Keine Preisfrage: Ökostrom ist meistens nicht teurer als konventioneller Strom
Kategorie: Strom
Nicht nur die Bundesregierung stellt den Klimaschutz als wichtiges Ziel auf die Agenda: Auch private Verbraucher zeigen sich durchaus gerne umweltbewusst. Viele wählen bewusst einen Ökostromtarif aus. So beziehen inzwischen etwa 13 Millionen Haushalte Ökostrom. Das ist in etwa jeder vierte Haushalt in Deutschland. Somit hat sich die Zahl in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Der sogenannten Grüne Strom ist nicht mehr zwingend teurer als konventioneller Strom. Einige Tarife sind sogar günstiger. Es lohnt sich aber, Gütesiegel und Empfehlungen von Umweltorganisationen zu studieren. Denn diese geben dem umweltbewussten Verbraucher Orientierung, wie nachhaltig ein Stromanbieter insgesamt agiert.
Grüner Strom ist umweltfreundlich und lohnt sich auch finanziell
Die Bundesnetzagentur hat Daten von mehr als 1.200 Stromlieferanten ausgewertet. Sie hat auch ermittelt, wie teuer in 2020 der Strom in unterschiedlichen Tarif-Arten war. Laut dem gemeinsam mit dem Bundeskartellamt erstellten Monitoringbericht 2020 werden immer noch 40 Prozent der Haushaltskunden über einen Vertrag mit dem örtlichen Grundversorger außerhalb der Grundversorgung beliefert. Rund 26 Prozent der Haushaltskunden befinden sich in der klassischen Grundversorgung. 34 Prozent der Haushaltskunden haben einen Vertrag bei einem Lieferanten, der nicht der örtliche Grundversorger ist. Insgesamt werden 66 Prozent der Entnahmemenge aller Haushalte nach wie vor über den Grundversorger bezogen. Die Stellung der Grundversorger in ihren jeweiligen Versorgungsgebieten bleibt damit stark. Interessant ist folgende Berechnung: Rund zwei Cent pro Kilowattstunde sparte ein Stromkunde im Schnitt, wenn er aus der teuren Grundversorgung in einen Ökostrom-Vertrag wechselt. Rund 4,5 Millionen Kunden hatten 2019 ihren Stromlieferanten gewechselt. Insbesondere Verbraucher, die von einem Umzug oder Neueinzug betroffen sind, entscheiden sich immer häufiger direkt für einen Lieferanten, der nicht der örtliche Grundversorger ist - und eben immer häufiger auch für einen Ökostromanbieter. Der Ökostrom kann dabei preislich durchaus mit konventionellem Strom mithalten.
Woher kommt der Ökostrom, der zu Hause aus der Steckdose kommt?
Wer einen Liefervertrag für Ökostrom abschließt, kann sicher sein, dass sein Versorger nur Strom aus erneuerbaren Energien einkauft. Diese Herkunft wird dafür über verschiedene Nachweise belegt. Dabei können die verschiedenen Anbieter über das Ökostrom-Siegel auch nachweisen, wie sie den Ausbau vorantreiben. Denn ein Ökostromanbieter sollte den Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien herstellen. Er sollte unabhängig von den vier großen Atomkonzernen sein und aktiv den Ausbau erneuerbarer Energien fördern. Ausgestellt wird ein Herkunftsnachweis zunächst von den Stromerzeugern. Das Bundesumweltamt entwertet die Zertifikate, nachdem der Strom verkauft wurde. Damit will man sicherstellen, dass ein Zertifikat nicht mehrfach verwendet wird. Ohne Einkäufe aus dem Ausland ließe sich die Nachfrage aber schon jetzt nicht decken - und die Tendenz ist steigend. Nach den Daten des Umweltbundesamts stammten noch in 2019 nur rund 13 Prozent des gelieferten Ökostroms aus deutschen Kraftwerken.
Wie findet man den besten Ökostrom-Anbieter?
Mittlerweile haben die meisten Stromlieferanten "grünen" Strom in ihrem Portfolio. Nach einer aktuellen Studie der Zeitschrift Energie & Management bieten sogar etwa 30 Prozent der in Deutschland aktiven Stromlieferanten ausschließlich Ökostrom an. Dabei ist die Herkunft des Ökostroms unterschiedlich: Mal ist es nur Wasserkraft, mal ein Mix aus Wasser-, Wind- und Sonnenstrom. Eine gute Möglichkeit, sich zu informieren, bieten entsprechende Vergleichsportale, die den Verbraucher unterstützen, wenn er seinen Stromanbieter wechseln will. Es gibt auch einzelne Webseiten, auf denen nachhaltige Tarife gelistet werden. Auch die Zeitschrift „Öko-Test“ hat gerade erst in Kooperation mit dem Institut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme (IZES) ein Testheft herausgebracht. Dort wurde geprüft, wie stark die Anbieter mit Ökostrom-Tarifen die Energiewende abseits der staatlichen Förderung erneuerbarer Energien voranbringen. Insgesamt wurden dabei mehr als 1000 Ökostrom-Tarifen bewertet - immerhin haben dabei zehn Anbieter das Gesamturteil „sehr gut“ erhalten. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood hat wiederum einen eigenen Ökostromreport veröffentlicht. Auch Umwelt- und Verbraucherverbände wie NABU, DNR und Die Verbraucher Initiative haben ein Gütesiegel für hochwertige Ökostromprodukte entwickelt: Das Grüner-Strom-Label, welches deutlich strengere Kriterien als andere Ökostrom-Siegel aufweist. Ein weiteres Siegel ist das von "ok-power", welches als Ökostrom-Gütesiegel Ökostromtarife auszeichnet, deren Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt. Demnach gibt es viele Möglichkeiten, sich zum Thema Ökostrom zu informieren. Danach gilt es nur noch, den Stromanbieter zu wechseln. Denn das lohnt sich, sowohl finanziell für jeden einzelnen Verbraucher, als auch für die Umwelt.