Gasversorgung: Ukraine droht mit Transit-Stopp für russisches Gas
Kategorie: Gas
Am Freitag kündigte der ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk umfassende Sanktionen gegen Russland an. Neben Maßnahmen gegen Firmen und Privatpersonen werde auch ein teilweises oder vollständiges Transitverbot für Güter aus Russland verhängt – dieses schließe auch Erdgaslieferungen Russlands durch die Ukraine nach Europa ein. Der ukrainische Gasversorger Naftogaz teilte am Montag aber mit, dass die ukrainischen Sanktionen gegen Russland nicht zwangsläufig die Gaslieferungen nach Europa unterbrechen müssten. So könnten bestehende Gasverträge entsprechend überarbeitet werden. An den vorgeschlagenen Änderungen haben laut Experten aber weder europäische Unternehmen noch Gazprom Interesse.
Pipeline
Gas-Transport durch Ukraine könnte nach Sanktionen „unmöglich“ sein
Rund 30 Prozent des europäischen Gasbedarfs werden über Gaslieferungen aus Russland gedeckt; die Hälfte davon fließt durch Pipelines über die Ukraine. Aufgrund des Aufstands pro-russischer Separatisten in der Ukraine kündigte Regierungschef Jazenjuk Sanktionen gegen Russland an. Der ukrainische Gasversorger Naftogaz erklärte, dass es die Sanktionen gewissen Unternehmen unmöglich machen könnten, Gas durch die Ukraine zu transportieren. Naftogaz-Chef Andrej Kobolew betonte aber die Bereitschaft des Gasversorgers, den „reibungslosen Transport von Erdgas zu europäischen Verbrauchern fortzuführen“. So könnten die Gaslieferungen in die EU unter Umständen trotz Sanktionen gegen Russland weiterhin sichergestellt werden. Dies könne aber nur geschehen, wenn den europäischen Abnehmern das zu liefernde Gas bereits gehöre, sobald es die russisch-ukrainische Grenze passiere. Um dies zu ermöglichen, müssten bestehende Lieferverträge zwischen Gazprom und europäischen Verbrauchern grundlegend verändert werden – und zwar zu Gunsten der Ukraine. Gazprom gab bislang keine Stellungnahme bezüglich des Themas ab. Die EU-Kommission erklärte, dass der Naftogaz-Vorschlag noch geprüft werde. Experten sagen aber, dass weder Gazprom noch EU-Unternehmen Interesse an den vorgeschlagenen Änderungen der Gaslieferverträge hätten.Gaspreiserhöhungen als Reaktion auf EU-Sanktionen
Schon seit Beginn der Ukraine-Krise Anfang des Jahres befürchten Energieexperten negative Auswirkungen auf die Gasversorgung der EU sowie auf die Gaspreise. Im Juni hatte der russische Gaskonzern Gazprom die Gasversorgung der Ukraine nach einem Streit über unbeglichene Gasschulden eingestellt. Vor wenigen Wochen hatte das russische Außenministerium der EU mit höheren Gaspreisen gedroht, nachdem diese verschärfte Sanktionen gegen Russland beschlossen hatte. Bislang halten Experten einen Stopp der Gaslieferungen durch die Ukraine für unwahrscheinlich. So würde die ehemalige Sowjetrepublik mit einem Transit-Stopp riskieren, die Unterstützung der EU zu verlieren. Falls die Ukraine aber entgegen der Erwartungen tatsächlich zu den angedrohten Maßnahmen greift, müssten die EU-Staaten auf alternative Versorgungswege zurückgreifen, um Teile ihres Gasverbrauchs auch ohne Gaslieferungen aus Russland zu decken. Bild: Pipeline von Brian Cantoni, CC BY - bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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