Ökostrom-Siegel-Test: Ökotest nimmt Ökostrom-Zertifikate unter die Lupe
Kategorie: Strom
Vor allem seit der Atomkatastrophe von Fukushima legen Strom-Verbraucher immer mehr Wert auf „grünen Strom“, also Ökostrom, der aus Erneuerbaren Energien erzeugt wird. Durch die Wahl eines Ökostrom-Tarifs wollen viele Verbraucher die Umwelt durch weniger CO2-Emissionen entlasten und der Atomenergie endgültig den Rücken kehren. Doch einen guten Ökostrom-Tarif zu finden ist im derzeitigen Label-Wirrwarr vor allem für Laien oft schwer. Das Testmagazin Ökotest hat daher die verschiedenen Ökostrom-Gütesiegel untersucht und stellte fest, dass sich Klimaschutz-Interessierte Verbraucher nicht uneingeschränkt auf alle Label verlassen können.
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Ökostrom-Tarife bei fast jedem Stromanbieter oft ohne Aufpreis verfügbar
Beinahe jeder der derzeit rund 1000 deutschen Stromanbieter kommt dem verstärkten Wunsch der Verbraucher nach „grüner“ Energie nach und bietet mittlerweile Ökostrom-Tarife an. Oftmals sind diese durch ein viel versprechendes grünes Label „zertifiziert“, was den Kunden Sicherheit in der Wahl dieses Öko-Tarifs suggeriert. Viele Stromversorger bieten außerdem Ökostromtarife ohne Aufpreis im Vergleich zu ihrem konventionellen Graustrom-Tarif an. Falls doch ein Aufpreis fällig wird, ist dieser in der Regel so gering, dass der Öko-Tarif immer noch günstiger als der Basis-Tarif des örtlichen Grundversorgers ist. Wie viel Öko-Engagement kann also in solch preiswerten Angeboten stecken? Das fragen sich mittlerweile viele Verbraucher. Dieser Frage ist Ökotest bereits im vergangenen Herbst nachgegangen. Die Mehrzahl der Verbraucher verlässt sich darauf, dass die verschiedenen Gütesiegel gesetzlich geschützt sind und gewisse Richtlinien erfüllen. Tatsächlich ist es jedoch so, dass der Begriff „Öko-Strom“ nirgendwo einheitlich definiert ist und allen Labels verschiedene Kriterien zugrunde liegen. Dr. Dietlinde Quak vom Öko-Institut in Freiburg empfiehlt Verbrauchern bei der Wahl eines Ökostrom-Tarifs auf das Grüner Strom Label Gold (GSL) sowie das ok-power-Label zu achten. Diese Gütesiegel zertifizieren neben Strom aus Erneuerbaren Energien auch Investitionen des Energieunternehmens in den Bau oder die Förderung von Anlagen zur Stromgewinnung aus regenerativen Energiequellen über die durch das EEG festgelegte Mindestsumme hinaus.Ökostrom-Gütesiegel halten oft nicht das, was sie versprechen
Der TÜV-Nord zertifiziert auch Ökostrom-Tarife, bei denen nicht über die gesetzlichen Vorschriften hinaus in den Bau regenerativer Anlagen investiert wird. Beim TÜV-Süd kann anstelle von Investitionen in den Ausbau der Erneuerbaren Energien Geld in einen Fonds eingezahlt werden. RECS-Zertifikate und EECS-Herkunftsnachweise sind keine Gütesiegel. Sie können vom Stromanbieter erworben werden, auch wenn dieser gar keinen Ökostrom aus dem angegeben Kraftwerk kauft. Klimaschutz-Interessierte Verbraucher, die den Ökostrom-Ausbau tatkräftig unterstützen wollen, können deshalb bei der Wahl eines Ökostrom-Tarifs besonders auf das ok-power-Label und das Grüner Strom Label Gold achten. Bis das Label-Wirrwar ein Ende hat und, wie vom Bundesverband der Verbraucherzentralen gefordert, ein gesetzlich geregeltes, einheitliches Gütesiegel, wie beispielsweise bei Bio-Lebensmitteln, eingeführt wird, kann es noch lange dauern. Bis dahin gilt: Augen auf beim Ökostrom-Vergleich. Bild: windrad_5 von dasboe, CC BY-SA 2.0 - bearbeitet von Tarifo.deDeutschlandkarte
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