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Bundesregierung: Fracking-Gas klimaschädlich und mit Kohle vergleichbar

Kategorie: Gas

In Deutschland wird schon seit Monaten über weitere Bezugsquellen in Sachen Erdgasversorgung diskutiert. Umstritten ist die Ostseepipeline Nord Stream 2, durch die russisches Erdgas bis nach Deutschland geleitet werden soll. Weitere Faktoren spielen eine Rolle. Doch auch Flüssiggas, das mittels Fracking gefördert wird, scheint keine gute Alternative zu sein: Die Bundesregierung stuft dieses als ähnlich klimaschädlich wie Kohle ein. Das vermeldet unter anderem das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) unter Berufung auf das Bundesumweltministerium. 

Flüssiggas via Fracking, wie geht das?

Anders als bei herkömmlichen Lagerstätten ist beim "Fracking" das zu fördernde Gas nicht frei verfügbar, sondern zum Beispiel im Schiefergestein oder in Kohleflözen gebunden. Das wiederum sind sogenannte unkonventionelle Lagerstätten. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass mit Fracking keine Bohrtechnik bezeichnet wird. Es handelt sich um ein Verfahren, mit dem sich Erdgas aus einem an sich undurchlässigem Gestein lösen lässt. Dieses Gas bezeichnen andere als "unkonventionelles Erdgas". Und so einfach ist der gesamte Prozess nicht, denn um den Rohstoff Gas aus dem Gestein zu lösen, muss der Untergrund massiv aufgebrochen werden. Dies wiederum wird mit einem Flüssigkeitsdruck erreicht, dabei wird mit Chemikalien gearbeitet. Und hier kommt das wieder das Thema Umwelt zur Sprache: Laut Umweltbundesamt sind eine ganze Reihe dieser Chemikalien wassergefährdend, weitere Stoffe werden als toxisch, also giftig, für den Menschen bezeichnet.

 

Auf Nachfrage der Grünen-Bundestagsfraktion gab die Bundesregierung Auskunft zu dem Thema, demnach sei Fracking-Gas deutlich klimaschädlicher als Pipelinegas aus konventionellen Lagerstätten. Über das Schreiben berichten verschiedene Medien. Demnach könne Erdgas grundsätzlich den emissionsintensiveren Einsatz von Kohle und Erdöl in einer Übergangsphase ersetzen. Im Vergleich zu leitungsgebundenem Erdgas schneide es deutlich schlechter ab. Um eine Wirkung auf das Klima zu ermitteln, müssten zusätzlich Emissionen berücksichtigt werden, die im Rahmen der Gewinnung und des Transportes von Erdgas anfielen. Nach Europa transportiertes Fracking-Gas habe im Vergleich zur Kohle nur geringe Emissionseinsparungen zur Folge. 

Deutliche Kritik an der Methode

Das Umweltministerium findet deutliche Worte: "Insbesondere im Vergleich zum Einsatz von leitungsgebunden importierten Erdgas dürfte der Einsatz von Fracking-Gas, selbst wenn das Gas in Deutschland gewonnen würde, keine positiven Wirkungen auf die Klimaziele haben." Darüber hinaus berge insbesondere unkonventionelles Fracking-Gas erhebliche Risiken für andere Umweltgüter, besonders für Grundwasser und Böden. Der Streit um die richtige Energieversorgung geht also weiter. Die Stellungnahme des Umweltministeriums sei “brisant”, schreibt das Redaktionsnetzwerk Deutschland am 11.1 Oktober 2020, weil “die Bezugsquellen der deutschen Erdgasversorgung derzeit heftig umstritten sind. So fordern verbündete Staaten wie die USA und Polen ein Ende des Baus der Ostseepipeline Nord Stream 2, durch die sibirisches Erdgas nach Deutschland geleitet werden soll.” Zeitgleich dränge die US-Regierung darauf, dass Deutschland seine Märkte für amerikanisches Frackinggas öffne, das mit Flüssiggas-Tankschiffen über den Atlantik transportiert werden soll. Das RND weiter: “Derzeit laufen Planungen für die Errichtung mehrerer Entladeterminals an der deutschen Küste. Allerdings ist Flüssiggas deutlich teurer als Pipelinegas. Die nun vom Umweltministerium begutachtete Klimabilanz könnte ein weiteres Argument gegen den Import amerikanischen Frackinggases sein.”

 

Auch die Zeitschrift GEO setzt sich mit dem Thema auseinander. Nachzulesen ist dort, dass das Verfahren erstmals 1949 in den USA eingesetzt wurde. Seit etwa 2005 werde es im großen Stil genutzt, um Schiefergas zu fördern. Auch in Deutschland werde schon lange nach der Methode gearbeitet, wenn auch nicht in Schiefergas. Weiter berichtet GEO, dass Fracking-Befürworter argumentieren, Gas sei klimafreundlicher als Kohle. Deshalb spiele der Energieträger beim Übergang ins Zeitalter der erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle. Damit meinen sie konventionelles ebenso wie unkonventionelles Erdgas. Der Vorstandsvorsitzende von ExxonMobil, Gernot Kalkoffen, glaubt sogar, dass die Energiewende ohne unkonventionelles Erdgas gar nicht zu meistern sei. Die jetzige Stellungnahme der Bundesregierung beurteilt die Situation offensichtlich anders.