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Stromanbieter fordern Kapazitätsmarkt: Drohen neue Strompreis-Erhöhungen?

Kategorie: Strom

Durch die Energiewende und den subventionierten Ausbau erneuerbarer Energien ist der Anteil von Ökostrom im deutschen Strommix in den letzten Jahren stark angestiegen. Gleichzeitig werden konventionelle Kraftwerke aus dem Strommarkt gedrängt. Große Energieversorger kritisieren, dass viele unrentable Kraftwerke aber nicht abgeschaltet werden dürfen, da sie laut Bundesnetzagentur für die Gewährleistung der Versorgungssicherheit von Nöten sind. Forderungen nach Zahlungen für die bloße Bereitstellung von Kraftwerkskapazitäten werden angesichts dessen lauter. Bundesenergieminister Sigmar Gabriel (SPD) will sich nun des Themas annehmen. Sollte es tatsächlich zu dem geforderten Kapazitätsmarkt kommen, könnten neue Strompreiserhöhungen für Verbraucher drohen.

Stromanbieter fordern Kapazitätsmarkt: Drohen neue Strompreis-Erhöhungen? Coal power plant

Versorgungssicherheit müsse versichert werden

Die Bundesregierung hat sich mit der Energiewende zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2050 mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu decken. Dass viele konventionelle Kraftwerke bis dahin abgeschaltet werden müssen, ergibt sich angesichts dieser Zahlen von selbst. Zur Sicherung der Stromversorgung in Zeiten geringerer Ökostromproduktion werden aber weiterhin Kohle- oder Gaskraftwerke benötigt. Aufgrund der vorrangigen Einspeisung von Ökostrom sowie den geringen Börsenstrompreisen rentieren sich diese aber oft nicht mehr. Energiekonzerne wie E.ON, ESWE oder RWE mussten bereits Milliardenabschreibungen auf ihre Kraftwerke vornehmen. ESWE-Chef Ralf Schodlock fordert angesichts dessen schnelle Handlungen der Bundesregierung – andernfalls drohten Nachteile für Stadtwerke bis hin zu Insolvenzen. Zwar kommt es in Unternehmen in öffentlichem Eigentum in der Regel nicht zu Insolvenzen. Konventionelle Kraftwerke, die mittlerweile oft unrentabel sind, belasten die Stromversorger aber zunehmend. So verweist Schodlock auf einen Fall in Gera, wo Stadtwerk und Verkehrsbetrieb nach Abschreibungen auf ein Gaskraftwerk Insolvenz anmelden mussten. Um weitere Insolvenzen in der Branche zu vermeiden, müsste dringend ein Finanzierungssystem für solche Kraftwerke aufgebaut werden, die zwar unrentabel sind, aber zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit weiterhin benötigt werden. Eine solche Entschädigung für die Bereitstellung von Reservekapazitäten sei laut ESWE-Chef Schodlock nichts weiter als eine „Versicherung für die Versorgungssicherheit“.

Energieversorger hätten zu spät auf Energiewende reagiert

Ob ein solcher Kapazitätsmarkt aber tatsächlich von Nöten ist, ist unter Experten strittig. So hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace in einer Studie vom März dieses Jahres kritisiert, dass die Stromversorger zu lange zu wenig in erneuerbare Energien investiert hätten. Dadurch, dass die Energiekonzerne zu spät auf die Energiewende reagiert hatten, seien die derzeitigen finanziellen Probleme hausgemacht. Bundeswirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel will sich nun dem Thema annehmen. Wie die Entscheidung letztlich ausfällt, ist noch komplett offen. Fest steht laut Experten aber: Sollte sich Bundesenergieminister Gabriel dazu entscheiden, einen Kapazitätsmarkt für unrentable Kraftwerke einzuführen und deren bloße Bereitstellung finanzieren, dürften dies wohl die Stromverbraucher über neue Umlagen auf den Strompreis zahlen. Bild: Coal power plant von peggydavis66, CC BY-SA 2.0 - bearbeitet von Tarifo.de