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Energiewende: Schleppender Stromnetz-Ausbau von Bundesnetzagentur kritisiert

Kategorie: Strom

Die Bundesnetzagentur kritisiert den nur langsam voranschreitenden Ausbau der Stromnetze in Deutschland. Gerade einmal ein Drittel der in 2009 geplanten neu zu verlegenden Stromleitungen sei bis Ende des Jahres 2015 realisiert worden. Immer häufiger kommt es aufgrund der fehlenden Leitungen auch zu Zwangsabschaltungen von Kraftwerken – eine Maßnahme, die die Strompreise für Verbraucher weiter ansteigen lässt.

Stromnetz-Ausbau müsse deutlich schneller vorankommen

Von den im Jahr 2009 geplanten 1.876 Kilometern neuer Stromleitungen in Deutschland sind bis Ende 2015 gerade einmal 558 tatsächlich errichtet worden – eine enttäuschende Bilanz, wie Jochen Homan, Präsident der Bundesnetzagentur, findet. Zugleich warnt er vor einem zu langsamen Ausbau der Stromnetze. Denn durch die fehlenden Stromleitungen seien die Netzbetreiber immer häufiger dazu gezwungen, Kraftwerke kurzzeitig vom Netz zu nehmen, um einem Zusammenbruch der Stromnetze entgegenzuwirken. Doch diese Maßnahmen verursachen hohe Kosten, die letztlich Stromverbraucher in Form von höheren Netzentgelten tragen müssen. Allein im ersten Halbjahr 2015 seien für das Hochfahren und Abschalten von Kraftwerken zur Sicherung der Netzstabilität gut 250 Millionen Euro an Kosten entstanden – das ist mehr, als im gesamten Jahr 2014. Die Bundesnetzagentur geht angesichts des schleppenden Netzausbaus davon aus, dass die jährlichen Kosten des sogenannten Redispatch bis zum Jahr 2020 die Milliardengrenze überschreiten könnten. Netzagentur-Chef Homann sieht in diesen Prognosen ein „deutliches Signal“ mit dem Netzausbau schneller vorankommen zu müssen. Zugleich geht er davon aus, dass durch das Umschwenken auf vorrangige Erdverkabelung nun Planungssicherheit herrscht und der Ausbau wieder schneller voranschreiten kann. Zuvor hatten zahlreiche Anwohnerproteste gegen die geplanten Stromtrassen, die den Süden Deutschlands mit Strom aus dem Norden versorgen sollen, für Verzögerungen im Netzausbau gesorgt. Durch den von der Bundesregierung kürzlich beschlossenen Vorrang von Erdkabeln gegenüber Freileitungen, um für eine bessere Akzeptanz der Leitungen unter Anwohnern zu sorgen, werden laut Homann aber Mehrkosten in Milliardenhöhe entstehen.

Kosten der Energiewende gehen laut Bundesnetzagentur-Chef alle an

Angesichts der wachsenden Kosten für den Netzausbau fordert Homann eine veränderte Umlegung der Netzentgelte auf Verbraucher. Bislang ist die Höhe der Netzentgelte regional stark verschieden, weshalb in Regionen mit einem stärkeren Ökostrom-Ausbau und einer damit einhergehenden stärkeren Belastung der Stromnetze teilweise weit höhere Netzentgelte verlangt werden, als in Regionen mit einem weniger hohen Ökostrom-Anteil. Im kommenden Jahr erhöhen sich die Netzentgelte für einen Durchschnitts-Haushalt im Schnitt um rund sechs Prozent, in einigen Regionen aber auch um einiges stärker. So steigen die Netzentgelte in Baden-Württemberg im Gebiet der Netze BW GmbH um satte 15 Prozent, während die Entgelte im Netz der enercity Netzgesellschaft mbH in Hannover sogar um mehr als 2 Prozent zurück gehen. Zumindest für das überregional betriebene Übertragungsnetz sollte laut Homann angesichts dessen zukünftig ein bundesweit einheitliches Entgelt erhoben werden, da die Kosten der Energiewende alle angingen.