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Policen mit neuer Sicherungstechnik

Kategorie: Finanzen

Einen schweren Stand haben Versicherer derzeit bei Verbrauchern. Die Zahl der potenziellen Kunden nimmt aufgrund der demografischen Entwicklung ab, die Zurückhaltung beim Vertragsabschluss zu. Da sind neue Ideen gefragt, um das lahmende Geschäft anzukurbeln. Neue Wege gehen sogenannte Variable Annuities (VA), was nichts anderes heißt als "veränderliche Renten". Kurz: Je nach Entwicklung der Kapitalmärkte kann die Rente schwanken. Das klingt nach fondsgebundenen Lebensversicherungen. Und in der Tat stecken hinter dem Ansparvorgang Investmentfonds.

Das Neue daran: Bei VA-Produkten sind Kapitalanlage und Garantieabsicherung getrennt. Die Spargroschen fließen wie bei fondsgebundenen Lebens-oder Rentenpolicen in ein oder mehrere Investmentfonds in der Regel höher rentierliehe Aktienfonds. Die Garantie, also die Beitragsrückzahlung und/oder die Rente, wird jedoch nicht wie bei schon angebotenen Hybridprodukten durch Aufteilung in einen fondsgebundenen und einen konventionellen Teil gebildet. Vielmehr übernehmen Finanzmarktinstrumente wie Derivate die Garantieabdeckung. Einen klassischen Deckungsstock gibt es nicht.

In den USA und Japan verkauften sich die VA-Produkte vor Ausbruch der Finanzkrise wie geschnitten Brot. Den Umsatzturbo wollen die Versicherer nun in Europa wiederholen. Zielgruppe sind finanzkräftige Bürger kurz vor dem Ruhestand. Das sind immerhin rund 1,5 Millionen Menschen, die leicht die übliche Einstiegshürde bei Einmaleinzahlungen von mindestens fünf bis 10000 Euro überspringen können. Die Besonderheit von Angeboten wie den neuen VA-Produkten gegenüber reinen Anlageprodukten wie Fonds sind neben der Absicherung von Invaliditäts-und sonstigen Biometrierisiken -Garantien.

In puncto Steuern unterscheidet sich der Newcomer nicht von den Klassikern. Renten aus einer privaten VA-Rentenpolice werden mit dem sogenannten Ertragsanteil versteuert. Beispiel: Ein 65-Jähriger erhält 1000 Euro Rente. Der Ertragsanteil beträgt 18 Prozent. Das heißt, dass von 1000 Euro nur 180 Euro der Besteuerung unterliegen. Unterstellt man einen Steuersatz von 30 Prozent, wären also von den 1000 Euro Rente zunächst 54 Euro fällig. Bei der Option Kapitalauszahlung unterliegen die Erträge unter bestimmten Voraussetzungen wie Mindestlaufzeit und Mindestalter, 60" bei Auszahlung der hälftigen Steuerpflicht.

Bei fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen gab es bislang zwei Alternativen, um Garantien im Produkt darstellen zu können: In der Hybridvariante wird der Beitrag in einen fondsgebundenen und einen konventionellen Teil aufgespalten. Der traditionelle Teil soll das Garantieversprechen (in der Regel lediglich Beitragsgarantie) absichern, der Fondsteil die erhoffte Performance schaffen. Bei der dynamischen Aufteilung zwischen Sicherungsvermögen und Fonds (CPPI) soll die Garantie innerhalb der Kapitalanlage durch Umschichten von Risiko-in Sicherheitspapiere erreicht werden. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) stellte bei einem Vergleich von derzeit auf dem Markt angebotenen Garantiekonzepten fest: Die klassische Rentenversicherung kommt im Schnitt auf eine erwartete Rendite von 4,1 Prozent.

Die Realverlustwahrscheinlichkeit bei einer unterstellten Inflationsrate von zwei Prozent liegt bei nur 0,1 Prozent. Beim statischen Hybrid (Aufteilung des Beitrags zwischen Sicherungsvermögen und Fonds) steigt die Rendite immerhin auf 5,3 Prozent, die Realverlustwahrscheinlichkeit immerhin schon auf 5,4 Prozent. Beim CPPI-Hybrid steigt die Rendite um weitere 0,4 Punkte auf 5,7 Prozent, die Realverlustwahrscheinlichkeit aber schon drastisch auf 24,1 Prozent. Bei VA-Produkten rechnen die Aktuare mit einer Rendite von 5,5 Prozent bei einer Realverlustwahrscheinlichkeit von 21,5 Prozent. Das auf den ersten Blick erhöhte Risiko kann sich jedoch in der Praxis als begrenzt darstellen.

 Manche Produkte bieten ein, "lock in". Konkret: Manche schreiben einmal jährlich die aktuell erreichte Rentenanwartschaft "fest" -auch wenn der Wert der Fonds zwischenzeitlich fällt. Ist die Rentengarantie einmal festgeschrieben, muss der Versicherer auch dafür gerade stehen. Das musste in Zeiten der Finanzmarktkrise just der Promoter von VA-Produkten, die AXA mit dem Produkt TwinStar, erfahren. Der Anbieter musste für die Garantiezusagen auf dem Markt Derivate nachkaufen -zu deutlich schlechteren Konditionen als noch vor zwei Jahren. Die Kalkulation geriet aus den Fugen, AXA zog die Notbremse und bietet derzeit den TwinStar nur noch in der Riester-Variante an -Basis-Rente und Privatrente werden "überarbeitet".

Neben dem Kapitalmarktrisiko nagt aber noch ein weiteres Problem an den beworbenen VA-Produkten. Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen: "Die hohen Kosten." In der Tat greifen die Anbieter herzhaft zu: Neben einmaligen Abschluss-und Verwaltungskosten von rund vier Prozent des Beitrags fallen weitere knapp ein bis vier Prozent des jährlichen Ertrags an. Das wird sich laut Branchenexperten bald ändern. Thomas Adolf, Finanzberater aus Frankfurt: "Die jetzt auf dem Markt befindlichen Produkte haben Pilotcharakter. Die eingebauten Sicherheitsmargen sind noch hoch. Da muss man die zweite Generation abwarten. Wenn die neue Produktgattung in Breite angeboten wird, fallen auch die Kosten."