Stromanbieter wollen Kraftwerke vom Netz nehmen
Kategorie: Strom
Aufgrund der vorrangigen Einspeisung von Ökostrom in das deutsche Stromnetz rentieren sich konventionelle Kraftwerke oft nicht mehr. Viele Energiekonzerne müssen durch den Betrieb von Kohle- oder Gaskraftwerken Gewinneinbrüche in Kauf nehmen und wollen sie daher schnellstmöglich abschalten. Der Bundesnetzagentur liegen aktuell Stilllegungsanträge für 49 Kraftwerksblöcke vor. Doch nicht alle können genehmigt werden, da sonst Versorgungsengpässe drohen. Stromversorger fordern daher Geld für die Bereitstellung sogenannter Reservekapazitäten.
Regenerativ vs. Fossil
Regenerativ vs. Fossil
Energiewende sorgt für Gewinneinbrüche
RWE, E.ON oder EnBW – viele große deutsche Stromversorger haben Schwierigkeiten aufgrund der Energiewende. Die Einspeisung von Ökostrom hat Vorrang und aufgrund der niedrigen Börsenstrompreise rentiert sich der Betrieb von konventionellen Gas-, Kohle- oder Ölkraftwerken oft nicht mehr. Kritiker werfen den großen Stromanbietern vor, zu spät auf die Entwicklung auf dem Strommarkt reagiert und zu wenig in erneuerbare Energien investiert zu haben. Die Gewinneinbrüche, die einige Energiekonzerne hinnehmen müssen, seien daher hausgemacht. Um die Unternehmensbilanzen wieder gerade zu rücken, wollen große Energieversorger einige ihrer Kraftwerke abschreiben: aktuell sollen 49 Kraftwerksblöcke mit einer Leistung von insgesamt 13 Gigawatt vom Netz genommen werden. Das entspräche einem Sechstel des gesamten deutschen Strombedarfs. Für neun der Kraftwerksblöcke erteilte die Bundesnetzagentur keine Abschalt-Genehmigungen – sie werden als systemrelevant eingestuft und ein Abschalten der betreffenden Kraftwerke in Heilbronn, Marbach und Ingolstadt könnte die Versorgungssicherheit in Baden-Württemberg und Bayern gefährden. Dort stehen die meisten der Atomkraftwerke, die im Rahmen des beschleunigten Atomausstiegs bis 2022 vom Netz genommen werden sollen. Stehen dann nicht genügend andere Kapazitäten aus Ökostrom oder konventionellen Kraftwerken zur Verfügung, drohen Versorgungsengpässe.Strompreiserhöhungen drohen durch Zahlungen für Reservekapazitäten
Die großen deutschen Stromkonzerne wehren sich gegen den Zwang, ihre unrentablen Kraftwerke weiter laufen zu lassen. RWE-Kraftwerkschef Matthias Hartung betonte, man könne „keine Kraftwerke dauerhaft weiter betreiben, die rote Zahlen schreiben“. Neben unrentablen Gaskraftwerken werden von RWE aktuell auch wesentlich rentablere Braunkohlekraftwerke auf Stilllegungsmöglichkeiten hin geprüft. Angesichts der fehlenden Rentabilität der Kraftwerke und der mangelnden Möglichkeiten, sie vom Netz zu nehmen, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden, fordern die Stromversorger Geld für die Bereitstellung von Reservekapazitäten. Sie hoffen, dass die Bundesregierung entsprechende Regelungen im kommenden Jahr beschließen wird. Für Stromverbraucher könnten solche Kompensations-Zahlungen erneute Strompreiserhöhungen bedeuten. Bild: Regenerativ vs. Fossil von int2k, CC BY - bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
Lexikon