Energiekosten: Preisentwicklung momentan nicht abzusehen
Kategorie: Gas
Eines steht fest: Der nächste Winter kommt in jedem Fall. Weniger fest stehen aktuell die Preisentwicklungen in Sachen Heizkosten. Gegenläufige Meinungen sind nachzulesen, eine Einschätzung muss am Ende jeder Verbraucher für sich finden. Vor wenigen Wochen teilten die Vergleichsportale Check24 und Verivox mit, dass sich die Heizölpreise auf einem Zehnjahrestief befinden würden. Im September kosteten 2000 Liter Heizöl nach Check24-Angaben im Schnitt 770 Euro. "Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden schwachen Weltkonjunktur sind die Energiepreise 2020 deutlich gesunken, dazu kommt seit Juli der niedrigere Mehrwertsteuersatz", sagte zum Beispiel Lasse Schmid, Geschäftsführer Energie bei Check24. Allerdings mahnte gleichzeitig Verivox-Energieexperte Thorsten Storck, die Lage könne sich zum Jahreswechsel ändern. "Im kommenden Jahr wird der CO2-Aufpreis dann Heizöl deutlich teurer machen." Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Deutschland 2021 einen Preis für Kohlendioxid aus dem Straßenverkehr und Heizungen einführen wird: Dann müssen Unternehmen, die Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas in Verkehr bringen, sogenannte Verschmutzungsrechte kaufen. Geplant ist ein Festpreis von 25 Euro je Tonne CO2, der dann schrittweise steigt.
Gas und Ölpreise in Bewegung
Noch seien die Gaspreise auf niedrigem Niveau. Der Durchschnittspreis sei im Laufe des Jahres um 7,4 Prozent gefallen, unter Berücksichtigung der niedrigeren Mehrwertsteuer sogar um 9,7 Prozent, so Storck weiter. "Allerdings ist die Entwicklung sehr unterschiedlich. Die Grundversorger haben ihre Preise im Jahresverlauf stabil gehalten, Preissenkungen und Erhöhungen halten sich die Waage." Zwar kauften Gasversorger derzeit günstig ein. Doch wegen des absehbaren CO2-Aufpreises für Gas warteten viele noch ab, "und nicht alle Anbieter geben die Senkungen weiter", heißt es. Auch die Ölpreise waren beachtenswert: Weniger als 40 Euro für 100 Liter Heizöl, mit solchen Preisen wollen die Verbraucher sich gerne den Öltank auffüllen lassen. "Auf dem heimischen Heizölmarkt nehmen die Anbieter den Weltmarktimpuls umgehend auf", heißt es beispielsweise bei Heizoel 24. Um bis zu einen Cent je Liter hätten die Anbieter die Preise gesenkt. Regionale Unterschiede bleiben jedoch: Während etwa in Hamburg die Verbraucherpreise deutlich nachgaben, blieben sie in Hannover weitestgehend stabil. Das Auftanken zum Schäppchenpreis gelang jedoch dem ein oder anderem Verbraucher gar nicht mehr, denn durch die niedrigen Preise in den vergangenen Monaten, sind viele Tanks bereits gefüllt. "Die Tanks sind bereits voll, und das Auftanken zum Schnäppchenpreis schlicht nicht möglich", liest man bei Heizoel24. Verivox-Energieexperte Thorsten Storck mahnte aber, die Lage könne sich zum Jahreswechsel ändern. "Im kommenden Jahr wird der CO2-Aufpreis dann Heizöl deutlich teurer machen." Er bezieht sich auf den oben benannten Preis für Kohlendioxid aus dem Straßenverkehr und Heizungen. Laut einer dpa-Meldung betonen Analysten, dass die Energiepreise erstmal weiter fallen. "Die Krise im Weißen Haus verstärkt diesen Trend nur", heiße es bei Esyoil.
Heizen und Tanken werden ab 2021 teurer
Der Bundestag hat inzwischen einige Änderungen an einem zentralen Gesetz für mehr Klimaschutz beschlossen. Der CO2-Preis im Verkehr und bei Gebäuden steigt gegenüber ursprünglichen Plänen der schwarz-roten Koalition an. Ziel ist es, fossile Brenn- und Kraftstoffe weniger attraktiv zu machen und zum Umstieg auf klimafreundlichere Alternativen anzuregen. Sprit, Heizöl und Erdgas werden demnach ab 2021 teurer. Denn dann wird der Emissionshandel im Jahr 2021 mit einem fixen CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne starten. Dies bedeutet, dass Unternehmen, die Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas in Verkehr bringen, sogenannte Verschmutzungsrechte kaufen müssen. Bis zum Jahr 2025 werden die Zertifikate schrittweise mit einem auf 55 Euro ansteigenden Festpreis ausgegeben. Ab 2026 wird der Zertifikatepreis dann durch Versteigerungen ermittelt, wobei für 2026 ein Preiskorridor von 55 Euro bis 65 Euro pro Tonne CO2 vorgegeben ist.
Laut Informationen des Umweltministerium bedeutet ein CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne, das sich der Liter Benzin um 7 Cent verteuert, der Liter Diesel um 7,9 Cent. Heizöl wird pro Liter um 7,9 Cent teurer, Erdgas um 0,6 Cent pro Kilowattstunde. Einige Umweltverbände kritisieren, dies sei zu viel wenig, um eine Lenkungswirkung zu entfalten. Die Preissteigerungen würden nicht ausreichen, um den Umstieg zu einem umweltfreundlicheres Auto oder gar einer neuen Heizung umzusetzen. Es sind allerdings auch Gegenmaßnahmen vorgesehen. Um die steigenden Kosten sozial abzufedern, gibt es milliardenschwere Entlastungen – beim Strompreis sowie bei der Pendlerpauschale für Arbeitnehmer mit längeren Fahrwegen. Der Staat nimmt mit dem nun beschlossenen höheren CO2-Preis Milliarden mehr ein – diese zusätzlichen Erlöse sollen vollständig zur Senkung der EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms sowie ab 2024 zur weiteren Anhebung der Pendlerpauschale verwendet werden. Darauf hatte sich die Koalition bereits im Juni in ihrem Konjunkturpaket geeinigt. Nichtsdestotrotz ist bereits jetzt Kritik laut geworden. Wirtschaftsverbände warnen vor Belastungen von Firmen, die wegen der Corona-Krise sowieso oft in einer schwierigen Lage steckten. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertags forderte zudem eine Kompensation für Unternehmen. Sonst werde der Wettbewerb viele Firmen zwingen, ihre Produktion an Standorte mit niedrigeren CO2-Kosten zu verlagern. In einem Entschließungsantrag zum Gesetz heißt es, für betroffene Unternehmen müsse es einen angemessenen Schutz gegen Risiken geben. Die Firmen bräuchten Zeit und eine entsprechende Förderung, um ihre Produktionsprozesse auf klimaneutrale Technologien umzustellen. "Die Wirtschaft steht zu einem ambitionierten und globalen Klimaschutz", stellte DIHK-Präsident Schweitzer klar. "In Zukunft werden viele Unternehmen ihre eigenen Anstrengungen daher noch verstärken." Die Forderung des Europäischen Parlaments nach weitergehenden 2030-Klimazielen erfülle die Wirtschaft jedoch mit Sorge. "Denn sicher ist derzeit nur, dass diese Verschärfung zu höheren Kosten und strengeren Vorgaben für viele Unternehmen führen wird", warnte Schweitzer. "Wie sich hieraus Wachstumschancen ergeben sollen, ist bislang nicht ersichtlich." Dies gelte insbesondere, solange Europa in der Welt im Alleingang voranschreite und europäische Unternehmen auf den Weltmärkten dadurch wachsende Nachteile hätten.