Energiewende: Siemens-Chef Löscher sieht Korrektur-Bedarf
Kategorie: Strom
Der Siemens-Vorstandsvorsitzende Peter Löscher hatte sich bisher stets diplomatisch über die Chancen und Risiken der Energiewende geäußert und Verbesserungsvorschläge ruhig und sachlich an die Politik herangetragen. Anfang Juni 2013 trat der Chef des seit über 165 Jahren bestehenden Konzerns vor die Presse und kritisierte ungewöhnlich scharf den status quo nach zwei Jahren Energiewende. Löscher verlangt von der Politik weitreichende Korrekturen in der Energiewende.
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Strompreise steigen „unkontrolliert“ und Klima sei nicht entlastet
Die Energiewende führe vor allem zu „unkontrolliert“ steigenden Strompreisen, nicht aber zur erwünschten Entlastung des Klimas, kritisierte Löscher vor dem Berliner Tempodrom. So würden witterungsbedingte Schwankungen in der Ökostrom-Produktion derzeit hauptsächlich durch Kohlekraftwerke ausgeglichen werden. Diese sind – im Gegensatz zu Gaskraftwerken – aufgrund des derzeit niedrigen Kohlepreises äußerst rentabel, führen aber laut Löscher dazu, dass der CO2-Ausstoß Ende 2012 sogar über dem des Vorjahres lag. Daher fordert der Industriemanager unter anderem, die Reduktion der Treibhausgasemissionen wieder an die erste Stelle der Energiewende zu stellen. Um dies zu erreichen solle mehr in klimafreundlichere Gas- und Dampfkraftwerke investiert werden. Die steigenden Strompreise hätten vergangenes Jahr zu einer Mehrbelastung an Stromkosten um rund 40 Prozent für Privatverbraucher und rund 20 Prozent für die Industrie geführt, erklärte Löscher. Dadurch sei die Industrie gefährdet und Deutschland würde als Firmen-Standort an Attraktivität einbüßen. Der Siemens-Chef wies ausdrücklich darauf hin, dass die deutsche Energiewende „nicht zu Lasten des Standorts“ gehen dürfte und sieht Deutschland „unter Zugzwang“, um mögliche Abwanderungen von Unternehmen zu verhindern.Ökostrom-Reduzierung könnte eine Lösung sein
Dass Löscher mit seiner Meinung zur Energiewende nicht allein ist, zeigt eine Umfrage von Siemens: 80 Prozent von 250 befragten Unternehmen, die mit Siemens Geschäfte machen, sehen Siemens zufolge Änderungsbedarf im Erneuerbare Energien Gesetz. Unter anderem könnte eine Reduzierung der Ökostrom-Förderung eine finanzielle Entlastung für die Industrie bedeuten, heißt es in der Umfrage. So sei ein Ökostrom-Anteil von 40, anstelle der geplanten 50 Prozent im Strommix bis 2030, „sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll“. Trotz der Kritik am EEG-Gesetz steht Siemens allerdings „voll hinter der Energiewende“, betont Löscher. Grundsätzlich sei sie eine große Chance für die Industrie, sofern die „kostspieligen Widersprüche“ beseitigt würden. Bild: Siemens von David Hall, CC BY - bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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