Gaspreise: Russland droht mit Erhöhungen als Konsequenz auf EU-Sanktionen
Kategorie: Gas
Bislang haben sich die Befürchtungen von Experten, dass die Ukraine-Krise Versorgungsengpässe oder steigende Gaspreise mit sich bringen würde, nicht bewahrheitet. Aufgrund der geringen Nachfrage wegen des milden Winters sind die europäischen Gaspreise seit Beginn de Jahres sogar um mehr als 40 Prozent gesunken. Aktuell droht sich die Lage aber zu verändern: Russland droht als Konsequenz der verschärften internationalen Sanktionen mit höheren Energiepreisen für Europa.
Putin und Medwedew
Sanktionen führten „unausweichlich“ zu höheren Energiepreisen
Am Dienstag haben die USA und die EU verschärfte Wirtschaftssanktionen gegen Russland verabschiedet, die sich auch auf den Energiesektor beziehen. Russlands Präsident Wladimir Putin soll dazu bewegt werden, die Unterstützung der prorussischen Separatisten in der Ostukraine zu beenden. Das russische Außenministerium verurteilte die Sanktionen scharf, nannte sie einen „unbedachten, unverantwortlichen Schritt“, der unausweichlich zu höheren Energiepreisen für Europa führe. Zudem stütze sich die europäische Politik nicht auf „überprüfte Fakten“, sondern sei „von Washington diktiert“. Dem russischen Außenministerium zufolge bezeugten die „antirussischen Sanktionen“ die Unfähigkeit der EU, eine eigenständige Rolle in der Weltpolitik einzunehmen. Bislang droht Russland nur mit Energiepreis-Erhöhungen, einige Experten befürchten jedoch, dass der Kreml seine Stellung als wichtigster Gaslieferant Europas ausnutzen und die Gasversorgung der EU – wie die der Ukraine – einschränken könnte. Oliver Krischer, energiepolitischer Sprecher der Grünen, kritisierte, dass allein die Tatsache, dass Russland mit „Einschränkungen der Gaslieferungen“ drohe, den Handlungsspielraum der Bundesregierung einschränke.Gasversorgung Deutschlands vorerst sichergestellt
Zwar weisen Experten darauf hin, dass die energiepolitische Beziehung zwischen Russland und der EU eine gegenseitige und Russland ebenso abhängig von den Zahlungen der EU sei, wie die EU von den Gaslieferungen. Frank Umbach, Forschungschef des Europäischen Zentrums für Energie- und Ressourcensicherheit (Eucers) am Londoner King's College argumentierte jedoch kürzlich, dass die Energieabhängigkeit zwischen Russland und der EU asymmetrisch wäre: So hätten ihn russische Kollegen darauf hingewiesen, dass Russland „locker ein Jahr“ ohne westliche Kredite und Technologie auskomme, Europa aber „keine 30 Tage“ ohne russisches Gas, wie die „Welt“ berichtet. Ganz so dramatisch schätzen deutsche Experten die Lage aber nicht ein. So seien die Gasspeicher Deutschlands aktuell über 80 Prozent gefüllt. Bei optimaler Ausnutzung der Kapazität der deutschen Gasspeicher und einem normalen Gasverbrauch würden die Reserven gut 90 Tage lang reichen. Zudem könnten andere Gaslieferanten wie Norwegen die Gaslieferungen nach Deutschland im Notfall kurzfristig aufstocken. Dass Deutschland einen Winter ohne Gas überstehen muss, wäre im Falle einer Unterbrechung der russischen Gasversorgung daher unwahrscheinlich. Bild: Putin und Medwedew von Alex, CC BY-SA 2.0 - bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
Lexikon