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Strompreise: Ökostrom-Überschuss könnte höhere Stromkosten zur Folge haben

Kategorie: Strom

Der rasante Ökostrom-Ausbau in Deutschland hat auch seine Schattenseiten. In Zeiten großer Sonnen- oder Windstrom-Erzeugung werden zwar stets neue Ökostrom-Rekorde aufgestellt, oft wird aber auch Strom produziert, der gar nicht benötigt wird. Aufgrund von fehlenden Stromtrassen, die den überschüssigen Strom vom Norden in den Süden Deutschlands transportieren sollten, fließt dieser nun häufig ins Ausland ab und verärgert Nachbarstaaten. Als Konsequenz müsste theoretisch eine Strompreis-Grenze errichtet werden – mitten in Deutschland. Stromverbraucher in Bayern und Baden-Württemberg müssten aufgrund der nicht realisierten Stromleitungen dann weit mehr für ihren Strom zahlen, als der Rest Deutschlands.

Strompreise: Ökostrom-Überschuss könnte höhere Stromkosten zur Folge haben Green Power

Ökostrom-Überschuss gefährdet Polens Kohleindustrie

Die Energiewende in Deutschland zieht teilweise paradoxe Kreise. So ist die schwankende Ökostrom-Produktion auf der einen Seite nicht ausreichend, um eine verlässliche Stromversorgung Deutschlands zu gewährleisten, weshalb klimaschädigende und oft unrentable Kohle- oder Gaskraftwerke am Netz bleiben müssen, um Blackouts zu verhindern. Auf der anderen Seite wird an sonnigen und windigen Tagen oft viel mehr Strom produziert, als eigentlich benötigt. Die Stromnetze Deutschlands arbeiten dann an ihrer Belastungsgrenze. Da unter anderem aufgrund zahlreicher Proteste von Anwohnern bislang aber keine zusätzlichen Stromleitungen errichtet wurden, um den im Norden Deutschlands erzeugten Ökostrom in den Süden zu transportieren, wird er zur Entlastung der deutschen Netze häufig in die Nachbarländer Deutschlands weitergeleitet. Dort ist man allerdings wenig erfreut über die Strommassen aus Deutschland: Oft würden heimische Kraftwerke aufgrund des billigen Ökostroms aus Deutschlands unrentabel. In Polen würden die deutschen Stromüberschüsse sogar die gesamte Kohleindustrie und damit einen großen wirtschaftlichen Eckpfeiler des Staates bedrohen. Die im slowenischen Ljubljana ansässige Agentur der europäischen Regulierungsbehörden (Acer) wurde nun vom polnischen Netzbetreiber mit einer Lösung des Ökostrom-Problems beauftragt. Das Finden einer solchen Lösung stellt die Experten aber vor eine Herausforderung: Nach geltendem europäischen Recht muss eine Strompreisgrenze eigentlich dort eingerichtet werden, wo der Netzengpass besteht – mitten in Deutschland also. Für Stromverbraucher in der Bundesrepublik würde das bedeuten, dass Bürger in Süddeutschland aufgrund mangelnder Stromnetzkapazitäten einen höheren Strompreis zahlen müssten, als Bürger im Norden Deutschlands. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) verweigerte zwar strikt die Errichtung notwendiger Stromtrassen in der Region, hat aber auch gegen eine Strompreisgrenze innerhalb Deutschlands prophylaktisch Widerstand angekündigt. Generell gilt eine solche Grenze innerhalb Deutschlands als politisch nicht durchsetzbar.

Strompreise in Österreich könnten um 15 Prozent ansteigen

Die Alternative einer innerdeutschen Strompreis-Grenze treibt wiederum die Bürger eines anderen deutschen Nachbarlandes auf die Barrikaden: Österreich. Da es für „innerstaatliche Preiszonen juristisch kein Mandat“ gebe, müsse die Strompreisgrenze an die Deutsch-Österreichische Grenze verlegt werden, wie es laut Medienberichten von Acer heißt. Eine solche Abschottung des österreichischen Strommarktes würde aber die Preise dort stark ansteigen lassen. Laut Berechnungen des Chefs des führenden österreichischen Energieunternehmens Verbund, Wolfgang Anzengruber, würden die Strompreise in Österreich dann um 15 Prozent oder 4,50 Euro je Megawattstunde ansteigen. Der Verband der österreichischen Energiewirtschaft kritisiert solche Pläne scharf. Es sollten „Engpassmanagementverfahren dort eingeführt werden, wo strukturelle Engpässe diese Maßnahme erfordern“. An der Grenze zwischen Österreich und Deutschland existiere aber faktisch kein struktureller Engpass, wie Verbandschefin Barbara Schmidt sagte. Bild: Green Power von Ferruccio Zanone, CC BY-SA 2.0 – bearbeitet von Tarifo.de