Energiewende-Analyse: BDI sieht Ziele der Bundesregierung außer Reichweite
Kategorie: Strom
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) kritisiert in einer aktuellen Studie die Umsetzung der Energiewende in Deutschland. So habe die Bundesregierung bislang weder die angestrebte Reduktion des CO2-Ausstoßes erreichen, noch die Stromversorgung ausreichend sichern können. Auch die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung stünde mittlerweile auf der Kippe.
Off-shore Wind Farm Turbine
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CO2-Ausstoß erstmals wieder angestiegen
Im aktuellen BDI-Energiewende-Navigator 2014, der vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) erstellt wurde und der Welt am Sonntag vorliegt, wirft die Industrie der Bundesregierung vor, in puncto Energiewende versagt zu haben. So habe sich die Erfolgsbilanz der Energiewende im Vergleich zum Vorjahr in drei von fünf Kategorien verschlechtert. Im Bereich „Klima- und Umweltverträglichkeit der Energiewende“ kritisiert der BDI, dass die angestrebte Reduktion des CO2-Ausstoßes nicht nur verfehlt werde, sondern der Ausstoß des klimaschädlichen Gases in 2013 sogar höher lag, als in den Vorjahren. Doch der Plan der Bundesregierung, den CO2-Ausstoß zukünftig durch eine Reduktion von Kohleverstromung zu senken, missfällt dem BDI. Solche nationalen Eingriffe in den Strommarkt würden „Strukturen des europäischen Emissionshandels komplett außer Acht“ lassen, wie BDI-Präsident Ulrich Grillo gegenüber der Welt kritisierte. Letztlich würde in Europa „kein Gramm CO2“ eingespart, sondern Kohlestromimporte erhöht und die Wertschöpfung ins Ausland verlagert werden. Zudem würde zwar der Anteil von Ökostrom am deutschen Strommix immer weiter ansteigen. Im Bereich Heizenergie und Kraftstoffe ließe der Umschwung auf erneuerbare Energien aber noch auf sich warten. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 mindestens 18 Prozent des Bruttoendenergieverbrauchs aus regenerativen Quellen zu decken, rücke so außer Reichweite. Auch bezüglich der Versorgungssicherheit fällt das Fazit der BDI-Analyse schlecht aus. So würde der jährliche Rückbau an Kraftwerkskapazitäten mittlerweile deutlich den Zubau übersteigen. Bis zum Jahr 2018 ergebe sich so für den Süden Deutschlands eine „deutliche Deckungslücke“.Akzeptanz für Energiewende-Großprojekte hat abgenommen
Darüber hinaus habe sich im letzten Jahr die Wirtschaftlichkeit der Energiewende „innerhalb des roten Bereichs weiter verschlechtert“ – die deutschen Strompreise lägen im europäischen Vergleich „mit an der Spitze“. Der BDI warnt davor, dass die Akzeptanz der Bevölkerung für die Energiewende auf der Kippe stände. Bezogen auf eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sei zwar noch immer über die Hälfte der Bürger mit den Zielen der Energiewende einverstanden. Immer weniger Befragte (45 Prozent) seien aber dazu bereit, in ihrer unmittelbaren Umgebung Nachteile, wie sie beispielsweise durch den Bau von Stromtrassen befürchtet werden, zur Umsetzung der Energiewende hinzunehmen. Der BDI fordert angesichts des mauen Fazits seiner Energiewende-Analyse „eine in den internationalen Kontext eingebettete europäische Klima- und Energiepolitik aus einem Guss“. Unter anderem müsse die Bundesregierung die „Vollendung des EU-Binnenmarktes vorantreiben“, da so bis zu 50 Milliarden Euro im Jahr eingespart werden könnten. Bild: Off-shore Wind Farm Turbine von phault, CC BY – bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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