Geld sparen: Raus aus dem Grundversorger-Tarif
Kategorie: Strom
Die Zahlen sind ganz frisch: Allein durch einen Wechsel zu einem anderen Gaslieferanten lassen sich jährlich im Durchschnitt 240 Euro sparen. Dies geht aus dem Monitoringbericht der Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt hervor. Entsprechend der gesetzlichen Berichtspflichten haben beide Behörden den Monitoring-Prozess aufeinander abgestimmt, um die Entwicklungen auf den Elektrizitäts- und Gasmärkten sowie an Elektrizitäts- und Gasbörsen zu beobachten und zu analysieren. Dabei erklärte die Bundesnetzagentur, das nach den Berechnungen viele Verbraucher zu viel für Strom und Gas zahlen, weil sie ihre teuren Grundversorgungstarife nicht kündigen. So heißt es weiter in der Zusammenfassung: "Nur gut informierte Verbraucher können wählen und Geld sparen, indem sie beispielsweise ihren Vertrag oder Lieferanten wechseln.". Und genau hier liegt ein hohes Sparpotential, auch wenn der Strom- und Gaspreis in Deutschland seit Jahren steigt.
Eine Kilowattstunde kostet mehr als 30 Cent
Für Haushaltsstrom in der Grundversorgung hat die Netzagentur zum Stichtag 1. April 2020 einen Durchschnittspreis von 33,8 Cent je Kilowattstunde ermittelt. Fatal ist dabei, dass mehr als ein Drittel der Haushaltskunden im vergangenen Jahr ihre Versorgung über einen solchen, in der Regel sehr teuren Vertrag, abdecken. Dabei erklärt die Behörde, dass schon durch einen anderen Vertrag beim örtlichen Stromversorger sich eine deutliche Einsparung erreichen lässt. Das größte Sparpotenzial liegt normalerweise bei einem Wechsel zu einem Wettbewerber des örtlichen Lieferanten. Durch zusätzliche Bonuszahlungen für Neukunden können die Ersparnisse noch deutlich erhöht werden.„Für einen Haushaltskunden mit einer jährlichen Abnahme von 3500 Kilowattstunden ergibt sich eine durchschnittliche Ersparnis von rund 90 Euro pro Jahr bei den Stromkosten“, so die Netzagentur. Noch größere Einsparpotenziale werden bei Gasabnehmern gesehen. Denn gerade wer mit Gas heizt, nimmt größere Mengen ab. Auch hier ist der Grundversorgungsvertrag mit 6,99 Cent pro Kilowattstunde die teuerste Belieferungsart. Dennoch, das zeigt das Monitoring, haben in 2019 ein Viertel der Gaskunden diesen Vertrag in Anspruch genommen. Bei den alternativen Anbietern habe der Durchschnittspreis nur 5,96 Cent je Kilowattstunde betragen. Durch einen Wechsel hätte ein Haushalt 240 Euro im Jahr sparen können, rechnet die Agentur vor. Auch in diesem Fall könnten Wechselprämien dazukommen.
Gas für Haushaltskunden: So gestaltet sich das Preisniveau
Nach dem oben genannten Monitoringbericht sind die Gaspreise für Haushaltskunden zum 1. April 2019, unabhängig von der jeweiligen Belieferungsart, im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 4,4 Prozent gestiegen. Besonders deutlich mit gut zehn Prozent stiegen die Gaspreise bei der Belieferung in der Grundversorgung. Die Grundversorgung bleibt im Durchschnitt mit 7,28 ct/kWh die teuerste Belieferungsart. Bereits ein Vertragswechsel beim örtlichen Grundversorger kann eine durchschnittliche Ersparnis von rund 12 Prozent pro kWh bedeuten. Beim Wechsel des Versorgers ist eine durchschnittliche Ersparnis von rund 15 Prozent pro kWh möglich. Ein durchschnittlicher Haushaltskunde kann bei einer Vertragsumstellung bei seinem örtlichen Gaslieferanten eine durchschnittliche jährliche Ersparnis in Höhe von bis zu 195 Euro erreichen. Durch einen Wechsel des Gaslieferanten beträgt das jährliche durchschnittliche Einsparpotenzial bis zu 245 Euro. Als Hauptursachen für den Anstieg des Gaspreises sind hauptsächlich die gestiegenen Gasbeschaffungskosten und die gestiegenen Netzentgelte auszumachen.
Strom für Haushaltskunden: So gestaltet sich das Preisniveau
Der Strompreis, den Kunden bei ihrem Lieferanten bezahlen, setzt sich aus mehreren Preisbestandteilen zusammen: Neben der Strombeschaffung, dem Vertrieb und Gewinn, sind es vor allem das Netzentgelt, die Konzessionsabgabe, diverse Umlagen und Steuern. In der Regel gibt es einen monatlichen, verbrauchsunabhängigen Grundpreis und einen Arbeitspreis pro verbrauchter Kilowattstunde. Verbraucher mit einem niedrigeren Verbrauch profitieren eher von einem Vertrag mit einem geringen Grundpreis, Verbraucher mit einem erhöhten Verbrauch eher von einem geringen Arbeitspreis. Wichtig ist auch zu wissen, dass es in Deutschland keine Strompreisregulierung gibt.
Grundversorgungstarife sind teuer
Die Versorger verweisen in ihrer Preisgestaltung darauf, dass sie zur Versorgungssicherheit Strom und Gas mit einem großen Vorlauf einkaufen müssen. Daher können sie dann keine kurzfristig günstigeren Börsenpreise weitergeben. Zudem müssten bei den Grundversorgungstarifen Forderungsausfälle durch säumige Zahler berücksichtigt werden. Der Grundversorger muss gesetzlich grundsätzlich jeden Haushaltskunden mit Strom oder Gas beliefern. Nach der Beobachtung von Experten ist der Abstand zwischen Grundversorgungs- und Alternativtarifen in den letzten Jahren sogar noch größer geworden. Beim Strom war der Grundversorgungstarif 2010 gut vier Prozent teurer, inzwischen sind es rund acht Prozent. Beim Gas wuchs der Abstand von gut neun auf über 17 Prozent.
Es gibt immer noch Verbraucher, die sich durch die Formalitäten des Wechsels überfordert fühlen oder durch Insolvenzen von Anbietern abgeschreckt sind. Andere, zum Beispiel Verbraucher mit einem Schufa-Eintrag, können nicht zu allen Anbietern wechseln. Ein Trostpflaster gibt es aktuell aber doch: Die Senkung der Mehrwertsteuer wirkt sich preisdämpfend aus. Zudem hat diese Senkung und die gesunkene Energiepreise und niedrigere Mehrwertsteuersätze die Inflationsrate in Deutschland noch im Oktober unter die Nullmarke gedrückt. Die Verbraucherpreise lagen um 0,2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. So mussten die Verbraucher im Oktober 2020 weniger als ein Jahr zuvor für Energie zahlen: Heizöl und Kraftstoffe verbilligten sich deutlich. Ab 1. Januar 2021 sollen wieder die regulären Mehrwertsteuersätze gelten.