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Gasversorgungs-Stresstest: EU käme auch ohne russisches Gas durch den Winter

Kategorie: Gas

Mehr als ein Drittel ihres Gasbedarfs beziehen die EU-Mitgliedsstaaten aus Russland. Angesichts der Ukraine-Krise befürchten Experten daher, dass eine Einstellung der Gaslieferungen vom russischen Gasversorger Gazprom die EU hart treffen würde. Eine aktuelle Untersuchung der EU-Kommission kommt aber zu dem Schluss, dass EU-Länder durch ihre Kooperation auch im „Worst Case“-Szenario eine einigermaßen verlässliche Gasversorgung aufrecht erhalten könnten. EU-Kommissar Günther Oettinger, bei Vorstellung der Studie noch als Energiekommissar tätig, betonte, dass wir zwar „verletzbar“ seien, aber „auch im schwierigsten Fall“ zurecht kämen. Gasversorgungs-Stresstest: EU käme auch ohne russisches Gas durch den Winter Pipeline

Gasspeicher sind zu 81 Prozent gefüllt

Ende Juni hatte der EU-Gipfel einen Gas-Stresstest in Auftrag gegeben, Ende Oktober lag das Ergebnis vor: Die EU käme auch ohne russisches Gas einen Winter lang einigermaßen gut über die Runden. Die EU-Kommission und -Mitgliedsstaaten haben für den Gas-Stresstest untersucht, ob, und falls ja wie, eine Einstellung russischer Gaslieferungen kompensiert werden könnte. Obwohl die EU insgesamt mehr als ein Drittel ihres Gasbedarfs mit Gas aus Russland deckt, wird beim Stresstest nur von einem 22-prozentigen Anteil von russischen Gasimporten ausgegangen, da für den Stresstest auch die Schweiz und die Türkei berücksichtigt wurden, die weniger abhängig von russischen Gaslieferungen sind. Die EU-Kommission kommt daher in ihrer Untersuchung zu dem Schluss, dass mehr als drei Viertel der wegfallenden Gaslieferungen durch gesteigerte Importe von Flüssiggas, eine leicht gesteigerte Eigenproduktion, zusätzliche Gaslieferungen aus Norwegen, sowie die Nutzung gespeicherter Gasreserven kompensiert werden könnten. So hätten beispielsweise die EU-weiten Gasspeicher eine Kapazität von insgesamt 81 Milliarden Kubikmeter und seien zu 90 Prozent gefüllt. Der Gas-Stresstest der EU-Kommission ist für einen Lieferstopp-Zeitraum von sechs Monaten von September bis Februar ausgelegt. Das Ergebnis zeigt, dass ein Großteil der russischen Gaslieferungen in diesem Zeitraum anderweitig ausgeglichen werden könnten. Gut 22 Prozent der Gaslieferungen würden aber nicht kompensiert werden können, was gut vier Prozent des EU-weiten Gasverbrauchs entspricht. Laut zuständigen EU-Kommissionsexperten könnte dieser Gasmangel jedoch durch eine freiwillige Reduzierung des Gasverbrauchs oder durch Zurückgreifen auf andere fossile Energieträger ausgeglichen werden.

Gas-Streit zwischen Russland und Ukraine vorerst beigelegt

Grundsätzlich könnte die Gasversorgung aller EU-Mitgliedsländer aber nur dann weitestgehend sichergestellt werden, wenn die Staaten miteinander kooperieren. So könnten Pipelines im sogenannten „reverse-flow“, also in umgekehrter Richtung genutzt werden und auch auf neue Flüssiggas-Terminals in Litauen und Polen zurückgegriffen werden. Problematisch werde es laut EU-Untersuchung allerdings dann, wenn die EU-Staaten nicht zusammenarbeiten oder es Perioden anhaltender klirrender Kälte gäbe. Dann könnten in Teilen Osteuropas über 20 Prozent des benötigten Gases fehlen, in Bulgarien und Serbien sogar mehr als 60 Prozent. Oettinger rief daher nochmals alle Staaten dazu auf, ihre Gasspeicher zu füllen. Zudem versprach der damalige EU-Energiekommissar, alles zu tun, um einen Lieferstopp vonseiten Russlands zu verhindern. Für den kommenden Winter haben sich Russland und die Ukraine auf einen Gas-Deal einigen können. Wie es danach weiter geht, ist allerdings noch unklar. Bild: Pipeline von Brian CantoniCC BY – bearbeitet von Tarifo.de