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Michael Divé: „Um die strasserauf-Idee zu mögen muss man nicht im coolen Szeneviertel wohnen“

Kategorie: Strom

Düsseldorf - Seit 2009 bietet strasserauf bundesweit Ökostrom aus Schweizer Wasserkraft. Wir sprachen mit strasserauf-Geschäftsführer Michael Divé über den unkonventionellen Auftritt seines Unternehmens und seine Kritik an den Discountangeboten.



strasserauf-GF Michael A. P. DivéHerr Divé, was haben Sie vor strasserauf gemacht und warum sind Sie der richtige Mann für einen Energieversorger?

Michael Divé: Ich bin Diplom-Medienwirt und habe vor strasserauf lange im Medienbereich und in der Marken- und Unternehmensberatung gearbeitet. Bei strasserauf geht es darum, Produkt und Auftritt konsequent für die Zielgruppe zu gestalten. Deshalb wurde ich als „Nicht-Energiewirtschaftler“ hier Geschäftsführer. Branchenwechsel sind eine gute Sache, da sollten noch mehr Unternehmen und ihre Aufsichtsorgane den Mut beweisen, nicht primär auf glatte Unternehmenskarrieren zu achten, sondern Neues zuzulassen. In Amerika oder Asien beispielsweise geht man mit Branchenwechslern viel entspannter um und sieht Generalistentum als uniquen Wert.



Warum heißt Ihr Unternehmen eigentlich "strasserauf"?

Michael Divé: Der Name entstand mit Unterstützung eines befreundeten Künstlers. Da haben die Köpfe einige Nächte lang geraucht. strasserauf, das klingt urban, ist im Hier und Jetzt verortet, ist kein artifizieller „cooler“ Werbe-Anglizismus. Irgendwie ehrlich, aufrecht, progressiv. strasserauf eben.



strasserauf gibt sich betont jung und unkonventionell. Auf der Flash-animierten Internetseite wird man geduzt. Duzen Ihre Mitarbeiter auch Sie und Ihre Kunden?

Michael Divé: Wir wollen einfach etwas in allen Facetten eigenständiges entwickeln. Unsere Webseite ist ein Erlebnis, weil sie mehr bietet als den klassischen Mix aus Preisrechner, Spartipps und althergebrachten Informationen über Energiesparlampen. Zum Auftritt gehören unsere Ladebox-Locations, die Passionisten, das Kultur-Engagement und auch das Duzen. Ja, auch ich werde natürlich geduzt. Auch unser Konzept der persönlichen Erreichbarkeit ist ein Teil dieser strasserauf-Idee. Da sind keine Email-Robotter am Werk, sondern echte Menschen, mit denen man telefonieren, mailen und skypen kann. Auch mich kann man anrufen. In einer Welt, in der manche Chefs sich zusehends abschotten und ohne ihren PR-Stab keinen eigenständigen Schritt mehr tun, scheint das irgendwie etwas unglaublich revolutionäres zu sein. Neulich hat mich ein Kunde sonntagmorgens aus dem Bett geklingelt und wollte sehen, ob meine Handynummer tatsächlich funktioniert. „Ja“, sagte ich, „funktioniert tatsächlich. Und auch bei mir in Düsseldorf ist es jetzt Sonntagmorgen viertel vor sieben! (lacht). Es wurde dann ein richtig nettes Gespräch.



Ist der Markt groß genug ist für einen Stromanbieter, der mit seiner Strategie fast ausschließlich junge und jung gebliebene Verbraucher als Zielgruppe hat?

Michael Divé: Ein großer Teil unsere Zielgruppe ist jung und lebt in den Metropolen. Aber klassische, soziographische Kriterien sind überholt. Lebenseinstellungen haben immer weniger mit dem Alter zu tun. Das Besondere bei strasserauf zeigt sich direkt in Produkt und Auftritt. strasserauf ist fair, sagt die Dinge, wie sie sind und baut keine Knebelverträge oder Stolperfallen ein. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal und ich habe nichts dergleichen jemals gesehen! Wir leben also neben der nachhaltigen Ausrichtung auch ein faires Miteinander. Um darin einen Mehrwert zu sehen, muss man nicht im trendigen Szeneviertel wohnen. Immer mehr Menschen achten auf solche „Soft Skills“ eines Dienstleisters, denn die Geiz-ist-geil-Mentalität ist vorbei. Schauen Sie: Wer zu einem Billiganbieter wechselt, der sich mit obskuren Tricks und Kniffen in Vergleichsportalen nach oben boxt, der darf sich doch schlussendlich nicht wundern, wenn er durch Vorkasse, Kaution und Preispakete erhebliche Risiken eingeht und sein blaues Wunder erlebt! Alle diese Menschen werden aber irgendwann zurückkommen und genau abwägen: Wer ist fair? Welche AGBs verstehe ich auf den ersten Blick? Seriosität und unaufgeregtes Dienstleistertum auf Augenhöhe werden in den nächsten acht Jahren eine Renaissance erfahren.



Hinter strasserauf stecken vier klassische Stadtwerke. Welchen Einfluss hat das auf Ihr Geschäft?

Michael Divé: Ein ganz aktuelles Beispiel: Es wird ja derzeit über die wirtschaftliche Situation von Billiganbietern gemutmaßt. Auch bei uns rufen besorgte Verbraucher an, die wissen wollen: Was passiert wenn mein Billigstromanbieter Pleite geht? Gerade jetzt erleben wir unsere oft kritisch gesehene Verbindung zu klassischen Stadtwerken als Stärke: Hinter strasserauf stehen mit vier nordrheinwestfälischen Stadtwerken grundsolide Unternehmen. Wir kombinieren also die Sicherheit eines Stadtwerks mit der Flexibilität eines nachhaltig agierenden Ökostromanbieters – ein Vorteil! Und da wir zusätzlich Fixkosten schlank halten, zum Beispiel indem wir die Kundenkommunikation komplett papierlos gestalten, setzen wir Nachhaltigkeit in markfähige Konditionen um.



Wie stellen Sie sicher, dass Ihr Strom wirklich zu 100 Prozent Ökostrom ist?

Michael Divé: strasserauf bezieht seinen Strom direkt beim Produzenten in der Schweiz. Es gibt also keine „Handelsumwege“ wie z.B. über die Leipziger Strombörse. Die Anlagen, in denen unser Ökostrom erzeugt wird, sind folgerichtig eindeutig benannt. Das machen wir unseren Kunden nicht zuletzt durch das Zertifikat vom TÜV Süd und jüngst die Note „Sehr Gut“ von Ökotest transparent.



Ihre moderne Unternehmensphilosophie zeigt sich in unkomplizierten Konditionen: Nur ein Stromtarif ("strasserauf electricitaet"), ohne Grundgebühr, ohne Mindestvertragslaufzeit und knapp gehaltenen AGBs. Zieht damit strasserauf Konsequenzen aus den Fehlern diverser Konkurrenten?

Michael Divé: Fehler anderer sind nicht Benchmark unseres Handelns. Wir haben uns anfangs einfach gefragt, wie wir denn gerne einen Dienstleister hätten. Jeder ärgert sich, wenn er seinen Handyvertrag kündigt, aber noch 8 Monate länger drin hängt. Oder wenn man etwas bezahlt, ohne es zu beanspruchen. Also haben wir Mindestvertragslaufzeit und Grundgebühr abgeschafft. Das heißt auch, dass strasserauf jeden Tag den besten Job machen muss, um Kunden positiv zu begeistern statt vertraglich zu fesseln. Es ist absurd, mit welcher Kapitalintensität manche Billiganbieter in den Bereichen Energie oder Telekommunikation die Kunden locken, knebeln und am Ende Unzufriedenheit und Skepsis gegenüber ganzen Branchen hinterlassen! Das kann auf Dauer nicht funktionieren, weder gesellschaftlich noch wirtschaftlich. Dazu haben wir einen Gegenentwurf.



Stimmt es, dass sich der Strompreis bei strasserauf nach dem Stromverbrauch richtet? Ein hoher Stromverbrauch würde demnach mit günstigen kWh-Preisen belohnt. Steht dies nicht im Widerspruch zu Nachhaltigkeit und Transparenz?

Michael Divé: Wir haben einen Strompreis gestaltet, der für alle Freunde von strasserauf raisonabel sein soll. Ein strasserauf-Fan, der für sein Designbüro oder seine Galerie viel Energie benötigt, soll sich das leisten können. Und einer, der nur Niedrigverbräuche von vielleicht 600 kWh hat, der wird verstehen, dass auch wir Fixkosten decken müssen und dabei trotzdem frei von Grundgebühr bleiben. Wir erleben aber, dass unsere Kunden so vernünftig sind, dass sie mit der Ressource Energie verantwortlich umgehen und zwar nicht nur deshalb, weil es sich im Geldbeutel bemerkbar macht. Sparen im Sinne von Nachhaltigkeit und ökologischem Verhalten setzt voraus, dass ich nicht nur auf den kWh-Preis schiele oder nur dann umweltbewusst bin, wenn ich es doppelt und dreifach finanziell entlohnt bekomme. Dann bin ich nicht umweltbewusst, sondern einfach nur geizig. Wir bei strasserauf wollen deutlich machen, dass das „umweltfreundliche Sparen“ einer einfachen Regel folgt: Die nützlichste Kilowattstunde ist diejenige, die gar nicht erst produziert werden muss!



Mit dem "Bali-Button" können Kunden ihre Abschlagszahlungen aussetzen, wenn sie mal länger weg sind. Wie kamen Sie denn auf diese Idee?

Michael Divé: Es ist doch heute so: Die Menschen sind viel unterwegs, haben Jobeinsätze im Ausland, machen ein Sabattical oder eine längere Reise. Ich bin ja selbst so ein Vielreisender, halte Kontakt zu Freunden über Facebook, Social Communities & Co. Das Leben besteht heute aus Mobilität, Veränderung, Unterwegssein – das ist spannend! Wie stellen sich Dienstleistungsunternehmen also darauf ein? Eine Antwort von strasserauf ist der Bali-Button: Wenn man den drückt, zahlt man bis zu zwei Monate keinen Strom. Unsere Lösung für veränderte Lebenswirklichkeiten.



Wie kann man zu strasserauf wechseln?

Michael Divé: Zu strasserauf wechselt man mit wenigen Klicks auf www.strasserauf.de. Da gibt es auch viele Infos rund um unsere Aktivitäten. Auf unserer Wiki www.electricitaet.de machen wir alles rund um das Unternehmen noch transparenter. Und wer mag, ruft mich eben an!



Herr Divé, vielen Dank für das Gespräch!