Gasförderung: Mehrheit der Bürger laut Umfrage für vollständiges Fracking-Verbot
Kategorie: Gas
Nach monatelangen Debatten hat die Bundesregierung im April dieses Jahres einen Gesetzentwurf zum zukünftigen Umgang mit der umstrittenen Gasfördermethode Fracking beschlossen. Dieser schränkt den Einsatz von Fracking zwar ein, ist aber weit von einem vollständigen Verbot entfernt. Laut einer aktuellen Umfrage sind fast zwei Drittel der Bürger gegen die Pläne der großen Koalition – auch die Mehrheit der CDU- und SPD-Wähler lehnt die geplanten Fracking-Regelungen ab.
Stop Fracking!
Umweltschützer befürchten Trinkwasser-Verunreinigungen
Bei unkonventionellem Fracking wird ein Wasser-Chemikalien-Gemisch unter Druck in die Erde geleitet, um tief liegende Gesteinsschichten aufzubrechen und Schiefergas oder Öl an die Erdoberfläche zu befördern. Die Sorge von Umweltschützern, die möglicherweise giftigen Chemikalien könnten das Grundwasser verunreinigen, teilen anscheinend viele Bürger Deutschlands. Wie eine aktuelle Umfrage im Auftrag von abgeordnetenwatch.de zeigt, lehnen 61 Prozent der Deutschen die aktuellen Fracking-Pläne der Bundesregierung ab und befürworten anstelle dessen ein vollständiges Verbot von Fracking. Dabei sind nicht nur Anhänger der Opposition gegen Fracking, auch die Mehrheit der CDU- und SPD-Wähler befürwortet ein Verbot. Laut Umfrage sprechen sich 87 Prozent der Grünen-Wähler für ein Fracking-Verbot aus, 75 Prozent der Linken-Anhänger, 68 Prozent der SPD-Wähler und, mit 58 Prozent, auch die Mehrheit der CDU-Anhänger. Die Umfrage wurde zwischen dem 27. und 29. April 2015 unter 1002 Befragten von infratest dimap durchgeführt. Die Auftraggeber von abgeordnetenwatch.de wollten nach einer Online-Petition auf change.org, bei der sich mehr als 185.000 Bürger gegen Fracking ausgesprochen hatten, ermitteln, wie hoch der Anteil der Fracking-Gegner an der gesamten Bevölkerung ist. Als nächsten Schritt plant das Politikportal eine Umfrage unter den 631 Bundestagsabgeordneten zu ihrem Standpunkt bezüglich eines absoluten Fracking-Verbots.Gasförderung durch Fracking soll grundsätzlich möglich bleiben
Der bisherige Gesetzentwurf der Bundesregierung soll bald vom Bundestag beschlossen werden. Vorgesehen ist, den Einsatz von unkonventionellem Fracking zu wirtschaftlichen Zwecken oberhalb von 3.000 Metern grundsätzlich zu verbieten. Auch in Wasserschutzgebieten soll nicht gefrackt werden. Probebohrungen zu Forschungszwecken mit nachweislich ungiftigen Chemikalien sollen aber grundsätzlich möglich bleiben – genauso wie Ausnahmegenehmigungen für die unkonventionelle Gasförderung zu wirtschaftlichen Zwecken. Ein Komplett-Verbot der umstrittenen Gasförderung, wie in Bulgarien, Frankreich oder dem US-Bundesstaat New York, ist somit erst einmal vom Tisch. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe schätzt, dass in Deutschland gut 13 Billionen Kubikmeter Schiefergas lagern. Rund zehn Prozent davon seien förderbar und könnten den Erdgas-Bedarf Deutschlands für etwa 14 Jahre decken. Fracking-Befürworter erhoffen sich angesichts dessen durch den Einsatz von Fracking eine größere Unabhängigkeit von russischen Gasimporten. Bild: Stop Fracking! von greensefa, CC BY – bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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