Gas: Preise explodieren
Kategorie: Gas
Auf dem europäischen Gasmarkt ist Krisenstimmung angesagt - die Preise explodieren, die Verbraucher haben das Nachsehen. Die gestiegenen Energiepreise verunsichern. Hohe Preise und knappe Speicher bestätigen aktuell diese Verunsicherung, zumal manche Versorger zwischenzeitlich sogar angekündigt hatten, keine Neukunden mehr aufzunehmen. Andere Versorger haben ihren Job, nämlich die Versorgung, eingestellt und Insolvenz angemeldet - es geht wahrlich turbulent auf dem Markt zu.
Nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft entfallen 46 Prozent des Gaspreises auf Beschaffung und Vertrieb des Gases. Die Hälfte der Einnahmen kommt beim Gasversorger an. Hinzu kommen dann Netzentgelte, die für die Nutzung der Netze anfallen, Abgaben, Steuern und der CO2-Preis. Die andere Hälfte der Einnahmen gehen also an die Netzbetreiber und an den Staat in Form von Steuern und Abgaben. Dies liegt nicht nur, aber auch an der CO2-Abgabe. In 2021 belief sich der Betrag auf 25 Euro pro Tonne klimaschädlichen Kohlendioxid-Ausstoß. Seit 2022 sind 30 Euro fällig. Und bis zum Jahr 2025 soll dann die Klima-Abgabe auf 55 Euro pro Tonne CO2 steigen - es könnten noch teuere Gaspreise entstehen.
Der durchschnittliche Gaspreis in der Grundversorgung lag im Januar auf einem Rekordhoch. Ein Musterhaushalt mit 20.000 kWh zahlt aktuell nach Angaben von Check24 im Schnitt knapp 3000 Euro im Jahr für Gas. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 14,9 Cent pro Kilowattstunde rechnet die Portalbetreiber vor. Im Vorjahresmonat waren es noch 1502 Euro – der Gaspreis hat sich verdoppelt. Dementsprechend verdoppeln sich bei vielen Verbrauchern nun auch die Abschläge. Diese Erhöhungen treffen vor allem Geringverdiener hart. Hinzu kommt, dass beispielsweise Hartz-IV Empfänger nicht davon ausgehen können, diese Kosten erstattet zu bekommen. Trotzdem äußert sich etwa der Sprecher eines großen Energieunternehmens so: „Wenn eine finanzielle Unterstützung einzelner Energieverbraucher erwünscht ist oder gefordert wird, so handelt es sich dabei um eine sozial- und verteilungspolitische Aufgabe des Staates“ - aus seiner Sicht verständlich, doch noch fehlt es an Ideen, wie diese Aufgabe zu lösen ist. Bislang schweigt die Politik. Anders sieht es momentan für Bezieher von Wohngeld oder Bafög aus, diese können mit einem Heizkostenzuschuss rechnen.
Gaspreise steigen massiv
Laut Check24 haben die Grundversorger bereits in 11126 Fällen Gaspreise erhöht oder Preiserhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt würden die Preiserhöhungen 74,3 Prozent betragen und gut 3,7 Millionen Haushalte betreffen. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 1147 Euro pro Jahr. Weitere 351 Grundversorger hätten neue Tarife ausschließlich für Neukunden eingeführt. Verbraucherzentralen kritisieren allerdings, dass eine unterschiedliche Behandlung von Bestands- und Neukunden nicht verbraucherfreundlich ist. Auch Firmen erleiden Schiffbruch ob solcher Preise, Unternehmen, die auf viel Energie durch Gas angewiesen sind, schließen unter Umständen gang. Beispielsweise eine Kartonfabrik im Murgtal bei Baden-Baden hat die Notbremse gezogen, zum Ende des Jahres 2021 wurden die Maschinen abgestellt.
Europäische Einflüsse
Nicht nur die in Deutschland beschlossenen Abgaben sorgen für die hohen Preise, auch außerhalb von Deutschland wirken diverse Einflüsse auf den Großhandel. Timm Kehler, Vorstand des Branchenverbandes "Zukunft Gas"erklärt: „Der Preisanstieg begann im vergangenen Jahr und wurde ausgelöst durch die Entwicklung in Asien, wo die Wirtschaftsaktivität nach der Corona-Krise deutlich schneller stieg als in Europa. Gleichzeitig sorgten geringere Erträge aus Windenergie in vielen Teilen der Welt zu einer höheren Nachfrage nach anderen Energieträgern, was sich entsprechend auf den Gaspreis auswirkte.“ Auch weitere Gründe erklären die Entwicklung - doch die steigenden Energiekosten werden durch Erklärungen nicht weniger schmerzhaft für Verbraucher und Unternehmen.
Wer nun den Anbieter wechseln möchte, kann dies durchaus umsetzen. Ein Vergleich lohnt sich immer, auch bei den gestiegenen Preisen. Dabei sollten Verbraucher berücksichtigen, dass die Angebote für Neukunden ganz besonders überprüft werden müssen. Gerade aufgrund der Schwankungen kann ein Wechsel immer noch eine hohe Ersparnis mit sich bringen. Und trotz der instabilen Lage auf dem Markt gibt es noch an die 100 Anbieter, die eine Gasversorgung leisten können. Ein Vergleich macht daher Sinn. Dabei sollten die Verbraucher auch überprüfen, ob der Anbieter eine Preisgarantie gibt und wie lange die Laufzeit des Vertrags gewählt werden kann.
Vergleich der Gastarife
Für einen Gasvergleich sollten die Verbraucher jeweils ihre Postleitzahl und ihren jährlichen Gasverbrauch in Kilowattstunden notieren, dann kann es schon losgehen. Der Verbrauch steht in der Regel auf der letzten Jahresabrechnung. Auch die Zählernummer des Gaszählers sollte man für einen Wechsel zur Hand haben. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn es zu unerwünschten Anrufen vermeintlicher Mitarbeiter von Versorgungsunternehmen kommt, die dann auch noch sensible Daten abfragen - dies sind in der Regel verbotene Werbeanrufe. Übrigens ist mit einer Erhöhung der Preise immer auch ein Sonderkündigungsrecht verbunden. Dies kann genutzt werden, um einen Anbieterwechsel vorzunehmen.