Schnell & einfach
Finde den günstigsten Tarif
Bis zu 900 € sparen

Gas: Trotz allem positives Fazit

Kategorie: Gas

In Sachen Gas hören und lesen die Verbraucher in letzter Zeit wenig Gutes - erhöhte Abschläge, hohe Nachzahlungen und sogar Anbieter, die dem Kunden von heute auf morgen kündigen. Nach wie vor lohnt es sich, den Gasanbieter zu wechseln. Es lohnt sich auch, die verschiedenen Gastarife zu vergleichen. Aber der Winter mit zum Teil sehr kalten Temperaturen und hohe Preise auf den Weltmärkten haben die Gaswirtschaft im vergangenen Jahr vor große Herausforderungen gestellt. Doch trotz aller Turbulenzen zieht die Gaswirtschaft, vertreten durch den Branchenverband Zukunft Gas, nach dem herausforderndem Jahr 2021 ein positives Fazit: Das deutsche Gassystem funktioniere und sei krisensicher. Erdgas stellte im Jahr 2021 27 Prozent der Energie zur Verfügung, die in Deutschland verbraucht wurde. Damit bleibe der Energieträger unverzichtbar für die Energiewende, so der Verband in seiner jüngsten Pressemitteilung.

Wichtige Energieträger

Auch wurden einige Daten geliefert. Erdgas bleibe einer der wichtigsten Energieträger in Deutschland. Im vergangenen Jahr lieferte Erdgas 26,7 Prozent der in Deutschland verbrauchten Primärenergie. Nur der Anteil von Mineral- und Heizöl ist mit 31,8 Prozent größer. Insgesamt stiegen sowohl Primärenergieverbrauch (+2,6 Prozent) als auch Erdgasverbrauch (+3,9 Prozent) leicht an. Für Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas, ist das keine reine Erfolgsmeldung: „Der Anteil der erneuerbaren Energien ist aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse leicht zurückgegangen, die entstandene Lücke wurde aber vor allem mittels Stein- und Braunkohle gefüllt, was die CO2-Emissionen ansteigen ließ.“

Allein bei der Stromerzeugung verringert der Fuel-Switch von Kohle zu Gas die CO2-Emissionen um durchschnittlich 65 Prozent. Im Strommarkt sieht Kehler auch die große Herausforderung der kommenden Jahre. Um das Jahrhundertprojekt Energiewende zu meistern, ist der Bau von neuen Gaskraftwerken unverzichtbar. Mit dem Ausstieg aus der Kohle und Atomkraft verliere Deutschland regelbare Kraftwerke, die heute die volatile Einspeisung der erneuerbaren Energien ausgleichen. „Wird der Koalitionsvertrag umgesetzt, stehen uns ab 2030 nur noch Gaskraftwerke zur Verfügung, um die Versorgung zu sichern, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Damit das gelingt, werden bis 2030 in Deutschland 20 bis 30 Gigawatt neue Gaskraftwerkskapazität benötigt. Es bedarf eines Investitionsvolumens von ca. 30 Milliarden Euro“, so Kehler. „Daher fordern wir schon länger die Einführung eines Kapazitätsmarktes, indem nicht nur die produzierte Energie vergütet wird, sondern auch Versorgungssicherheit einen Preis hat.“

Trends auf dem Wärmemarkt

Während der Zubau von Gaskraftwerken noch stockt, wurde eine Rekordzahl an Gasheizungen installiert. So wurden 2021 etwa 653.000 neue Geräte installiert, ein Plus von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Kehler blickt daher skeptisch auf das Vorhaben der neuen Bundesregierung, die ab 2025 für jede neu eingebaute Heizung den Betrieb mit mindestens 65 Prozent erneuerbare Energie vorsieht. „Diese Vorgabe stellt hunderttausende Haushalte vor unlösbare Aufgaben“, so der Zukunft Gas-Vorstand. „Vielmehr muss im Wärmemarkt die Dekarbonisierung des Energieträgers eingeleitet werden. Die Industrie wird schon bald Heizungen liefern, die mit Wasserstoff betrieben werden können. Doch wann der Brennstoff in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht, ist noch unklar.“

Auch wenn das vergangene Jahr durch die hohen Energiepreise zu großen Belastungen geführt hat, hat sich der Gasmarkt als krisensicher erwiesen. So konnten die sehr hohen Preise für die privaten Verbraucher dank konservativer Einkaufsstrategien und Langfristverträgen zumindest teilweise abgefedert werden. „Die Branche verfolgt laufend die dynamischen und herausfordernden Entwicklungen auf den globalen Energiemärkten. Durch die aktuelle Situation wird die Bedeutung von Nachhaltigkeit, Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit erneut deutlich, die alle gewährleistet sein müssen. Gut diversifizierte Lieferquellen, Speicher sowie Pipeline- und LNG-Transportinfrastruktur sind entscheidend, um Engpässe auch in Zukunft vermeiden zu können“, erklärt Gregor Pett, Executive Vice President Market Analytics, Market Solutions, Digital Trading Development and Operations bei Uniper. Timm Kehler ergänzt: „Damit wir auch in Zukunft einen diversifizierten Gasmarkt gewährleisten können, muss Deutschland seine Energie-Außenpolitik stärken. Wir werden weiterhin Energieimporte benötigen, um unseren Bedarf zu decken. Dazu gehört auch die aktive Auseinandersetzung mit Erdgasimport-Infrastrukturen wie Pipelines und LNG-Terminals, um die wachsende Importlücke zu schließen. Jetzt gilt es strategische Partnerschaften auszubauen und fit für die Zukunft zu machen.“

Die Branche befinde sich bereits auf dem Weg in die Zukunft: „Mit der Wasserstoffstrategie 2020 wurde im vergangenen Jahr einiges in Gang gesetzt“, erklärt Kehler. In Deutschland sind zurzeit zahlreiche Wasserstoffprojekte in Betrieb, im Bau oder in Planung. „Die Branche ist aktiv an der Transformation beteiligt. Jetzt ist die Politik gefragt, durch die richtigen Gesetzesanpassungen den Weg für eine Wasserstoffwirtschaft zu ebnen. Das EU-Gasmarktpaket und die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes haben bereits das Thema Transport in Angriff genommen, sind allerdings noch nicht praxistauglich. Unklar ist auch, ob die geplanten Regeln zur EU-Taxonomie nennenswerte Investitionen auslösen“, so Kehler.

Ganz so positiv, wie es der Branchenverband schildert, ist die aktuelle Situation für den Verbraucher jedoch nicht. Nach wie vor wird Gas immer teurer. Auch die Unruhe rund um die Ukraine sorgt für zunehmende Unsicherheiten. Claudia Kemfert, die beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für Energiewirtschaft zuständig ist, redet von einer Gaskrise. Auch Thomas Zwingmann, Energieberater bei der Verbraucherzentrale NRW, sagte gegenüber der Tagesschau, dass die weitere Preisentwickling beim Gas nur schwer prognostizierbar sei. Der ein oder andere Hausbesitzer überlegt nun, umzusteigen auf Solar oder Pelletheizung - doch dies ist gar nicht so einfach. Denn auch freie Handwerksbetriebe sind Mangelware - wer jetzt umrüsten will, muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen. In der Überbrückungsphase lohnt es sich, die Anbieter zu vergleichen. Denn solange der Verbraucher noch auf den Gasanbieter angewiesen ist, sollte es zumindest der günstigste sein. Und den findet man nur durch einen Vergleich der Anbieter und im Zweifel durch einen Anbieterwechsel.