Fracking: Industrie drängt auf Schiefergasförderung in Europa
Kategorie: Gas
Die Auswirkungen der intensiven Nutzung von Fracking zur Schiefergasförderung in den USA sind enorm: Sinkende Gaspreise, rückläufige Abhängigkeit von Energieimporten und steigende Attraktivität als Industriestandort sind nur einige Konsequenzen aus der vermehrten Gasförderung. In Deutschland sieht die derzeitige Lage hingegen anders aus: Knapp 87 Prozent des Gasbedarfs werden durch Importe gedeckt, die Energiepreise sind hoch und immer mehr große Unternehmen erwägen eine Produktions-Auslagerung ins preiswertere Ausland. Angesichts der enormen Fracking-Erfolge in den USA und der derzeitigen Lage in Europa fordert die Chemieindustrie, auch in Europa mit einer intensiven Schiefergasförderung zu beginnen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu bewahren.
Burning gas stovetop in darkened room
Fracking als „Chance“ für Europa
Aktuelle Energiestatistiken zeigen, dass sich die USA nach 10 Jahren erstmals wieder an die Weltspitze in Sachen Öl- und Gasförderung gestellt haben – vor den bisherigen Weltmarktführer Russland. Die Gaspreise sind aufgrund der intensiven Schiefergasförderung enorm gesunken und machen die USA als Industriestandort attraktiv. Laut Kurt Bock, Chef des Chemiebranchenverbandes Cefic (European Chemical Industry Council), sollte Fracking daher auch in Europa als Chance gesehen werden. Der Handel würde dadurch gestärkt, die Kaufkraft gesteigert, Arbeitsplätze geschaffen und das Wachstum gefördert, so Bock. Vor allem zur Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit, gerade für die energieintensive Chemieunternehmen, ist eine bezahlbare Energieversorgung unabdingbar, so der Cefic-Chef weiter. Zunächst gehe es laut Bock vor allem darum, die Öffentlichkeit von der Unbedenklichkeit einer Schiefergasförderung durch Fracking zu überzeugen. Fracking-Gegner verweisen auf die unvorhersehbaren Risiken, die mit der Gasfördermethode einher gehen sollen. Da beim Fracking Wasser, Sand und Chemikalien unter Druck in die Erde geleitet werden, um tief liegendes Gestein aufzubrechen und Schiefergas an die Erdoberfläche zu befördern, ist vor allem die Angst vor Grund- oder Trinkwasserverunreinigungen groß. Dem Cefic-Chef zufolge sei eine Gasförderung durch Fracking aber nicht gefährlicher, als eine konventionelle Gasförderung.Fracking in Deutschland prinzipiell erlaubt
In Deutschland ist Fracking bisher durch das Bergrecht unzureichend geregelt, was zufolge hat, dass die Gas-Fördermethode prinzipiell erlaubt ist. Die schwarz-gelbe Bundesregierung wollte neue Auflagen für Fracking einführen, in der beispielsweise eine Gasförderung in Trinkwasserschutzgebieten komplett untersagt und in anderen Regionen nur unter strengen Vorgaben erlaubt sein sollte. Die Pläne scheiterten am Widerstand der Opposition, welcher die Einschränkungen nicht weit genug gingen. Bislang sind in Deutschland zwar 12 Fracking-Lizenzen erteilt worden, mit einer tatsächlich Gasförderung begonnen ist aber aufgrund von Rechtsstreitigkeiten bisher noch nirgendwo. Bild: Burning gas stovetop in darkened room - closeup von Derrick Coetzee, CC BY - bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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