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Mainz: umstrittenes Kohlekraftwerk wird gebaut

Kategorie: Strom

Die Bauarbeiten am umstrittenen Kohlekraftwerk auf der Ingelheimer Aue zwischen Wiesbaden und Mainz haben begonnen. Laut der zuständigen Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd wurden den Kraftwerken Mainz-Wiesbaden (KMW) die entsprechenden Genehmigungen erteilt. Die Kraftwerksgegner wollen nun gegen die Entscheidung klagen.



Die vorbereitenden Arbeiten für das Kohleheizkraftwerk haben bereits begonnen. Zunächst werden Tiefbauarbeiten durchgeführt Läuft alles nach Plan dann wird die 1,2 Milliarden Euro teure Anlage 2014 fertig gestellt und 820 Megawatt ins Strom-Netz einspeisen. Die KMW begründen den Neubau damit, dass der Betrieb des bisherigen Gas- und Dampfturbinenkraftwerks aufgrund steigender Gaspreise zunehmend unrentabel wird.



Dabei hatte der Mainzer Ältestenrat erst vor einer Woche beschlossen, Widerspruch gegen die Anfang Mai erteilte Teilbaugenehmigung einzulegen. Zudem haben sich inzwischen die politischen Mehrheitsverhältnisse in den Städten Mainz und Wiesbaden geändert, so dass das Energie-Projekt inzwischen auch von politischer Seite überwiegend abgelehnt wird. Die KMW als Tochter der beiden hiesigen kommunalen Stadtwerke halten dennoch an dem Vorhaben fest, weil die Anlage bereits bestellt und eine Umkehr Kosten in dreistelliger Millionenhöhe verursachen würde.



Vor allem aufgrund des hohen Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes von Kohlekraftwerken steht das Milliardenprojekt in der Kritik. Die Bürgerinitiative „Kohlefreies Mainz“ zeigte sich empört über den Baubeginn und bezeichnete den Vorgang als „absolute Provokation“. Die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden wollten kurz vor der Stadtratswahl offensichtlich Tatsachen schaffen ohne noch anhängige Gerichtsverfahren abzuwarten. Am Samstag protestierten auf der bereits dritten Demonstration dieser Art über 2.000 Menschen in Mainz gegen den Kohlemeiler.



Nicht nur aus Umweltgründen lehnen die Gegner das Projekt ab. Die Finanzierung des Vorhabens und die spätere Vermarktung des Kohlestroms seien nach wie vor nicht geklärt. Was den Streit um das Kohlekraftwerk zusätzlich anfacht: die Heag Südhessische Energie (HSE) AG und die (übrigens gemeinsam mit den Stadtwerken Mainz gegründete) Entega Vertriebsgesellschaft GmbH haben von ihren früheren Verlautbarungen Abstand genommen und wollen künftig doch keinen Strom von der Ingelheimer Aue beziehen. Der Öko-Stromanbieter Entega aus Darmstadt mit rund 400.000 Kunden möchte aus „ökologischen, ökonomischen und unternehmensstrategischen Gründen“ auf Strom aus dem Kohlekraftwerk verzichten.