Gas und Strom: Smarte Thermostate und intelligente Stromzähler
Kategorie: Gas
Aktuell bleiben die Energiekosten, also Kosten für Benzin, Gas und Strom, hoch. Die Preise steigen nach wie vor und viele Verbraucher fragen sich, wie sie im Bereich der Strom- und Gaskosten sparen können. Neben dem möglichen Wechsel zu einem günstigen Strom- oder Gasanbieter gibt es auch die Möglichkeit, sich einmal die zum System zugehörigen Messgeräte genauer anzusehen. Da ist die Rede von smarten Thermostaten und intelligenten Stromzählern - doch was genau verbirgt sich hinter diesen Begriffen?
Auf der Suche nach Einsparungen
Sogenannte smarte Thermostate funktionieren vergleichbar mit den üblichen Drehreglern. Allerdings arbeiten sie elektronisch statt manuell. Das Ventil an der Heizung wird dabei mit einem kleinen Elektromotor geschlossen und geöffnet. Die Regelelektronik überwacht dann die Raumtemperatur. Sie verbindet sich mit einer zentralen Steuerung. Diese verbirgt sich in der Regel in einer Art Box, das Gerät kann auch als Router installiert werden. Ein solches Thermostat kostet zwischen 50 und 100 Euro. Diese Anschaffungskosten amortisieren sich im Laufe der Jahre und die Technik verspricht Komfort. Viele praktische Zusatzoptionen lassen sich installieren. Doch bei den versprochenen Einsparungen sollte man genauer hinsehen.
Unterschiedliche Testergebnisse zum Thema Energiekosten
Manche Hersteller versprechen bis zu 30 Prozent Heizkosteneinsparung, andere Experten betrachten diese Versprechungen mit Skepsis. Die Stiftung Warentest hatte schon vor zwei Jahren eine Beispielmessung hierzu aufgestellt. Hier nahm man ein Mehrfamilienhaus, mit einer Wohnung mit 70 Quadratmetern, sechs Heizungen und einer schlechten Isolierung. Dabei konnte ein Einsparpotenzial von gut acht Prozent ermittelt werden. Dieses wurde erreicht, indem nachts die Temperatur abgesenkt wurde, auch bei Abwesenheit wurde so verfahren. Nach Abzug der Grundkosten, die für die Installation der neuen Technik anfallen, blieben dann noch sechs Prozent Einsparmöglichkeiten übrig. Beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) äußert sich nach Medienberichten Matthias Wagnitz zur Technik. Der Referent für Energie- und Wärmetechnik relativiert die genannten Einsparmöglichkeiten: "Wie sehr man sparen kann, hängt auch sehr davon ab, wie man vorher geheizt hat". Diese Einschätzung erschließt sich schnell: Denn wer vorher manuell umgesetzt hat, was das smarte Thermostat nun anbietet, der wird wenig Einsparungen verspüren. Interessant ist die Technik daher vor allem für diejenigen, die wenig Möglichkeiten haben, ihre Heizsituation manuell einzustellen - also zum Beispiel Berufstätige, die lange außer Haus sind. Wer dagegen schon immer abends die Heizung etwas herunter reguliert hat und auch sonst achtsam mit der Heizung umgegangen ist, wird durch die neuen Thermostate keine wesentlichen Einsparungen verspüren.
Einsparmöglichkeiten bei den Heizkosten sind individuell unterschiedlich
Ein smartes Thermostat alleine reicht leider nicht, um wirklich kräftig zu sparen. Spannend wird es dann, wenn verschiedene Komponenten beachtet werden. Also sollte der Verbraucher auch einen Blick auf die Heizung an sich werfen - handelt es sich um eine Zentralheizung, eine Etagentherme oder um Fernwärme? Fußbodenheizungen oder gar Nachtspeicheröfen lassen sich beispielsweise kaum in ein smartes System integrieren, da lohnt sich die Anschaffung der modernen Thermostate nicht. Auch die Frage nach der eigentlichen Wärmedämmung des Hauses oder der Wohnung spielt eine Rolle. Moderne Niedrigenergiehäuser kommen mit modernen Steuerungssystemen daher - alte Immobilien haben dagegen auch oft genug alte Brennwertkessel. Es fällt also schwer, eine pauschale Antwort auf die Frage nach der Kostenreduzierung mit Blick auf smarte Thermostate zu geben.
Smarte Geräte bieten Komfort und bleiben umstritten
Doch die vernetzten Thermostate bieten mehr als "nur" Einsparmöglichkeiten. Sie bieten zum Beispiel Komfort: Denn die Heizung hält selbstständig die Temperatur, die man eingestellt hat. Abends wird die Heizung herunter geschaltet, bei Bedarf kann bereits von unterwegs eine andere Raumtemperatur eingestellt werden. Zusammen mit den entsprechenden Fensterkontakten lassen sich sogar Systeme installieren, bei denen sich die Heizkörper während dem Lüften automatisch abstellen. Smarte Thermostate bieten zudem die Möglichkeit, die Temperatur für jeden Heizkörper einzeln einstellen zu können und jedes Zimmer individuell zu erwärmen.
Günstiger ist der Wechsel des Strom und Gasanbieters
Das moderne System des "smart home" bietet Luxus. Doch noch ist nicht klar, ob in Anbetracht der steigenden Strom- und Gaskosten auch der Geldbeutel des Verbrauchers geschont wird. Die Haltbarkeit und Qualität der Geräte muss sich in der Praxis noch beweisen. Interessant ist auch eine Umfrage der „Zeitung für kommunale Wirtschaft“, die bei den Stadtwerken und Kommunen durchgeführt wurde. Demnach sprachen sich knapp 40 Prozent der fast 1600 Befragten dafür aus, die mit dem Internet verbundenen Zähler flächendeckend einzuführen. Es verbleiben aber 60 Prozent, die dagegen sind. Auch vor Gericht ist das Thema noch nicht entschieden. Denn das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) mit Sitz in Bonn hatte festgestellt, dass es technisch möglich ist, Messstellen für Stromverbrauch und -erzeugung mit intelligenten Messsystemen, sogenannten Smart-Metern, auszurüsten. Vor gut einem Jahr hatte das BSI die ersten drei Smart Meter zertifiziert. Damit konnte der Rollout der intelligenten Messsysteme starten, das BSI initiierte den Pflichteinbau. Dieser sollte ab 2020 zunächst bei den großen Verbrauchern begonnen, im Laufe der Zeit aber stufenweise auf kleinere Verbraucher ausgedehnt werden. Die zeitnahe Übermittlung von Verbrauchsdaten ist dabei eine Grundvoraussetzung für das Angebot flexibler Stromtarife, die Vorgabe dazu kam von der EU. Nun hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) Nordrhein-Westfalen diesen Prozess per Eilbeschluss gestoppt: Die zertifizierten Systeme würden den Anforderungen des maßgeblichen Messstellenbetriebsgesetzes nicht gerecht. Geklagt hatte ein privates Unternehmen aus Aachen und vor dem OVG Recht bekommen. Die Firma vertreibt auch andere Messsysteme und wäre auf diesen Produkten sitzen geblieben. Beim OVG in Münster sind noch rund 50 vergleichbare Beschwerden von Messstellenbetreibern, darunter mehrere Stadtwerke, anhängig. Für die Verbraucher bleibt abzuwarten, ob es absehbar weitere Innovation rund um das Thema "smart home" gibt - doch eines bleibt: Es gilt, die Preise der Strom- und Gasanbieter im Auge zu behalten und beizeiten zu wechseln. Denn bislang lässt sich damit mehr Geld sparen als über smarte Thermostate.