Haushaltsstrom gleichbleibend teuer
Kategorie: Strom
Strompreise für private Haushalte stagnieren auf hohem Niveau
Wer in Deutschland lebt, muss weiterhin verhältnismäßig tief in die Tasche greifen, um den eigenen Haushaltsstrom zu bezahlen. Experten rechnen sogar mit weiteren Preissteigerungen. Denn die Strompreise für private Haushalte in Deutschland stagnieren nach Beobachtungen des Vergleichsportals Verivox seit Jahresbeginn auf einem hohem Niveau.
Dabei gleichen sich Preiserhöhungen und Preissenkungen bisher aus. Seit Beginn des Jahres 2021 haben nach Angaben des Portals 131 örtliche Grundversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 3 Prozent angekündigt oder bereits vollzogen. Gleichzeitig gab es 143 Preissenkungen von durchschnittlich 2 Prozent - der sogenannte Musterhaushalt zahlt für 4000 Kilowattstunden im Jahr dann im ersten Fall etwa 37 Euro mehr, im zweiten Fall etwa 30 Euro weniger. So gesehen sind die Preise hoch, aber stabil. Das könnte sich nun ändern: „Die Preissteigerungen im Großhandel deuten auf einen Aufwärtstrend hin“, sagte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck. Carlos Perez Linkenheil vom Berliner Beratungsunternehmen Energy Brainpool analysiert den Markt: Demnach ist an der Strombörse in Leipzig der Preis für Stromlieferungen im kommenden Jahr von 50 Euro auf 61 Euro je Megawattstunde gestiegen. Als Grund wird der erhöhte CO2-Preis genannt. Ein zweiter Preistreiber sei das teurer gewordene Erdgas. „Auch die Gaspreise sind auf einem extremen Hoch“, sagt Linkenheil. Inzwischen liege der Preis bei rund 20 Euro für die Megawattstunde, in 2020 waren es noch 12 bis 15 Euro.
Unklar: Auswirkungen auf die Verbraucher
Ob und wie sich die gestiegenen Großhandelspreise auf die Endverbraucher auswirken, ist aktuell nicht ganz klar. So verweist beispielsweise Eon darauf, dass die benötigten Energiemengen langfristig und zu unterschiedlichen Zeitpunkten am Markt eingekauft werden - so könne man Preisspitzen vermeiden. Dabei muss man wissen, dass der Großteil des Strompreises sich durch Steuern, Umlagen und Netzkosten zusammensetzt. Die meisten Energieversorger deckten sich langfristig mit Strom ein und hätte die höheren Börsenstrompreise bisher nicht an ihre Kunden weitergegeben, bestätigt Storck. Verivox sieht aber dennoch erste Anzeichen für Preiserhöhungen. Vor allem bei Angeboten mit besonders günstigen Stromtarifen für Neukunden sei dies zu beobachten. „Bei den günstigsten Energieversorgern wird besonders knapp kalkuliert, weshalb höhere Großhandelspreise hier besonders früh auf die Angebote für Neukunden auswirken“, erklärt Storck gegenüber der DPA. Der Marktbeobachter geht davon aus, dass langfristig durchaus auch die Strompreise für die privaten Haushalte weiter ansteigen. Und so werden die Verbraucher auch weiter immer mal wieder den Stromanbieter wechseln.
Vorsicht: Stromanbieter können sich ihre Kunden aussuchen
Verbraucherzentralen, aber auch der Bund raten immer wieder dazu, preisbewusst zu handeln und dabei einen Wechsel des Stromanbieters zu nutzen, um zu sparen. Vor allem, wenn Familien aus der Grundversorgung austreten und zu einem günstigeren Anbieter wechseln, können sie schnell mehrere hundert Euro sparen. Beliebt sind dabei auch die Neukundenboni, die oft genug von den Anbietern angeboten werden. Allerdings scheint es in letzter Zeit Trend zu werden, dass Anbieter Verbraucher ablehnen, die chronisch wechseln. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Berlin berichtet, dass es vermehrt zu Beschwerden von Verbrauchern kommt, deren Wechselantrag ohne Angabe von Gründen abgelehnt wurde. „Betroffen sind vor allem Kunden, die jedes Jahr ihren Lieferanten wechseln“, so der Verband. Daher liege der Verdacht auf der Hand, dass Energielieferanten bewusst Kunden ausschließen, die zum Ende der Mindestvertragslaufzeit kündigen, um dann bei einem neuen Anbieter wieder einen neuen Bonus zu erhalten.
Oft wird ein Neukundenbonus angeboten
Stromanbieter berechnen die Verträge so, dass sie wirtschaftlich arbeiten können. Die Verträge mit Neukundenboni sind dementsprechend oft an eine Mindestvertragslaufzeit gebunden, damit sich die Sache auch für beide Seiten lohnt. Es handelt sich in der Regel um einen Rabatt, den die Stromanbieter am Ende des ersten Belieferungsjahres auszahlen oder mit der Jahresabrechnung verrechnen. Nur Neukunden können den Rabatt erhalten, sie müssen daher von einem Anbieter zum anderen wechseln. Dabei ist es in der Tat so, dass die Stromanbieter nicht jeden Kunden akzeptieren müssen, sondern Verträge auch ohne Gründe ablehnen können. Für den Verbraucher wirkt sich das dann so aus, dass dieser länger recherchieren muss und verschiedene Anbieter anfragen muss, um ein Angebot zu finden. Im schlimmsten Fall würde der Verbraucher bei der Grundversorgung bleiben. Davon ist aber nicht auszugehen - sowohl Verivox als auch Check24 bestätigen nicht, dass es Probleme beim Wechseln der Anbieter gibt. Ablehnungen würden in der Regel nur aus formalen Gründen, etwa weil Kündigungsfristen nicht passen, zustande kommen.
Neue Versorger kümmert sich um die Formalien
Damit es nicht zu einer Ablehnung kommt, sollten Verbraucher den Wechseln aufmerksam vornehmen. So müssen vor allem die Zählernummer und die Kundennummer beim aktuellen Stromanbieter angegeben werden. Die Daten sind immer auf der Jahresabrechnung zu finden. Der Wechselprozess dauert einige Wochen, die meisten Anbieter belohnen ihre potentiellen Neukunden damit, dass sie die Kündigung beim früheren Anbieter für den Kunden übernehmen. Übrigens können Verbraucher ihre Daten beim alten Versorger löschen lassen - im Falle eines Falles kann dieser dann nicht mehr erkennen, wenn der Kunde nach einiger Zeit erneut eine Anfrage stellt und dann eben wieder einen Neukundenbonus in Anspruch nehmen will.