Deutsche Gaspreise vergleichsweise günstig
Kategorie: Gas
Während Deutschland bei den Preisen für Haushaltsstrom aktuell zu den Spitzenreiter in Europa zählt, sieht das beiden Gaspreisen anders aus. Denn hier zahlen Verbraucher für Gas zum Heizen und Kochen etwas weniger als im europäischen Durchschnitt. Diese Angaben der Deutschen Presseagentur basieren auf Zahlen des EU-Statistikamts Eurostat. Demnach lag der Gaspreis im zweiten Halbjahr 2020 mit durchschnittlich 6,2 Cent pro Kilowattstunde im Mittelfeld. In der Europäischen Union kostete dagegen die Kilowattstunde im Schnitt knapp 7,0 Cent. Setzt man die Gaspreise ins Verhältnis zur jeweiligen Kaufkraft, gehörte Deutschland in diesem Bereich sogar zu den günstigsten Ländern.
Gaspreis liegt derzeit im EU-Mittelfeld
So liegen die deutschen Gaspreise trotz des CO2-Preis momentan im EU-Mittelfeld. Dies bestätigt auch eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt. Demnach zahlten die Schweden mit 11,67 Cent/kWh den mit Abstand höchsten Gaspreis. Die zweithöchsten Kosten wurden in Spanien (10,21 Cent/kWh) fällig, gefolgt von den Niederlanden (9,65 Cent/kWh). Am günstigsten war es in Rumänien (3,32 Cent/kWh), Ungarn (3,34 Cent/kWh) und Lettland (3,51 Cent/kWh). Mit Blick auf die örtliche Kaufkraft berücksichtigt, gehört der Gaspreis in Deutschland mit zu den günstigsten. Nur in Luxemburg, Großbritannien, Lettland und Belgien wird die Haushaltskasse durch Erdgas weniger belastet.
CO2-Kosten machen Gas bis zu 20 Prozent teurer
Mit der Einführung des nationalen CO2-Preises werden Gaskunden in Deutschland ab 2021 stärker zur Kasse gebeten. Nach Verivox-Berechnungen beträgt der Aufschlag im Jahr 2025 insgesamt 20 Prozent - vom heutigen Gaspreisniveau gerechnet ein Anstieg von 5,89 auf 7,08 Cent/kWh. Für eine Familie mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeuten das jährliche Mehrkosten von 238 Euro. „Länder wie Schweden, Dänemark oder Frankreich haben längst eine CO2-Steuer. Deshalb haben Verbraucher in Deutschland verglichen mit anderen europäischen Ländern bisher relativ günstig geheizt“, sagt Valerian Vogel, Energieexperte bei Verivox. „Doch der Aufpreis für CO2 wird Gas nun sukzessive verteuern. Bereits im kommenden Jahr zahlt eine Familie in Deutschland rund 108 Euro mehr im Jahr für das Heizen mit Gas“, so Valerian Vogel. Trotz des CO2-Aufpreis werde Deutschland in den nächsten Jahren im europäischen Vergleich nicht zu den absoluten Spitzenreitern beim Gaspreis gehören. Schon heute zahlen Iren, Dänen, Portugiesen, Franzosen, Italiener, Niederländer, Spanier und Schweden mehr als die für Deutschland prognostizierten 7,08 Cent/kWh.
Sparen durch den Gas-Anbieterwechsel
Eine Familie, die noch nie ihren Gastarif gewechselt hat, wird zu den Konditionen der Grundversorgung beliefert. Bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden werden dafür derzeit nach Verivox-Angaben durchschnittlich 1.462 Euro im Jahr fällig. Die gleiche Menge Gas kostet im günstigsten fairen Tarif zwischen 835 Euro mit Bonus und 892 Euro ohne Bonus. Demnach liegt hier ein Sparpotenzial, welches die Verbraucher nutzen sollten. Denn auch das Vergleichsportal Check24 berichtet, dass seit Januar hätten 440 Grundversorger ihre Gas-Preise um durchschnittlich 6,5 Prozent angehoben haben. Ein Musterhaushalt habe im Juni für einen Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden im Schnitt 1289 Euro zahlen müssen. Die gleiche Menge Gas habe bei Preisen vom Januar noch 1247 Euro gekostet. Das sei ein Plus von 3,4 Prozent, erreichen also auch diese Experten. Verbraucher in Deutschland zahlten derzeit nicht zuletzt wegen der CO2-Abgabe Rekordpreise für Gas, so sagt es Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24. Durch die seit Jahresbeginn fällige Abgabe zahle der Musterhaushalt dieses Jahr 119 Euro mehr. Mittel- und langfristig werde Gas aufgrund der negativen Klimabilanz noch teurer, vermutet er.
Seit Anfang 2021 ist in Deutschland eine Abgabe von 25 Euro je Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid (CO2) fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Eine vor Wochen erzielte Einigung der Bundesregierung zur hälftigen Entlastung der Mieter bei den Zusatzkosten fürs Heizen war am Veto der Unionsfraktion gescheitert. Noch kräftiger als bei Gas ist der Preisanstieg beim Heizöl. Das Info-Portal Tecson ermittelte am Mittwoch einen bundesweiten Durchschnittspreis von 71,80 Euro für 100 Liter bei einer Abnahme von 3000 Litern. Im November vergangenen Jahres gab es noch ein Preistief von 38,70 Euro für 100 Liter. Im längeren Vergleich sind die aktuellen Heizölpreise aber nicht ungewöhnlich hoch. Im November 2018 hatten sie mit rund 88 Euro je 100 Liter noch höher gelegen. Mit der Konjunkturerholung steigt weltweit die Nachfrage nach Rohöl, das treibt den Preis nach oben - diese Einschätzung wird von den entsprechenden Experten so kommuniziert.
Inflationsrate steigt
Der Preisanstieg bei Haushaltsenergie hat auch die Inflationsrate in Deutschland nach oben getrieben. Das Statistische Bundesamt hatte für Mai einen Anstieg der Preise für leichtes Heizöl um 35,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ermittelt, bei Erdgas betrug das Plus 2,2 Prozent. Strom lag dagegen um 0,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Juni haben die Energiepreise insgesamt, also einschließlich Kraftstoffen, nach vorläufigen Daten gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,4 Prozent zugelegt. Ein Wechsel des Gasanbieters ist ebenso einfach möglich, wie ein Wechsel des Stromanbieters. Es lohnt sich also immer, die Anbieter zu vergleichen und einen Wechsel vorzunehmen.