Energiewende: Experten fordern Einführung von Ökostrom-Kapazitätsprämie
Kategorie: Strom
Gerade erst haben die zuständigen Übertragungsnetzbetreiber bekanntgegeben, dass die EEG-Umlage im kommenden Jahr zum ersten Mal seit ihrer Einführung sinken wird, schon fordern Experten die Einführung einer weiteren Ökostrom-Umlage, um erneuerbare Energien auch nach Auslaufen der festen Einspeisevergütungen rentabel zu halten. Fachmänner der Berliner Denkfabrik „Agora Energiewende“ nehmen an, dass sich Wind- oder Solaranlagen unter den derzeitigen Marktbedingungen mit derart niedrigen Börsenstrompreisen nach Ende der Ökostrom-Subventionen nicht rentieren werden. Daher fordern sie die Einführung einer „Kapazitätsprämie“, die jedoch über die Strompreise für Verbraucher finanziert würde.
Green Power
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Neue Ökostrom-Umlage für Stromverbraucher?
Um 0,7 Cent – von 6,24 auf 6,17 Cent pro Kilowattstunde – wird die EEG-Umlage im kommenden Jahr sinken. Das gaben die zuständigen Übertragungsnetzbetreiber am Mittwoch bekannt. Für einen durchschnittlichen drei-Personen Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden bedeutet dies eine Ersparnis von gerade einmal 2,45 Euro im Jahr. Nicht besonders viel angesichts des Umstandes, dass die EEG-Umlage, die den Ausbau erneuerbarer Energien finanzieren soll, allein in den letzten vier Jahren von 2,05 Cent in 2010 auf stattliche 6,24 Cent pro Kilowattstunde in 2014 angewachsen ist. Doch geht es nach Experten des Berliner Think-Tanks Agora Energiewende, so müsste bald eine neue Umlage auf den Strompreis eingeführt werden, die Verbraucher erneut teuer zu stehen kommen könnte. Durch die vermehrte Ökostrom-Produktion im Zuge der Energiewende kommt es immer häufiger zu Strom-Überschüssen in Deutschland. Diese führen zu einem Verfall der Börsenstrompreise, wodurch sich der Betrieb konventioneller Kraftwerke oft nicht mehr rentiert. Betreiber von Kohle- oder Gaskraftwerken fordern daher schon länger die Einführung von Kapazitätsprämien für die bloße Bereitstellung ihrer Kraftwerke als Reserve für Zeiten geringerer Ökostrom-Produktion. Experten von Agora Energiewende nehmen aufgrund des Strompreisverfalls allerdings an, dass sich auch erneuerbare Energien ohne Subventionen in Zukunft nicht rentieren werden. Daher hat der Think-Tank vom Berliner Öko-Institut ein Konzept ausarbeiten lassen, durch das sich der Betrieb erneuerbarer Energien auch nach der Zeit fester Einspeisevergütungen rentieren soll.Energieminister Gabriel will „kein Hartz IV für alte Kraftwerke“
Das Konzept „Erneuerbare-Energien-Gesetz 3.0“ liegt der „Welt“ vor und beinhaltet unter anderem den Vorschlag der Einführung einer „Kapazitätsprämie“, die den Betreibern von Ökostrom-Anlagen zusätzlich zu den Verkaufserlösen am Strommarkt gezahlt werden soll. Die Energieexperten des Berliner Öko-Instituts sind der Meinung, dass das derzeitige Prinzip, bei dem lediglich die erzeugte Kilowattstunde Strom einen Preis hat, „nie ausreichen“ werde, um erneuerbare Energien ausreichend zu refinanzieren. Bislang hat sich die Bundesregierung eher skeptisch gegenüber Forderungen von Betreibern konventioneller Kraftwerke über die Einführung einer Kapazitätsprämie gezeigt. Bundesenergieminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte vor Kurzem, dass er „kein Hartz IV für alte Kraftwerke“ einführen wolle. Nach dem Konzeptvorschlag von Agora Energiewende könnten solche Forderungen zukünftig aber möglicherweise auch von Produzenten erneuerbarer Energien kommen. Bild: Green Power von Ferruccio Zanone, CC BY-SA 2.0 – bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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