Stromverbraucher sollen zahlen: Kraftwerksbetreiber erhalten Abschalt-Prämien
Kategorie: Strom
Um den CO2-Ausstoß Deutschlands stärker als bisher zu reduzieren, sollen klimaschädigende Braunkohlekraftwerke nach einem aktuellen Konzept von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel früher als geplant vom Netz genommen und in eine sogenannte Kapazitätsreserve überführt werden. Über insgesamt sieben Jahre hinweg sollen die Kraftwerks-Betreiber für das Bereithalten ihrer Kohlekraftwerke finanziell entschädigt werden. Greenpeace spricht von einem milliardenschweren Geschenk an Energiekonzerne auf Kosten der Stromverbraucher. Für diese werden die Strompreise durch den Beschluss wohl weiter ansteigen.
Industrielandschaft
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Kohlekraftwerks-Reserve wird Stromverbraucher 1,61 Milliarden Euro kosten
Bereits im Juli dieses Jahres hatten sich die Koalitionsspitzen auf das schrittweise Überführen klimaschädigender Kohlekraftwerke in eine Kraftwerksreserve verständigt. Nun steht ein Konzept, welchem auch die Kraftwerksbetreiber zugestimmt haben. Ab dem ersten Oktober 2016 an sollen demnach bis Ende des Jahres 2019 insgesamt rund ein halbes Dutzend Braunkohlekraftwerke vom Netz genommen und in eine sogenannte Kapazitätsreserve überführt werden. Für weitere vier Jahre sollen die Kraftwerke dann für eine Absicherung der schwankenden Ökostrom-Versorgung genutzt werden, um sie im Anschluss endgültig abzuschalten. Insgesamt sollen so 2,7 Gigawatt beziehungsweise 13 Prozent der gesamten installierten Leistung in Braunkohlekraftwerken vom Netz genommen werden. Der CO2-Ausstoß soll so um bis zu 12,5 Millionen Tonnen verringert werden. Für das Bereithalten der Kraftwerkskapazitäten in der geplanten Reserve werden die Energiekonzerne laut dem von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) geplanten Konzept mit hohen Summen entschädigt. Insgesamt werden sich die Kosten über die vorgesehenen sieben Jahre hinweg auf 1,61 Milliarden Euro summieren – 230 Millionen Euro pro Jahr. Tragen werden diese Kosten die Stromverbraucher über eine Erhöhung der Netzentgelte. Diese sollen um etwa 0,05 Cent pro Kilowattstunde ansteigen – zusätzlich zu dem Mehrkosten, die Stromverbraucher ab dem kommenden Jahr für höhere Kosten den Netzausbaus, eine Erhöhung der EEG- und KWK-Umlage schultern müssen.Energiekonzerne hätten Energiewende verschlafen – Verbraucher müssten zahlen
Gabriel selbst sowie die Bergbau-Gewerkschaft IG BCE zeigten sich zufrieden mit dem Konzept. So betonte der Bundeswirtschaftsminister, dass die gefundene Lösung sowohl gut für den Klimaschutz als auch für Beschäftigte und Unternehmen im Braunkohle-Bergbau sei. IGBCE-Chef Michael Vassiliadis sagte, dass die „Zeit der Unsicherheiten“ nun zu Ende ginge und der Arbeitsplatzabbau ohne Entlassungen über die Bühne gehen könne. Die Grünen hingegen kritisierten das Konzept des Energieministers scharf. Es würde mit Milliardenkosten eine Kohlereserve geschaffen werden, die niemand brauche. Fraktionsvize Oliver Krischer sprach von „milliardenschweren Stilllegungsprämien für altersschwache Kraftwerke“ und warf Gabriel vor, dass nun Stromverbraucher dafür aufkommen müssten, dass die Konzerne die Energiewende verschlafen hätten. Greenpeace-Energieexperte Niklas Schinerl sieht das ähnlich und nannte das Konzept ein „milliardenschweres Geschenk an die Kohlekonzerne auf Kosten der Stromkunden“. Bild: Industrielandschaft von dé.wé., CC BY-SA 2.0 – bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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