstützen, unter anderem mit einer Energiepreispauschale, Kinderzuschüssen und der Abschaffung der EEG-Umlage. Doch die Maßnahmen reichen wahrscheinlich nicht, um die Mehrkosten, die auf viele Menschen zukommen, auszugleichen. Denn laut Berechnungen des Immobilienportals Immoscout24 kommen auf Mieter dieses Jahr Mehrkosten von 15 bis 20 Prozent zu, das Vergleichsportal Verivox kommt sogar auf Mehrkosten von 1000 Euro für eine vierköpfige Familie im Jahr 2022. Abhilfe könnte der geplante Wegfall der EEG-Umlage leisten. Schon ab dem 1. Juli entfällt die EEG-Umlage auf Strom, einige Portale haben schon berechnet, wie sich das auswirkt. Demnach erfährt ein Singlehaushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 1500 kWh etwa 66 Euro Ersparnis und eine Familie mit 5000 kWh Stromverbrauch kann an die 222 Euro sparen.
Gaspreis beeinflusst Strompreis
Neben den vielen Schwierigkeiten, die es ohnehin auf dem turbulentem Markt gibt, beeinflusst auch der Gaspreis den Strompreis. Denn Strom wird teilweise mit Gas hergestellt. Der Gaspreis steigt weiter aufgrund des Kriegs in der Ukraine. Die Folge: Auch der Strompreis steigt. Die Energieversorger werden daher absehbar die Preise auch in den kommenden Monaten weiter steigern. Eine Übersicht des Vergleichsportals CHECK24 zeigt, dass diverse Strom-Versorger allein für Juni bereits in 109 Fällen Preiserhöhungen angekündigt haben. Die Erhöhungen betragen im Durchschnitt knapp 20 Prozent, Millionen Haushalte sind betroffen.
Stromanbieter wechseln
In der aktuellen Situation sollte man generell Strom sparen, wo es nur geht. Jede Lampe, die man ausmacht, jede Stromquelle, die man nicht braucht, abdrehen - das macht Sinn. Auch bleibt es sinnvoll, den Anbieter zu wechseln, um gute Neukundentarife zu bekommen. Allerdings sollten Verbraucher immer darauf achten, dass günstigen Verträge oft kurzfristigere Lieferverträge beinhalten. Laut einer Studie von L.E.K. Consulting sind über 50 Prozent der Verbraucher daran interessiert, aktiv zu nachhaltigeren Marken oder Produkten zu wechseln und dafür auch bereit, mehr Geld auszugeben. Laut der Studie ist das Interesse am Thema Nachhaltigkeit in den letzten drei Jahren um 18 Prozent gestiegen: 68 Prozent der Befragten ist es etwas bis sehr wichtig. Auch Pläne für erneuerbare Energien zu Hause beschäftigen die Verbraucher: In allen untersuchten Ländern sind rund 50 Prozent der Verbraucher an einem Wechsel zu sauberen Energiequellen interessiert. Zudem wollen Verbraucher mehr über Nachhaltigkeit erfahren: Über alle Regionen hinweg gaben 57 Prozent der Verbraucher an, dass sie aktiv nach Möglichkeiten suchen, ihr Wissen und Know-how über Nachhaltigkeit zu erweitern.
Unternehmer hoffen auf Hilfe
Mitte April hatten Bundeswirtschaftsminister Habeck und Bundesfinanzminister Lindner ein Hilfspaket für Unternehmen vorgestellt. Marc S. Tenbieg, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bundes (DMB), begrüßte die Maßnahmen, hofft aber auf schnelle und unkomplizierte Hilfen: „Es ist richtig und wichtig, dass Finanzminister Lindner und Wirtschaftsminister Habeck ein mehrteiliges und zielgerichtetes Hilfspaket für Unternehmen auf den Weg bringen. Der Mittelstand begrüßt die Maßnahmen, die als ein wirtschaftspolitischer Stoßdämpfer für die Wirtschaft und besonders von den steigenden Energiepreisen betroffenen Unternehmen dienen sollen. Es kann tatsächlich nicht darum gehen, jede wirtschaftliche Härte stets mit einer staatlichen Intervention zu vermeiden. Den von den hohen Energiekosten besonders betroffenen Unternehmen muss jetzt jedoch schnell geholfen werden. Die Zuschüsse müssen erheblich schneller und unkomplizierter als die Coronahilfen ankommen.“