Erneuerbare Energien: Deutsche Akademien empfehlen Stopp der Ökostrom-Förderung
Kategorie: Strom
Die verstärkte Ökostrom-Förderung in Deutschland hat bislang kaum positive Auswirkungen auf die Klimabilanz. Zwar ist der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix in den vergangenen Jahren stark angestiegen, doch auch die Verstromung von Kohle hat zugenommen. Ein Erreichen der CO2-Ziele der Bundesregierung scheint bislang weit entfernt. Große Wissenschaftsakademien in Deutschland empfehlen nun, nationale Förderungen wie durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) abzuschaffen und anstelle dessen einen europäischen Mindestpreis für CO2-Zertifikate einzuführen.
Off-shore Wind Farm Turbine
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CO2-Mindestpreis sorge für Investitionssicherheit und Klimaschutz
Insgesamt rund 50 namhafte nationale und internationale Wissenschaftler haben sich am interdisziplinären Forschungsprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ der Leopoldina Nationale Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften beteiligt. Das Ergebnis ist ein als „Handlungsoption“ formuliertes Konzept zur Verbesserung der europäischen Klimabilanz, welches der „Welt“ vorliegt. In diesem raten die Forscher der deutschen Bundesregierung dazu, die nationale Ökostrom-Förderung zu beenden und anstelle dessen den aktuell stockenden europäischen CO2-Emissionshandel zum wichtigsten Instrument der Energie- und Klimapolitik zu machen. Die Forscher betonen, dass es angesichts des derzeit geringen Preises im CO2-Emissionshandel von lediglich sieben Euro pro ausgestoßener Tonne CO2 kaum Anreize für Investitionen in den Klimaschutz gäbe. Daher schlagen die renommierten Wissenschaftler vor, zukünftig einen Mindestpreis für den Ausstoß von klimaschädigendem Kohlenstoffdioxid von Kraftwerksbetreibern und Industriebetrieben zu fordern. Den Plan der EU-Kommission, die Preise für CO2-Zertifikate durch eine künstliche Angebotsverknappung zu stabilisieren, halten die Forscher lediglich für ein „politisches Placebo“, das Marktteilnehmer verunsichere. Ein fester CO2-Mindestpreis gäbe den Marktteilnehmern hingegen Investitionssicherheit und würde gleichzeitig zum Klimaschutz beitragen, indem er für erhöhte Staatseinnahmen sorge.Ökostrom-Ziele der Bundesregierung würden nicht erfüllt
Das in Deutschland etablierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) kritisieren die Wissenschaftler als nicht zielführend. Durch die zusätzlich zum Emissionshandel stattfindende Förderung erneuerbarer Energien würden die Kosten des Klimaschutzes „erheblich“ erhöht, „ohne einen direkten Beitrag zum Abbau von Klimagasen zu leisten“, so die Forscher. Die „idealste“ Option zu einem verbesserten Klimaschutz sei daher nach Meinung der Akademiker, den CO2-Emissionshandel auszubauen und gleichzeitig die nationale Ökostrom-Förderung Schritt für Schritt abzubauen. In diesem Fall würde der Ausbau erneuerbarer Energien „deutlich hinter den Ausbauzielen der Bundesregierung“ zurückbleiben. Dies erfolge den Forschern zufolge jedoch zugunsten eines Ausbaus „an den europaweit günstigsten Standorten“. Kritiker sehen die von den Wissenschaftlern geforderte Einführung eines CO2-Mindestpreises jedoch als nicht unproblematisch. Zum einen könne die Politik so in das bislang freie Marktgeschehen eingreifen. Zum anderen sei es angesichts der teilweise stark unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen der EU-Mitgliedsstaaten unwahrscheinlich, dass diese sich auf einen festen CO2-Mindestpreis einigen könnten. Bild: Off-shore Wind Farm Turbine von phault, CC BY – bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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