Gasanbieter Gazprom: Gewinnsteigerung trotz Krise
Kategorie: Gas
Der russische Gasversorger Gazprom wird oft als verlängerter Arm von Putins Außenpolitik bezeichnet. Dass sich die Krise zwischen Russland und dem Westen aber nicht in den aktuellen Geschäftszahlen widerspiegelt, ist für Experten zwar erstaunlich, aber wohl nur von kurzer Dauer: Abnehmende Verkaufszahlen und ein sinkender Ölpreis werden sich laut Analysten wohl erst im nächsten Quartalsbericht wiederfinden. Laut dem am Montag vorgestellten Bericht für die ersten drei Monate dieses Jahres konnte Gazprom seinen Gewinn um über 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigern.
Gazprom
Gaspreise spiegeln Ölpreis-Entwicklung mit Verzögerung wider
Der russische Energiekonzern hat im ersten Quartal dieses Jahres trotz der Krise zwischen Russland und dem Westen und sinkenden Verkäufen von Erdgas seinen Gewinn stark steigern können. Zwar ist die Menge an Gas, die Gazprom zwischen Januar und März 2015 verkauft hat, um ein Zehntel zurückgegangenen. Trotzdem konnte der weltweit größte Erdgas-Produzent seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 71 Prozent auf 382 Milliarden Rubel (5,45 Milliarden Euro) steigern. Experten sehen diese Gewinnsteigerung aber allenfalls als eine kurzzeitige Verschnaufpause, nachdem der Gewinn des Gasversorgers im vergangenen Jahr aufgrund der Ukraine-Krise und des warmen Wetters um 86 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro eingebrochen war. Der Umsatz des russischen Energiekonzerns stieg im Vergleich zum Gewinn um bescheidene sechs Prozent auf 1648 Milliarden Rubel (22,86 Milliarden Euro). Experten sehen vor allem die Gestaltung der Gasverträge sowie den schwächelnden Rubel als verantwortlich für die Gewinnsteigerung des Gasanbieters. So orientieren sich die von Gazprom veranschlagten Gaspreise am Ölpreis, bilden ihn aber mit sechs bis neun Monaten Verzögerung ab. Seit Juni 2014 ist der Ölpreis stark eingebrochen und erreichte einen Tiefpunkt im letzten Quartal des Vorjahres. Auf das Konzernergebnis von Gazprom wirke sich der gefallene Ölpreis laut Experten daher erst ab dem Frühjahr richtig aus und spiegele sich nicht in den am Montag vorgestellten Ergebnissen des ersten Quartals wider. Im Juni lag der Exportpreis für Erdgas auf dem tiefsten Stand seit acht Jahren. Experten gehen davon aus, dass sich daran auf absehbare Zeit wohl nichts ändern wird.Energieversorger Gazprom profitiert vom schwächelnden Rubel
Lediglich der infolge der Krise zwischen Russland und dem Westen schwächelnde Rubel wird sich wohl weiterhin positiv auf das Geschäftsergebnis des russischen Gasanbieters auswirken. Denn während Gazprom seine Ausgaben in der schwächelnden Landeswährung tätigt, erhält das Unternehmen durch die Vielzahl an Gasverträgen mit dem Westen den Großteil seiner Einnahmen in Euro oder Dollar. Laut Konzern-Vizechef Andrej Kruglov profitiere der Energieversorger daher vom schwächelnden Rubel. Bild: Gazprom von Thawt Hawthje, CC BY – bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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