Stromanbieter machen Verluste: Drohen neue Strompreis-Erhöhungen?
Kategorie: Strom
Vergangene Woche hat der Energiekonzern RWE seine Bilanz für 2013 vorgestellt. Das erste Mal seit 60 Jahren musste das Unternehmen demnach Verluste hinnehmen – in Höhe von fast drei Milliarden Euro. Auch bei anderen führenden Energieversorgern wie EnBW oder E.ON rechnen Experten mit Gewinneinbrüchen oder Verlusten. RWE beteuert zwar, die Strompreise für seine Kunden trotz der Milliarden-Verluste nicht zu erhöhen. Verbraucherschützer befürchten aber zusätzliche Belastungen seitens der Politik, falls sich diese von RWE und Co. unter Druck setzen lässt.
Gavin, Coal Fired Power plant
Gavin, Coal Fired Power plant
Energiekonzerne reagierten zu spät auf Energiewende
Viele große Energiekonzerne in Deutschland machen die Energiewende für ihre zuletzt stark eingebrochenen Gewinne verantwortlich. Durch die gestiegene Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen fallen die Börsenstrompreise und das Betreiben konventioneller Kraftwerke rentiert sich oft nicht mehr. Experten von Greenpeace kritisieren in einer aktuellen Studie das Verhalten der Stromversorger und sehen die Konzerne selbst als verantwortlich für ihre derzeitige schlechte Lage. Laut der Studie „Gefangen in der Vergangenheit. Warum Europas große Energieunternehmen die Zukunft fürchten“ hätten die großen Energiekonzerne Europas zu spät auf die Energiewende reagiert. So hätten die vier größten Energieversorger Deutschlands - RWE, Vattenfall, EnBW und E.ON - im Jahr 2011 zwar einen Anteil von 74 Prozent an der Energieerzeugung gehabt. Ihr Anteil an der Ökostrom-Produktion ohne Wasserkraft lag aber bei lediglich 6,5 Prozent. Die meisten großen Stromversorger haben in den letzten Jahren begonnen, verstärkt in erneuerbare Energien zu investieren, auch um finanziell wieder auf die Beine zu kommen, denn für Ökostrom gibt es festgeschriebene Einspeisevergütungen. Die bereits entstandenen Verluste sollen aber nicht zulasten der Kunden ausgeglichen werden. So beteuert Stromanbieter RWE, dass die Strompreise für Kunden stabil bleiben sollen. Verbraucherschützer sehen dies als realistisch, schließlich sei RWE laut Vergleichsportalen schon jetzt einer der teuersten Grundversorger. Erneute Strompreis-Erhöhungen könnten den Stromversorger weitere Kunden kosten. Laut Studien beziehen mittlerweile nur noch 36 Prozent der Stromverbraucher ihren Strom vom örtlichen Grundversorger. Der Großteil der Stromkunden habe längst das Einspar-Potential eines Stromanbieter-Wechsels erkannt.Prämien für Reservekraftwerke
Doch auch ohne Strompreis-Erhöhungen von RWE und Co. befürchten Verbraucherschützer Zusatzbelastungen für Stromverbraucher. Da konventionelle Kraftwerke für die Versorgungssicherheit benötigt werden, ihr Betrieb für die Stromkonzerne aber oft unrentabel ist, fordern Energieversorger Geld für die bloße Bereitstellung von Kapazitäten. Einige Unternehmen kündigten an, dass ohne finanzielle Unterstützung Massenabschaltungen drohten. Sollte sich die Politik von den Drohungen einiger Energieunternehmen beeindrucken lassen, könnten die Zahlungen für Reservekraftwerke über eine zusätzliche Umlage auf die Verbraucher umgewälzt werden, so Experten. Verbraucherschützer fordern eine Diskussion über die Finanzierung der Versorgungssicherheit und hoffen, dass die Kosten nicht komplett auf die Endkunden umgelegt werden. Bild: Gavin, Coal Fired Power plant von DanaK~WaterPenny, CC BY - bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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